𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 5

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»Robin, die Beinarbeit.« , schrie Max ihm zu, während er im Ring herumtänzelte und den Schlägen seines Gegners auswich.

Nachdem das mit Nia geschehen war, hatte er sich schnell dazu entschlossen ein wenig Box-Training im Angriff zu nehmen. Er wusste, dass dies keine Form der Gewalt rechtfertigte. Aber Robin wollte nie wieder, dass Nia je den Gedanken hegen könnte, sich abermals vor ihn zu stellen. Er hatte beabsichtigt, dass sie wissen sollte, dass er im Stande wäre, sich zu wehren, falls es je hart auf hart kommen würde.

Irgendwie war es auch eine kleine Sucht mittlerweile geworden. Er trainierte gerne hier. Sein Vater war fast immer mit dabei.

Meist machte er im Gegensatz dazu sein Ding, schließlich betrieb er hier ebenfalls Sport.

Robins Trainer Carlo stand neben Max, und rief auch irgendwas, was er jedoch durch die momentane Lautstärke nicht mitbekam. Er wich ein weiteres Mal gekonnt aus, duckte sich, kam wieder hoch und verpasste seinem Gegner einen gezielten Schlag.

Max kam in den Ring und hob ihn kurz an. »Hey, das war sehr gut.«

Auf dem Boden nahm er seinen Mundschutz heraus. »Das hätte besser sein können.«

»Nein nein. Hey. Das hast du richtig gut gemacht.«

Sein Gegenspieler kam auf ihn zu, ließ sich die Handschuhe ausziehen und reichte seine Rechte Robin hin. »Du bist besser geworden.«

Er zog sich seine ebenso aus und schlug ein. »Du bist ja auch ein guter Gegner, um zu lernen.«

»Hey Vince.« , rief Max und hielt Ausschau. »Hast du gesehen?«

Vincent, der gerade seine Laufrunde beendete kam nun zu ihnen. »Nein. Was war?«

»Dein Sohn hat gewonnen.«

»Das war doch kein echter Kampf.« , sprach Robin, als sein Vater ihn ebenso dafür stürmisch und voller Stolz gratulierte.

»Sieg ist Sieg.« , meinte Max und wuschelte durch sein Haar.

»Ja hör auf ihn. Er weiß, wovon er spricht.« , sagte Vincent.

»Du hast Potenzial. Das könnte man fördern.« Max wusste tatsächlich, wovon er sprach. Er förderte und managte schließlich Box-Talente neben seiner Musikkarriere, wo er eher als Kontra K bekannt war.

Robin lachte. »Nee nee. Ich benötige das nur als Ausgleich zum Alltag und für mich.«

»Ist auch eine gute Einstellung.« Er wuschelte ihm erneut durch die Haare und entfernte sich mit Carlo, nachdem dieser ihm ebenfalls noch sagte, wie sehr er sich verbessert hatte, während sein Vater bei ihm blieb und mit ihm in der entgegengesetzten Richtung den Ring verließ.

»Haste Bock danach noch mit ins Studio zu kommen? Oder wartet Nia. Ich mein', du wolltest doch mal wieder etwas aufnehmen.«

»Nein. Also nein, die wartet nicht. Ich komm' gern' mit.«

Vincent blieb verwundert stehen. »Wow. Sie hat dich mal nicht ... eingeplant?«

»Nee. Ist auch gut so. Ich hab' ja nichts dagegen, wenn wir uns immer sehen, aber sie spannt mich bei Dinge ein, die mich echt nicht interessieren, und wo ich besser andere Angelegenheiten hätte machen können.« , sagte er und setzte sich mit ihm auf eine Bank, wo beide je einen kräftigen Schluck aus ihren Trinkflaschen tätigten. »Letzte Woche musste ich dabei zusehen, wie sie ihre Nägel hat machen lassen und danach saß ich Ewigkeiten beim Friseur fest.«

Vincent lachte. »Dann sag' ihr doch ...«

»Du kennst Nia. Die nimmt alles als Angriff an. Als ich mal 'ne Zeitlang nicht ...« Er stoppte ab, als er sich erinnerte, das er mit seinem Vater hier saß und mit ihm nicht vorhatte, über sexuelle Dinge zu reden. »... sie denkt halt direkt, ich lieb' sie nicht, ich finde sie nich' hübsch genug, und und und.«

»Ja, ich kenn' sie. Aber du kannst auch nicht ewig alles so tun, wie die kleine Prinzessin es möchte.« , sprach Vincent und trank erneut. »In einer Beziehung ist es noch mal so wichtig.«

»Ja, aber ... ich geh' lieber der Diskussion aus dem Weg.« , gab er zu.

Sein Vater grinste und schüttelte den Kopf. »Du bist noch jung. Eure Beziehung ... entwickelt sich noch. Auch wenn du das jetzt nicht so siehst. Wenn man älter ist, dann ...«

»Du warst doch fast im selben Alter wie ich, als du mit Mama zusammengekommen bist.«

»Ja. Nein. Jein. Ich war ... neunzehn, zwanzig ... ehm einundzwanzig. Also das mit uns war ja von Anfang an ... ein wenig anders.«

»Ja On-Off nennt sich das.«

»Nein. Das war ... noch komplizierter. Sie hatte ja einen Freund, und ... egal, ehm ... ich will damit nur sagen, dass ihr noch lernen müsst, wie man ... miteinander lebt. In jungen Jahren sind Beziehungen eher nur ... na ja, du weißt schon.«

»Wir machen auch and're Dinge.« Er stand auf. »Wie den anderen supporten, wenn sie sich neue Krallen machen lässt.«

Vincent stellte sich ebenfalls hin. »Haste jetzt ein Trauma 'wa?!« Er lachte.

»Ich musste halt dringend mit dem Referat beginnen. Wenn ich den Anfang hab', dann läuft der Rest.«

»Du hast es doch ...«

»Ja, aber ...« , unterbrach er ihn. »... ich mag es nicht Dinge wegzuschieben. Ich erledige immer alles lieber direkt.«

»Du musst mir nicht erzählen, wie du bist. Du bist mein Sohn. Ich hab' dich produziert.«

»Ekliger Gedanke, aber ... immer wieder nett, wenn du mir ungewollt Dinge ins Hirn haust.«

»Das sind deine Gedanken, die du da führst.«

»Ja dank deiner Worte.« Er roch an sich. »Ich geh' duschen. Brauchst du noch lang', oder ...?«

»Ich lauf' noch eine Runde und dann mach' ich mich auch fertig.« , sagte er und stellte sein Getränk wieder ab.

Robin beeilte sich unterdessen unter dem kühlen Nass und ging, nachdem sein Vater später immer noch nicht in der Umkleide zu finden war, nach draußen. Mit Sicherheit hatte dieser sich wie so oft festgequatscht.

Er checkte sein Handy und ging den großen Parkplatz entlang, statt am Eingang zu warten.

Nia hatte ihm nicht geschrieben. Sie hätte etwas zu tun, hatte sie vor seinem Training gesagt. Es war neu ... ungewohnt ... aber ... er fand es gut. Sie mussten ja wirklich nicht alles gemeinsam machen. Vielleicht war sie ja seinem Rat gefolgt, oder ... sie hatte ein neues Hobby, wovon er noch nichts erfahren hatte. So oder so war es besser, als wenn sie fast den lieben langen Tag nur im Bett verbrachte und nachts jeden wachhielt.

Er sah nach hinten. Sein Vater war endlich zu sehen ... jedoch näherte er sich ihm oder dem Auto nicht, sondern telefonierte.

Robin steckte sein Handy weg und blickte geradeaus ... hin zum Burger King. Ein blondes Mädchen saß dort, in etwa seines Alters.

Was für ein seltener Anblick.

Nicht das Mädchen. Das ... drumherum.

Sie saß da doch tatsächlich mit einem Buch in ihren Händen, welches sie las. Ohne etwas Essbarem, aber mit einem Getränk.

Irgendwie brachte ihn das zum Lächeln, weil die meisten, insbesondere in ihrem Alter, ihre Nase nur noch auf das Display ihrer Handys steckten.

Sie trank und stand auf, dabei hörte sie nicht auf ihr Buch aufrecht zu halten und weiter zu lesen, als sie ging.

Robin sah, wie sie die Türe öffnete und erst dann kurz ihre Lektüre nach unten nahm.

»Worauf wartest du?« , erklang die Stimme seines Vaters ein wenig laut.

Robin zuckte zusammen und drehte sich um. »Erschreck' mich doch nicht so.«

»Ja du hast beim ersten Mal nichts gehört.«

Er runzelte die Stirn. Hatte er ihn schon davor angesprochen?

Sein Blick ging zurück zum Burger King. Das Mädchen war nicht mehr zu sehen.

»Kommst du?« Sein Vater entriegelte den Wagen.

»Ja ja. Ich komm' schon.«

Und mein kleines Herz bounced, es ist fast wie im TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt