Und mein kleines Herz bounced, es ist fast wie im Traum

𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 13

Robin wartete am Bahnhof.

Nia war heute Mittag auf dem Weg zurück nach Berlin. Er hatte ein extrem schlechtes Gewissen, weil er dieses andere Mädchen ein wenig zu lange angesehen hatte.

Mit einem Strauß roter Rosen saß er nun hier. Würde sie es merken, dass er diese nicht allein wegen ihrer Ankunft gekauft hatte?

Sollte er es ihr sagen? Einfach zugeben?

Er war sich unsicher.

Es war ja kein Fremdgehen. Er hatte ganz natürlich ... nur geguckt. Mehr nicht. Und das würde er auch nie. Er liebte Nia. Nur ein Blick. Mehr war es nicht.

Doch weswegen fühlte er sich so mies?

Er hatte in der Tat keinerlei Gedanken in diese Richtung gehabt. Nur hingeschaut, ohne nachzudenken, wieso, weshalb, warum.

Konnte man ihm dann wegen irgendwas Vorwürfe machen?

Seine Augen waren ja zum Sehen gemacht. Er sah ja auch jetzt viele Leute an. Genau. Es war also nichts Schlimmes.

Man konnte ihm ja nicht zur Last legen, wenn seine Augen irgendwo hinblickten. Das geschah ja, ohne ...

Seine Gedanken stoppten ab.

Nein, er hat hingeschaut, weil er hinschauen wollte. Egal, wie schön er es sich redete, er hatte dieses Mädchen angeguckt. Sie gefiel ihm.

Was war denn los mit ihm?

Er hatte eine hübsche Freundin. Zudem kannten sie sich ja schon immer. Also ... wieso hatte er dann ein völlig fremdes Mädchen angegafft?

So war er doch nicht.

Er verabscheute so etwas.

Robin erinnerte sich noch genau daran, wie Nias Vater untreu gewesen war. Und die kleinen Streitereien, die er aufgrund dessen mit seiner Freundin gehabt hatte. Rückblickend war er auch im Bilde gewesen, das einiges in der Beziehung von Isabelle und Dag nicht gestimmt hatte. Dennoch hielt er fremdgehen, für etwas äußerst Schlimmes.

Doch das hatte er ja nicht getan.

Oder ... wo genau begann untreu sein?

Er merkte, wie sein Herz raste. Er legte die Blumen neben sich auf die Bank und holte sein Handy hervor.

~ wo beginnt Untreue ~

Tippte er eilig in die Suche ein.

~ Für einige fängt das Fremdgehen erst an, wenn der Partner Sex mit einer anderen Person hatte. Für andere gilt man bereits als Fremdgeher, wenn der Partner zum Beispiel heimlich mit einer Person schreibt oder sich auf ein Date trifft. Laut Definition finden beim Fremdgehen sexuelle Handlungen statt. ~

Okay. All das hatte er ja nicht getan. Geschweige denn in Aussicht.

Dennoch ... tippte er weiter.

~ ist gucken fremdgehen ~

Er runzelte die Stirn.

~ Warum Pornoschauen nicht Fremdgehen ist. Er schaut Pornos, sie ertappt ihn dabei: Gerade für Frauen fühlt sich das wie ein Betrug an. ~

Okay ... das war nicht das, was er gemeint hatte.

Schnell löschte er alles wieder.

~ ist es normal andere Mädchen attraktiv zu finden ~

Warum schrieb er so etwas?

Die Antwort las er trotzdem.

~ Ihre klare Antwort: „Es ist erstmal normal, dass wir auch andere Menschen attraktiv finden, wenn wir in einer Beziehung sind." Ihre Einschätzung deckt sich auch mit der Biologie. So schreibt der Forscher Daniel Haag-Wackernagel, dass wir ständig andere Menschen analysieren. ~

Hatte er die Blondine ... analysiert?

War das ... der eigentliche Grund gewesen?

Doch was bedeutete ... analysieren? Selbstverständlich kannte er das Wort und die Bedeutung war ihm ebenso nicht fremd. Doch ... was hatte er analysiert?

Sie hatte ein Buch dabei gehabt.

Genau wie davor auch.

Demzufolge war sie ihm ja in einfachen Worten aufgefallen. In der Zeit der digitalen Welt war das natürlich ein ... Unikat.

Das war es, weshalb er ihr Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Das sie zudem seiner Meinung nach auch hübsch war, war ... zweitrangig. Er hatte ja nicht ausschlaggebend deshalb hingesehen.

Es war tatsächlich das Buch.

Man konnte ihm also nichts vorwerfen.

Er war treu.

Er liebte Nia.

Er würde ihr niemals fremdgehen.

Nie-mals.

»Du hättest dir ja wenigstens mehr Mühe geben können und mir entgegenlaufen kommen. Das wär' voll süß gewesen.« , jammerte seine Freundin unerwartet, als sie vor ihm erschien.

»Nia. Du ... du bist schon da.« Er stand auf, umarmte und küsste sie. »Sorry, ich war voll ... in Gedanken.« Er küsste sie abermals ... und noch ein weiteres Mal.

War das zu viel?

Tat er das, weil er doch Schuld empfand?

»Ach ist nicht schlimm. Mir geht es sooooo gut, aber die Fahrt hierhin war soooo endlos lang. Mein Akku ist leer. Hat schon nach paar Minuten den Geist aufgegeben, weil ich vergessen hatte zu laden.« , sprach sie und winkte einigen Jungs zu, die vorbeigingen.

»Wer war das?«

»Die hab' ich auf der Fahrt kennengelernt. War voll witzig.«

»Du ... du hast mit denen geredet?« Robin sah den Jungs hinterher. »Einfach so?«

»Mein Akku war leer. Ich brauchte Unterhaltung.« Sie küsste ihn. »Bist du mit dem Auto hier?«

»Nein.« Er schaute nochmal zu den Jungs. »Ich ... ich darf doch noch nicht alleine.«

Nia stöhnte auf. »Dann lass uns mi'm Uber fahr'n.«

»'kay.« Einer der Jungs sah ihn an, eh er sich wieder seiner Freundin widmete. »Ehm ... mit ander'n zu reden ist nicht ... schlimm?!« Irgendwie wollt er es nicht als Frage äußern.

»Was?« Irritiert sah sie ihn an. »Bist du sauer, weil ich mit denen geredet hab'?«

»Nein. Nein. Wirklich nicht. Ich mein', würdest du es schlimm finden, wenn ich ... mich mit ...«

»Nein. Warum sollte ich?«

Robin versuchte ihre Aktion mit seiner auf einer Waage zu vergleichen. Sie hatte sich Stunden mit irgendwelchen Typen unterhalten. Er hatte ein Mädchen angesehen.

Was war da schlimmer?

Er war nicht mal sauer oder eifersüchtig auf seine Freundin. Sie war halt so. Nia sprach generell mit vielen Leuten und fand auch schnell Anschluss. Das bedeutete nichts.

Aber er ... er hatte dieses Mädchen angesehen. Ein Mädchen. Nicht mehrere. Es war einzig und allein sie gewesen. Und das viel zu lang.

Symbolisch sah er, wie die Waage nach unten krachte.

Er war schuldbeladen.

Sein Blick fiel auf die Bank ... die Blumen nahm er rasch in die Hand. »Hier. Die ... die hab' ich dir geholt.«

»Oh wie süß.« , sagte sie und umarmte ihn. »Die sind wunderschön.«

Er lächelte sie an. »Du bist wunderschön.«