Kapitel 28

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Während der Osterferien erhielt Elaine einen Brief von ihrem Vater. Sie saß mit Isabella und Elijah zusammen in der Großen Halle beim Frühstück, als die Eulenpost kam. Die Familieneule der Colemans landete vor Elaine. Die Fünftklässlerin nahm dem Tier den Brief ab, öffnete diesen und begann zu lesen.

Liebe Elaine,
Ich bin mit deiner Mutter im Sankt Mungos, da die Wehen vorzeitig eingesetzt haben. Es geht ihr soweit gut und sie ist hier gut aufgehoben. Da sie erst in der 33.Woche ist, machen die Ärzte sich Sorgen um die Drillinge. Aber sie werden alles tun, damit es allen gut geht. Wir schreiben dir, sobald deine Geschwister da sind und schicken dir Fotos mit. Hab bitte ein schönes Osterfest.
Dad

Elaine sah besorgt aus. "Was ist los?", wollte Elijah wissen. Elaine erzählte was im Brief stand. "Nun, im Mungos sind sie gut aufgehoben. Sicher wirst du bald schon deine Geschwister kennenlernen.", munterte Elijah seine beste Freundin auf. Diese seufzte leise und nickte kurz. An diesem Tag wirkte Elaine irgendwie abwesend. Isabella beschloss den Tag mit Elaine zu verbringen. Sie wollte die Freundin aufmuntern. Sicher würde es den Drillingen gut gehen und sie könnte schon bald ihre Mutter und ihre Geschwister im Mungos besuchen. Elaine war der Freundin sehr dankbar. Nach dem Frühstück liefen die beiden Mädchen in den Innenhof und setzten sich an den Brunnen. Sie genossen die warmen Sonnenstrahlen, während sie sich unterhielten. Am Nachmittag gingen sie im schwarzen See schwimmen. Obwohl es warm war, war das Wasser doch noch recht kühl. Die Erfrischung tat jedoch gut. Später schlichen sie in die Küche, um Snacks zu stibietzen. Am Abend saßen sie gemeinsam vorm Kamin und lasen sich gegenseitig vor. Nach jedem Kapitel wechselten sie sich ab. Dabei naschten sie die Snacks. Isabella war es gelungen, die Freundin von ihren Sorgen abzulenken. Am Abend lagen sie in ihren Betten, einfach nur glücklich, weil der Tag wirklich schön war.

Am nächsten Morgen, beim Frühstück, landete erneut die Familieneule der Colemans vor Elaine. Sie hatte gute Laune und glaubte, sie würde nun einen fröhlichen Brief lesen. Aufgeregt riss sie den Umschlag auf, zog den Bogen Pergament heraus und erschrak beim Anblick der krakeligen Schrift ihres Vaters. Die Fünftklässlerin begann zu lesen. Aus ihrem Gesicht wich jegliche Farbe und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wollte aufstehen, um die Große Halle zu verlassen, doch nach fünf Schritten brach sie zusammen. Isabella und Elijah sprangen sofort auf und knieten sich neben die Freundin. Diese lag zitternd und weinend auf dem Boden. Noch nie hatten sie Elaine so gesehen. "Bei Merlins Bart, was ist passiert?", fragte Elijah besorgt. Elaine antwortete nicht, sie ließ den Brief los, griff in Elijahs Hemd, zog sich ein Stück hoch und vergrub ihr Gesicht im Hemd des Viertklässlers. Dieser war ein wenig überfordert mit der Situation. Vor allem, weil er nicht mal wusste was los war. Doch er legte die Arme um seine beste Freundin und drückte sie beschützend an sich. Isabella zögerte, hob dann jedoch den Brief auf, welcher auf den Boden gefallen war. Sie schaute kurz zu Elaine und dann zu dem Brief in ihren Händen. Die Zweitklässlerin zögerte einen Moment, begann dann jedoch zu lesen.

Liebe Elaine,
Die Drillinge sind da und sie sind alle wohlauf. Sie müssen noch eine Weile im Mungos bleiben, weil sie in der 33.Woche zur Welt kamen. Doch die Ärzte meinen, die Drillinge würden es schaffen. Jedoch ist deine Mutter bei der Geburt verstorben. Ich werde später zu dir nach Hogwarts kommen, doch ich muss hier erstmal ein paar Dinge klären. Wir treffen uns um drei am Brunnen im Innenhof.
Dad

Nun wich Isabella jegliche Farbe aus dem Gesicht. Elijah sah seine Schwester fragend an. Isabella schüttelte den Kopf. "Nicht hier...", sagte sie leise, stand auf und zog, mit Elijah zusammen, Elaine auf die Beine. Sie brachten die Freundin hinaus, weg von den Schaulustigen. Da Elaine nicht gut aussah und Isabella sich um die Freundin sorgte, brachten sie die Fünftklässlerin in den Krankenflügel. "Was ist passiert?", fragte Elijah seine Schwester leise, während Madame Pomfrey sich um Elaine kümmerte. "Isabella ist...", fing sie an, brach jedoch ab. "Sie ist bei der Geburt gestorben...", sagte sie fast schon tonlos. Elijah sah seine Schwester entgeistert an. "Den Drillingen geht es wohl soweit gut, sie müssen nur zur Beobachtung im Mungos bleiben. Aber Isabella hat... hat es nicht geschafft...", seufzte die Zweitklässlerin. Besorgt schaute sie zu Elaine. Aus dieser war kein Wort herauszubekommen. Sie saß nur da und weinte. Isabella kamen bei dem Anblick selbst Tränen. Elaine war sonst so ein starkes Mädchen. Nie hatte man Elaine so gesehen. Isabella setzte sich neben ihre Freundin und zog sie in ihre Arme. Sie erwartete keine Worte von ihr. Worte würden das Geschehene eh nicht ändern. Elaine brauchte sie jetzt und Isabella würde alles für die Freundin tun. Elaine vergrub ihr Gesicht weinend in Isabellas Schulter. Behutsam strich Isabella ihr über den Rücken. Elijah brach bei dem Anblick das Herz. Er setzte sich auf Elaines andere Seite und legte eine Hand auf ihren Rücken. Auch er fand keine passenden Worte. Also schwieg er.

Da Madame Pomfrey Elaine im Krankenflügel behalten wollte, ging Isabella hinaus in den Innenhof. Am Brunnen wartete sie auf Elaines Vater. Dieser kam pünktlich und war überrascht, als er Isabella antraf. Sie schwiegen sich einen Moment an, unfähig sich zu begrüßen. "Es tut mir so leid.", durchbrach Isabella die Stille. Elijah Coleman sah das Mädchen schweigend an. "Mein tiefstes Mitgefühl.", fügte sie leise hinzu. Der Mann bekam feuchte Augen. "Ich danke dir.", sagte er leise. Seine Stimme war belegt und man hörte, dass er in den letzten Stunden viel geweint hatte. "Elaine ist im Krankenflügel, deswegen bin ich hierher gekommen.", sagte Isabella leise. Sofort legte sich die Stirn des Mannes besorgt in Falten. "Sie ist zusammengebrochen. Und da Elaine nicht ganz anwesend zu sein scheint, wollte Madame Pomfrey sie erstmal dort behalten.", erklärte sie dem ehemaligen Professor. Dieser nickte leicht. Zusammen gingen sie zum Krankenflügel. Als er seine Tochter sah, wie sie auf dem Bett saß und ins Leere starrte, spürte er einen tiefen Schmerz in seiner Brust. Sein kleines Mädchen. Neben Elaine saß Elijah. Er hielt Elaine im Arm und strich ihr über den Rücken. Vorsichtig ging der Witwer zu seiner Tochter. Elaine schaute zu ihrem Vater, als er sich neben sie gesetzt hatte. Keiner sagte ein Wort. Der Vater öffnete seine Arme und Elaine, welche sich aus dem Griff ihres Freundes entzogen hatte, fiel ihrem Vater weinend in die Arme. Sie vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd und ließ den Tränen freien Lauf. Elijah Coleman weinte ebenfalls. Er drückte seine Tochter feste an sich. Der Schmerz des Verlusts war groß.

Isabella Mailin Potter I (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt