𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 1

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Einige Wochen zuvor.


»Fuck. Fuck. Fuck. Fuck.« Robin fiel über seine eigenen Füße, als er aus dem Bett sprang und seine Boxershorts suchte.

»Boah. Sei doch mal leise.« , nuschelte Nia, die sich die Decke über den Kopf zog.

»Ich kann nicht leis' sein. Ich muss mich beeilen.«

Seine Freundin stöhnte auf. »Dann beeil' dich leiser.«

Robin zog den Reißverschluss seiner Jeans nach oben und hielt anschießend Ausschau nach seinem T-Shirt. »Wo ist mein Oberteil?«

»Das trag' ich.«

»Dann zieh es aus. Ich muss los.«

»Nimm eins von meinen.«

»Ehm ... nein.« , sprach er. »Nun gib schon her. Ich bin schon zu spät.« Er zog an der Decke, doch Nia hielt sie krampfhaft fest. »Niaaaaa. Ich hab' heut zwei wichtige Klausuren.«

»Du musst zur Schule?« , fragte sie und ließ los.

»Ja, das habe ich gestern aber schon gesagt, als ich bei dir ankam. Und deswegen hab' ich mir auch den Wecker gestellt ... der nicht ging.« , meckerte er und nahm sein Oberteil entgegen, welches sie ihm hinhielt, nachdem sie es ausgezogen hatte.

»Den hab' ich ausgestellt.« , sagte sie beiläufig und deckte sich wieder zu.

»Was?« Robin steckte seinen Kopf durch sein Shirt. »Wieso?«

»Weil es mich geweckt hat und weil ich weiterschlafen wollte.«

»Ja danke Nia. Vielen, vielen Dank.« Er schnappte sich seinen Rucksack und öffnete die Türe.

»Baby.« , hörte er sie rufen und drehte sich um. Ihre Arme gingen in die Lüfte, ihre Augen waren geschlossen und die Lippen gespitzt.

Er schnaufte auf, stampfte zurück und küsste sie, woraufhin sie sich an ihn klammerte und ihn damit zu Fall brachte. »Nia ... ich muss los.«

»Glänz' doch heut mal durch deine Abwesenheit.« , sagte sie und küsste sein Gesicht ab.

»Nein, das geht nicht.« Er versuchte, aufzustehen, allerdings schlang sie nun zusätzlich ihre Schenkel um ihn rum. Nicht zu vergessen sein störender Rucksack, der ihm nun fast im Nacken hing.

»Steh' ich nicht an erster Stelle? Ich will mit dir noch im Bett bleiben.« , sprach sie in verstellter Babysprache.

»Nia, ich muss echt los. Wenn ich die Arbeiten verkacke, kann ich alles danach vergessen.« Er wuselte sich nun endlich aus ihrem Klammergriff. »Such' dir doch 'nen Job. Mach irgendwas. Dann ...«

»Nein. Was soll ich denn tun?«

»Keine Ahnung. Kannst ja auch kellnern, oder ...«

»Neeeeee.«

»War nur 'n Vorschlag. Dachte, wenn du mal langsam beginnst, einen normalen Tagesablauf wieder zu haben, dann ...«

»Nee.« , gab sie als Antwort und drehte sich um.

Robin sah kurz auf ihren nackten Rücken und entschied sich, dass die Diskussion sich jetzt eh nicht lohnen würde. Ansonsten würde er noch später in der Schule erscheinen, als ohnehin schon.

Er ging nun nach draußen und anschließend die Stufen hinauf.

In dem neuen Haus, wo Dag und Isabelle, nachdem sie wieder zusammengekommen sind, hingezogen waren, hatte Nia hier unten ihr eigenes Reich. Es war wie ... eine kleine persönliche Wohnung. Sie liebte es. Sie liebte den Freiraum.

Ihre Eltern taten nach ihrem Unfall alles, mit dem Ziel, dass sie glücklich war. Demzufolge gab es auch keinen Druck, damit sie nicht nur den lieben langen Tag faulenzte.

»Hey. Guten Morgen.« , sprach Dag, der gerade im Flur an ihm vorbeiging ... mit der einjährigen Joy auf seinem Arm. Mittlerweile trug die Kleine, die mit nur wenig Haaren auf dem Kopf zur Welt kam, mehr Locken ihr Eigen, als ihr Zwillingsbruder Max oder ihre ältere Schwester. Nur das sie als einzige ein dunkles Blond besaß im Gegensatz zu ihren Geschwistern.

Ihr Kopf war an Dags Brust angelehnt.

»Morgen.« Robin versuchte, auf dieser Etage, seine Schuhe flink anzubekommen, und fiel dabei fast hin.

Dag kam wieder um. »Bist du so in Eile? Willst du nicht mit uns frühstücken?«

»Nee. Keine Zeit. Muss in die Schule.«

»Du kannst gerne noch mit uns essen.« , erklang Isabelles Stimme aus der Küche.

»Nee echt nicht. Ich muss los.« , antwortete er.

»Oh. Ja dann.« , sprach er. »Hast du Geld mit? Soll ich dir was geben?«

»Nein. Nein. Passt schon. Ich muss echt los.«

»Sicher? Frühstück ist ...«

»Geht schon klar Dag. Ich muss echt los.« Er verabschiedete sich und sprintete los. Immer weiter und weiter ... und kam schließlich völlig außer Atem bei den Stufen der U-Bahn an, die er auf eine gewisse Art fast im Sauseschritt hinunterglitt ... um anschließend dabei zuzusehen, wie die gewünschte Bahn vor seinen Augen davonfuhr. »Fuck.« , sagte er, checkte die Anzeigetafel und nahm platz.

Er kramte sein Handy hervor und schrieb seinem besten Freund Elias.

- Kannst du es irgendwie hinbekommen, dass nicht auffällt, dass ich noch nicht da bin.

Es dauerte nicht lang und er bekam eine Antwort.

- Wir haben doch erst später. Erste bis dritte Entfall. Hast du nicht die App gecheckt?

Robin ging in die dafür vorgesehene App, wo sie immer den Vertretungsplan geschickt bekamen. Die letzte Aktualisierung wurde bereits angesehen. Er konnte sich denken, wer es geöffnet hatte. Angeschaut eher weniger. Nia hatte dies bestimmt weggedrückt beim Versuch, den Wecker auszustellen.

Hauptsache er hatte fast 'nen Beinbruch erlitten, während Madame im Bett ratzte und ihren Schönheitsschlaf abhielt.

- Ich komm' zu dir. Dann können wir gleich zusammen los. Ich müsste bei dir auch noch Zähneputzen. Hoffe, hast eine Frische da.

Textete er in dem Fall Elias zurück.

- Okay. Jaja haben wir. Ich mach' mich dann jetzt fertig. Dann können wir ja gemeinsam frühstücken gehen.

Robin sendete einen Daumen hoch zurück und stieg in die andere Bahn ein, die just in dem Moment hinter ihm eingefahren war.

Was für ein toller Start in den Tag.

Und mein kleines Herz bounced, es ist fast wie im TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt