»Moment mal.« , hörte Nia ihren Vater rufen, als sie gerade das Haus verlassen wollte. »Wohin willst du?« Sein Kopf kam zum Vorschein, dann der Rest.
Irgendwie hatte sie die Hoffnung, er wäre zu beschäftigt, um zu bemerken, dass sie jetzt noch rausgehen wollte. Den ganzen Tag hatte sie mit Nic telefoniert und alles geplant, wie sie was genau machen, sobald sie ebenso die Zusage bekäme. »Selina hat gleich frei. Ich wollt' mit ihr auf die Sonnenbank.«
»Ja okay, aber nicht so spät nach Hause kommen.«
Sie stöhnte auf. »Es ist Wochenende. Und ich bin achtzehn.«
»Ja und trotzdem sollst du nicht so spät kommen.«
»Boah.« , ächzte sie auf.
»Nia bitte.«
»Ja, is' doch gut.«
»Was ist mit Robin? Kommt er auch?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Der muss ... so ein dummes Referat beenden.«
»Ist ihm halt wichtig.«
»Jaja ich weiß.«
Nia sah, wie ihr Bruder Max angekrabbelt kam und sich schließlich an den Beinen seines Vaters nach oben zog, bis dieser ihn auf den Arm nahm. Und da kam auch schon Joy, die direkt in Babysprache motzte. »Ja mein Schatz. Komm her. Papa hat doch zwei Hände.« Er hievte sie ein wenig ungalant ebenso hinauf und blickte danach wieder in die Richtung seiner Ältesten. »Komm' einfach nicht so spät, okay.«
»Hast doch eh beide Hände voll zu tun.« Sie bemerkte an seinem Blick, dass er direkt an die Zeit dachte, wo sie ein wenig unsichtbar war aufgrund der Probleme ihrer Eltern, die sie damals hatten. »So hab' ich das nicht gemeint.« , fügte sie dem schnell bei. »Ich meinte nur, du hast ja keine Langeweile gerade.«
»Nee. Die beiden halten uns alle auf Trab, wie du weißt, aber deine Mutter ist heut in der Bar, deshalb ...«
»Ich komm' nicht so spät.«
»Gut ... und pass bitte auf.«
Nia, die gerade schon die Klinke in der Hand gehalten hatte, drehte sich wieder um. »Papa mir geschieht nichts. Ich bin alt genug und ... ihr müsst mir mehr zutrauen.«
Freiheit schenkten sie ihr tatsächlich zu Genüge, dennoch war immer ein wenig Angst vorhanden, wenn sie zu später Stunde unterwegs war. »Schatz ich weiß, aber ...«
»Nein bitte. Kann das endlich aufhören. Ich bin kein kleines Kind mehr. Was macht ihr, wenn ich ausziehen will? Darf ich dann nicht, weil ihr schauen wollt, was ich ...?!«
»Das hat doch keiner gesagt.« Dag positionierte die Zwillinge ein wenig höher. »Aber du willst doch nicht wirklich jetzt schon ...«
Nia fuhr zurück. »Nein, aber ... so etwas kann schneller gehen, als man denkt. Ich will nur, dass ihr mir endlich mehr zutraut. Und mich nicht mehr so behandelt, als wär' die Sache gerade erst gestern geschehen.«
»Ich weiß. Wir ... meld' dich einfach nur, sobald etwas ist.«
Sie ging auf ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, wobei Max ihr Haar zog. »Du bist ganz schon frech, weißt du das.« , sprach sie zu ihm, während er grinste.
»N-Ja.« , kam über seine Lippen. Es hörte sich an, wie ein überlegtes Ja, sollte aber eigentlich ihren Namen verkörpern.
»Ni-a.« , sprach sie.
»Wenn du den beiden weiterhin deinen Namen so vormachst, iahen die irgendwann.« Ihr Vater machte einen Esel nach.
»Haha.« , sagte sie und ging nun zur Türe. »Ich bleib' nicht so lang'.« Eilig ging sie nun nach draußen.
Eigentlich hatte sie vorgehabt heute Selina einzuweihen, aber ein wenig hatte sie Panik das ihr Plan und Wunsch dann vorher herauskommen könnte.
An der Reaktion ihres Vaters hatte sie bemerkt, das zumindest er noch nicht so weit war, davon zu erfahren. Obwohl sie es tatsächlich als Schwachsinn empfand, wenn man bedachte, wie jung ihre Eltern ihr eigenes Leben gelebt hatten, ohne Erziehungsberechtigte, die irgendwie ... mitmischten.
Nia war eigentlich zuversichtlich. Selbst wenn sie es nicht gutheißen würden, konnten sie nichts daran ändern. Ihre Entscheidung war gefallen. Jetzt wartete sie nur noch auf das Casting, falls denen alles andere zugesagt hatte, was sie vor Tagen hingeschickt hatte. Aber selbst da war sie optimistisch.
Für das Vorsprechen hatte sie sich auch schon etwas Passendes ausgesucht.
Nia wollte einen Monolog von der Prinzessin Eboli aus Don Carlos vortragen. Sie war irgendwie der Meinung, dass Romeo und Julia mit Sicherheit einige vortrugen.
~ Nein. Verdrungen nur. Verdrungen von einer Nebenbuhlerin. Er liebt. Keine Zweifel mehr. Er hat es selbst bekannt. Doch wer ist diese Glückliche? ~
Die Worte erklangen schon auswendig in ihrem Kopf. Dazu gehörten eigentlich noch mehr, aber dies waren die Ersten, die ihr momentan einfielen.
Mit Nic übte sie bereits. Er sah ihr dabei zu, wie sie performte und gab ihr Tipps, wie sie am besten Pausen einlegte, um den nächsten Satz kraftvoller darbieten zu können.
Ob nun Schauspielerei oder Musikerin ... so oder so war es etwas, was sie für die Zukunft anstrebte.
Jeder musste also Verständnis dafür aufbringen können, wenn sie nun eigenhändig ihre Träume erfüllte.
Jeder ...
Sie dachte kurz an Robin. Aber warum sollte er sie nicht unterstützen? Er wollte doch, dass sie etwas tat ... ohne darauf zu warten, das jemand anderes es für sie arrangierte.
Ja, Nic hatte ihr geholfen, aber Robin meinte ja eher Hilfe von Personen der Öffentlichkeit.
Sie hatte nicht mal vermerkt, dass ihr Vater Dag-Alexis Kopplin sei. Obwohl sie es irgendwie in ihren Lebenslauf mitteilen wollte. So ein kleiner Hinweis, dass sie die Tochter eines nicht mehr sehr unbekannten Sängers war. Doch in dem Moment musste sie an Robins Aussage denken. Das wäre etwas, was er ihr dann vorhalten könnte, sobald er die gute Nachricht erfahren würde.
Nein, das war nicht ihr Ziel.
Auch hatte sie nicht vor, ihn einzuweihen. Sie wollte nicht, dass etwas störte.
Sie wollte sich einzig darauf konzentrieren.
Auf ihren Traum, endlich berühmt zu werden.
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Und mein kleines Herz bounced, es ist fast wie im Traum
FanfictionSPIN-OFF der Dag und Isy Story Jemanden zu lieben, heißt nicht unbedingt, mit dieser Person auch glücklich zu sein. Das muss Robin leider immer mehr erkennen, denn obwohl er und Nia sich lieben, gibt es ein Problem, das ihre Beziehung zu zerstören...