𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 51

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»Wir schauen uns einfach nur mal welche an, okay?!« Vincent fuhr die Straße entlang, während Robin schmollte.

»Das muss nicht sein. Wir wissen ja noch gar nicht, wie es ausgeht.«

»Robin, sie werden dir den Führerschein nicht abnehmen. Mach' dir ma' kein'n Kopf.«

»Ja trotzdem. Vielleicht sollte ich einfach nicht fahr'n. Ich hab' nicht aufgepasst.«

»Wir schauen uns nur mal ein paar Autos an. Und Dag hat mir ...«

»Ich war einfach nur so da.«

»Sie weiß von deinem Unfall. Sie wollt' gestern noch vorbeikommen.«

»Muss sie nicht.« Genau solche Worte hatte er auch benutzt, als ihn gestern unerwartet eine Nachricht von Nia ereilt hatte, wo sie sich nach ihm erkundigt hatte.

Rückblickend fand er, dass er tatsächlich sehr pampig geantwortet hatte. Zurücknehmen konnte er es nicht mehr. Das war isoliert betrachtet genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich vorgehabt hatte.

- Mir geht es gut. Mehr muss dich nicht interessieren. Kann auf deine Anwesenheit verzichten.

Warum hatte er so geantwortet?

Er verstand es doch selbst nicht.

Gab er ihr irgendwie die Schuld an seinen Unfall? War es wirklich das? Er musste einfach die ganze Zeit darüber nachdenken, dass er sich keine Gedanken gemacht hätte, wenn sie nicht hier gewesen wäre. Er wäre umstandslos nach seinem Treffen mit Latara nach Hause gefahren, statt diesen Weg zu nehmen.

Ja. Mehr oder weniger gab er Nia die Schuld dafür. Und war sauer auf sich selbst, weil er einen Schuldigen benötigte.

Latara hatte er noch nichts von seinem Missgeschick erzählt. Heute würde das wohl auch nicht klappen. Sie war auf dem Geburtstag einer Freundin eingeladen.

Am Telefon wollte er ihr im Übrigen nichts davon erzählen. Er wusste, dass sie sich dann bestimmt Sorgen machen würde, was er keineswegs vorhatte. Sie sollte heute Spaß haben mit ihren Freundinnen. Darauf hatte sie sich schließlich gefreut. Sie gingen wohl immer zu viert Essen und danach ins Kino. Egal, was zu dem Zeitpunkt lief. Sie schrieben alle Filme auf je einen Zettel und das Geburtstagskind zog dann einen heraus.

Latara hatte aus Quatsch vorgeschlagen, sie beide könnten es ja auch mal so machen.

Robin fand die Idee tatsächlich nicht schlecht und sah sich schon mit Elias, Selina, sowie an seiner Seite Latara, gemeinsam diesen Vorschlag umsetzen.

Die zwei würden sie mit Sicherheit mögen. Da war er sich sicher.

Blieb nur Nia.

Würde sie es auch?

Er holte nun doch sein Handy heraus und überlegte, ihr zu schreiben. Sich für seine Wortwahl zu entschuldigen, und ... ihr seine Gefühle für ein anderes Mädchen im Großen und Ganzen ... zu beichten.

Während er nach den richtigen Worten suchte, hielt sein Vater an einer roten Ampel und schmulte zu ihm rüber. In wessen Chat er hing, erkannte er auf Anhieb. »Ich muss danach kurz zu Dag. Wartest du dann im Auto?«

»Ich ... ich weiß nich'.« Er überlegte und sah aus dem Fenster, als seine Gedanken Nia betreffend direkt abstoppten.

Sein Vater fuhr an und Robins Augen waren weiter auf die Blondine gerichtet, die vor einem Typen stand, der lässig gelehnt an einem Wagen seine Arme um sie geschlungen hatte, und ... sie küsste.

Latara war auf keinem Geburtstag. Sie traf sich mit einem anderen.

»Halt an.«

»Was?«

»Halt an.« Robin wurde lauter und öffnete bereits die Beifahrertüre.

»Spinnst du?« Vincent wurde nun ebenfalls lauter und trat auf die Bremse.

»Fahr weiter.« , forderte Robin ihn nun auf und sah wieder zu Latara, die diesen Typen regelrecht anhimmelte.

»Ich soll was? Steig jetzt ein, und ...«

»Fahr 'ne Runde. Ich muss was erledigen.« Mit einem lauten Knall schloss er die Türe.

Sein Vater blieb stehen und betrachtete ihn, als es hinter ihm zu Hupen begann und er meckernd losfuhr, wie Robin noch erkennen konnte.

Sofort beeilte er sich und ging schnellen Schrittes auf Latara zu. »Was soll das hier?« , schoss es ohne Verzögerung aus ihm heraus.

Sie sah ihn direkt mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Was?«

»Is' das dein Freund?« , fragte der Typ.

»Was? Oh Gott. Nein.« , beantwortete sie es. »Was hast du für'n Problem?« , wollte sie in dem Fall von Robin wissen.

»Was mein Problem ist?« Ungewollt meldete sich dazwischen ein Voice-Cracker zu Wort, dennoch sprach er auf Anhieb weiter. »Ich dachte das mit uns ... ist dir ernst?! Nach uns'rem letzten Treffen ...«

»Ach ja.« , brachte sie zum Ausdruck. »Robby nicht wahr.«

»Was für Robby. Jetzt mach nicht so, als ob du meinen Namen nicht mehr weißt.«

»Hör zu, du bist nicht mein Typ. Also ... geh'.«

»Aber ...?«

»Nerv jemand anderen.«

»Ja, hast du nicht gehört? Du sollst dich verpissen.« , mischte sich der Typ ein.

Robin sah sie fassungslos an. Warum tat sie das? Sie war gestern doch noch total normal drauf gewesen.

»Wow. So kann man sich irren. Vielen Dank für nichts.« Kopfschüttelnd entfernte er sich und schluderte die Straße entlang.

Was für ein Mensch war sie? Sie hatte einen komplett anderen Eindruck gemacht und nun war sie wieder, wie ... das eine Mal bei ihrem ersten Date.

Hatte sie tatsächlich so eine Identitätskrise und er war einfach nur ein Spielzeug für mal zwischendurch?

Was lief falsch bei ihr?

Er konnte sich doch nicht wahrhaftig so sehr geirrt haben. Er hatte es bei allem Verständnis gespürt. Nicht nur seine Gefühle ... auch ihre waren in der Tat bei ihm angekommen.

Robin schaute zurück und ihm war zum Heulen zumute, als er sah, wie Latara nicht mal mehr zu ihm sah, sondern diesem Typen, durch die Haare fuhr.

Waren die Mädchen heutzutage alle so?

»Steigst du jetzt wieder ein?« , erklang die Stimme seines Vaters, als er neben ihm hielt. »Oder soll ich noch 'ne Runde Karussell fahr'n?« Abermals schaute er zu ihr und stieg dann wortlos mit bebenden Nasenflügeln und zum wiederholten Mal knallender Türe in den Wagen ein. »Was hast du jetzt für ein Problem?«

»Fahr' mich nach Hause.«

»Wir wollten uns doch ...«

»Is' mir egal. Ich will nach Hause.«

»Und Dag?«

»Ich will da nicht hin. Fahr' mich jetzt nach Hause.«

Vincent sah auf die Träne, die Robin sich eilig wegwischte. »Okay. Ich bring dich nach Hause.«

Und mein kleines Herz bounced, es ist fast wie im TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt