𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 16

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»Hi Hannah. Weißt du, wo meine Mutter steckt?« Nia sah sich dabei selbst in der Bar um.

»Sie müsste im Büro sein.« , zeigte diese. Seit ihrer Wiederkehr in Berlin, sowie der Neueröffnung der Bar, arbeitete sie mit Isabelle Hand in Hand dort.

Nia nickte nur und klopfte anschließend, nachdem sie sich wieder im Flur befand, an der Türe, wo ihre Mutter ihren Arbeitsraum hatte.

»Ja?« , hörte sie diese rufen.

Langsam öffnete sie den Eingang. Isabelle saß am Schreibtisch und besah sich irgendwelche Unterlagen. Lächelnd nahm sie ihre Tochter in Empfang. »Hey, was machst du denn so spät hier?«

»Wollt' halt zu dir.« , sagte sie und setzte sich auf die Couch, welche sich dort befand.

»Ist irgendwas vorgefallen?«

»Nein.«

»Weiß dein Vater, dass du so spät noch hier bist?« , fragte sie.

»Nein. Und ... ehrlich (?!) ... ich werde neunzehn.«

»Ja, aber ich denke mal, es ist nicht zu viel verlangt, wenn du ihm vorher sagst, wo du bist.«

»Du weißt doch jetzt, wo ich bin.«

Nia sah, wie ihre Mutter ihr Handy nahm und etwas textete. Mit Sicherheit war dies eine Mal an ihren Vater. Wann sahen sie endlich ein, dass sie kein kleines Kind mehr war?

»Wie wäre dein Leben jetzt, wenn du damals nicht nach Berlin gezogen wärst?« , fragte sie in der Konsequenz.

Isabelle betrachtete sie. »Du meinst, wenn ich in Köln geblieben wäre?«

Nia nickte. »Ja genau.«

»Nicht gut.«

»Wieso? Also warum denkst du, dein Leben wäre dann nicht gut?«

Ihre Mutter stand auf und setzte sich zu ihr. »Ich hätte meine Familie nicht. Dich, dein Vater ... deine Geschwister.«

»Ja, aber du wüsstest ja dann nichts von uns.«

»Da hast du Recht, aber nichts würde mich glücklicher machen.«

»Aber vielleicht wären da ... auch deine Träume in Erfüllung gegangen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Niemals. Die Menschen, mit denen ich gelebt habe ...« Isabelle bezeichnete diese schon lange nicht als ihre Familie. »... haben nie an meine Träume und Wünsche geglaubt. Ich hätte mich fügen sollen. Ein Leben leben, wie es ihnen gefällt. Ich wär' keineswegs glücklich geworden.«

»Also war es für dich die einzig richtige Entscheidung, deinen Träumen zu folgen.«

»Ja. Definitiv.«

»Und wenn ... stell' dir mal vor, Papa hätte in Köln gelebt. Du hättest ihn da kennengelernt. Wärst du dann ... trotzdem nach Berlin gezogen?«

»Also ... ich bin ja nicht wegen eines Jungen hergezogen. Sondern ... um frei zu sein.«

»Ja aber ... hättest du ... Papa verlassen, für deine Freiheit und ... deine Träume?«

»Was sind das für Fragen Nia?« Isabelle zog die Augenbrauen zusammen.

»Nur so.« , log sie. »Mich interessiert es einfach.«

»Dein Vater hat und hätte diesen Menschen nie gefallen. Die Beziehung hätte nie gehalten. Die hätten einen Keil dazwischengeschoben. Da bin ich mir sicher.«

»Ja, aber ... wenn alles normal gewesen wäre, was wäre dir dann wichtiger gewesen?«

»Nia, ich liebe deinen Vater. Dein Vater ist meine Familie. Meine große Liebe. Ich kann mich da jetzt schlecht hineinversetzen, wie ich mich in so einer Situation verhalten hätte, weil ... sie einfach unrealistisch ist. Das war nicht mein Leben. Mein Leben hat erst hier begonnen ... und das mit ihm ... und meinen Träumen.«

»Aber ...«

»Nein. Ich versteh' wieso du fragst.« , unterbrach sie ihre Tochter.

Nia zog eine Augenbraue hoch. »Ja?«

»Ja. Natürlich.« Isabelle nahm ihre Hand. »Dein Vater und ich hatten einige Probleme, und ... wir sind auch noch lange nicht da, wo wir hin wollen, aber ich kann dir versprechen, dass wir beide uns sehr sehr lieben.«

»Ja, ich weiß, wie lieb ihr euch habt.« Sie löste sich aus der Umarmung. »Hab' letzte Nacht eure kleine Aktion in der Badewanne mitbekommen, als ich ...« Sie stoppte ab. Das wollte sie nicht erzählen. Nicht nur, dass sie ihre Eltern beim Sex im Badezimmer vernommen hatte, sondern auch das sie sich nachts noch rausgeschlichen hatte, um feiern zu gehen.

»Du warst ... wo ...?«

Sie stand auf. »Ich war Feiern mein Gott. Ist doch egal.«

»Nia, wenn etwas geschehen wäre. Wir müssen doch wissen, wo du dich ...«

»Nein. Das müsst ihr nicht. Betreibt euren ... Wassersport, aber lasst mich doch das tun, was ich will.«

»Also erst einmal, es tut mir leid, dass du etwas davon mitbekommen hast. Eigentlich passen wir sehr auf, dass sowas nicht geschieht, und ...«

»Darum geht's doch jetzt gar nicht.« Ihre Stimme wurde vernehmbarer. »Ich brauche Freiheiten.«

»Also sorry Nia, du hast Freiheiten.«

»Hab' ich die?« Sie schüttelte dabei selbst den Kopf, um eine Antwort klar zu machen. »Du hättest es lieber gehabt, wenn ich eure Tiefsee-Nummer gestört hätte und euch darüber unterrichtet hätte, wohin ich nachts gehe? Merkst du selber wa'?«

»Nia, du hast selbstverständlich immens viele Freiheiten. Du weißt doch gar nicht, wie das ist, wenn man aufwächst, ohne welche zu haben.«

»Oh ja. Du Arme, du bist in einem goldenen Käfig aufgewachsen bla bla bla.« , sprach sie hoch theatralisch.

Isabelle blickte ihre Tochter verstört an. »Sach ma', was ist denn los mit dir?«

»Ach ihr messt immer alles an euch. Du verstehst nicht, wie das ist, wenn ich davon spreche, mein eigenes Leben leben zu wollen.«

»Was willst du denn? Was machen wir deiner Meinung nach, jetzt schon wieder alles falsch?«

»Ja, ich bin immer die Böse.« , gab sie von sich. »Bei euch bin ich das. Bei Robin. Dabei will ich einfach nur so leben, wie ich das für richtig halte. Ich ...«

»Aha. Du hast also Krach mit Robin. Daher weht der Wind.«

Nias Augenbrauen zogen sich zusammen. »Nein. Es ist alles bestens. Wir haben kein'n Krach.«

»Und warum erwähnst du ihn?«

»Weil ... weil das hier nicht mein Leben ist.«

Isabelle stand nun auf und ging zu ihr hin. »Was meinst du damit? Was ist nicht dein Leben?«

»Alles.« , maulte sie. Warum wurde sie jetzt sauer? Sie verstand es doch selbst nicht? Sie hatte ihr eigenes Leben buchstäblich bereits greifbar in Aussicht. Und genau so wollte sie dies nicht mit ihrer Mutter besprechen. Eigentlich hatte Nia vorgehabt mit ihr über Robin zu reden. Und den Umstand, der ihr erst vor Kurzem bewusst geworden war, dass sie wegen ihm nicht auf ihre Träume verzichten wollte.

Zudem ... hatte sie gestern beim Feiern bemerkt ... wie gern sie ... freier wäre, als sie mit Luke, einer der Jungs, den sie auf dem Weg von Köln nach Berlin kennengelernt hatte, ... schnell in eine Knutscherei verfallen war.

Wie aus dem Nichts begann sie zu heulen.

Isabelle nahm sie rasch in ihre Arme. »Hey. Was ist denn los?«

»Das verstehst du nicht.« , schluchzte sie.

»Dann versuch', es mir zu erklären.«

»Ich will nur leben, wie ich das will.«

»Es hält dich doch niemand auf?«

Ihre Gefühle spielten schon eine große Rolle, aber Nia wusste, dass ihre Mutter Recht hatte. Was sie dennoch überwiegend zum Weinen brachte, war der Umstand, was sie ... verlieren würde ... auf ihrem Weg ihre Träume zu verwirklichen.

Und mein kleines Herz bounced, es ist fast wie im TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt