Kapitel 12

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Es war ruhig. Fast schon zu ruhig. Leonie merkte, wie sehr ihr der Trubel der Kinder fehlte. Nur noch Lily war da. Ihre anderen Kinder gingen bereits nach Hogwarts. Und nächstes Jahr würde auch Lily nach Hogwarts fahren. Dann wäre sie ganz alleine. Die junge Frau seufzte schwer. Draußen wurde es kälter, da der Herbst Einzug hielt. In wenigen Tagen wäre Halloween. Das war in Hogwarts immer besonders toll. Hogwarts. Leonie dachte mit gemischten Gefühlen an Hogwarts. Sicher, Hogwarts war schön. Und niemand, außer den Raumtreibern, kannte sich so gut in dem Schloss aus. Sie hatte in Hogwarts damals viele Freunde gefunden. Allerdings ist ihr dort auch viel Leid widerfahren. Hagelkorn und Murray. Dann der Verlust von Nika. Und schließlich musste sie in Hogwarts ihren Sohn Elijah zur Welt bringen, wobei sie dies im Nachhinein eher als schöne Erfahrung in Erinnerung hatte.

Doch wer von ihren Freunden war noch da? Einige waren im Krieg gestorben, wie zum Beispiel Lily, Marlene und Dorcas. Einige hatten sie verraten, wie zum Beispiel Xenia. Doch auch Peter war, dessen war Leonie sich sicher, ein mieser Verräter. Leonie fragte sich, wann Xenia und Peter zu Verrätern wurden. Und was der Grund war. Andere Freunde hatten sie verlassen. Johanna war gegangen, als Leonie sie am meisten gebraucht hätte. Dabei waren sie doch Cousinen. Die junge Frau hatte nicht mehr viele Freunde. Remus war fast jeden Tag zu Besuch. Sie war sehr dankbar für diesen wunderbaren Freund. Und Léna kam auch sehr oft zu Besuch. Sie hatten zusammen schlimmes erlebt. Doch das brachte die Freundinnen nur noch mehr zusammen. Und Zoé kam oft zu Besuch. Ansonsten hatte sie nur noch ihre Kinder. Sarah war Spurlos verschwunden und ihre Familie hatte sie nach und nach verloren. Erst ihre Mum und Mailin. Später dann ihren Dad. Und zum Schluss auch noch ihren Zwillingsbruder James. Und Sirius hatte sie auch verloren. Der saß in Askaban. Wegen Verrat und Massenmord. Doch Leonie konnte und wollte nicht glauben, dass Sirius tatsächlich der Verräter und Mörder war. Sie durfte ihn nicht mal in Askaban besuchen. Nicht ein einziger Besuch für wenigstens fünf Minuten wurde ihr genehmigt. Leonie war sauer aufs Ministerium. Schließlich war Sirius der Vater ihrer Kinder. Und sie hatten vier davon. Sie stand also alleine da, mit vier Kindern. Traumatisiert vom Krieg. Eingeschüchtert von ihren Peinigern. Verloren. Wenn Remus, Léna und Zoé nicht wären, dann würde es ihr vermutlich sehr viel schlechter gehen. Und natürlich waren da noch die Colemans.

Und ihre Kinder? Die waren nun fast alle in Hogwarts. Sie machte sich Sorgen. Leonie hatte Angst, dass ihre Kinder in Hogwarts auch schlimme Dinge erleben würden. Ganz besonders Angst hatte sie um ihre Töchter. Sie hatte am eigenen Körper erfahren müssen, wie gerne Mädchen angegriffen wurden. Lily konnte sie noch beschützen, doch Isabella war nun auf sich selbst gestellt.

Remus, welcher einen Schlüssel zum Haus von Leonie hatte, trat ein und beobachtete Leonie eine Weile schweigend. "Woran denkst du?", durchbrach er schließlich die Stille und ging auf seine beste Freundin zu. Diese erschrak fürchterlich und schaute mit großen Augen zu Remus. "Du sollst mich nicht immer so erschrecken!", schimpfte sie als Antwort, doch Remus grinste bloß unschuldig. "Also, worüber hast du nachgedacht?", wiederholte er seine Frage und setzte sich neben die Schwarzhaarige. "Über mein beschissenes Leben...", antwortete Leonie leise und schaute zum Feuer im Kamin. Remus schaute zu seiner besten Freundin und hob eine Augenbraue. "Du hast einige schlimme Dinge durchmachen müssen. Und du hast Menschen verloren, die dir alles bedeutet haben.", ging Remus drauf ein. Leonie schwieg. "Aber deshalb ist nicht direkt dein ganzes Leben beschissen. Du hast doch im Großen und Ganzen eine schöne Kindheit zu Hause gehabt. Du hattest eine Familie, die immer zu dir gehalten und dir den Rücken gestärkt hat. Du hast vier wundervolle Kinder.", redete Remus weiter. "Die nun fast alle in Hogwarts sind, wo ich sie nicht mehr beschützen kann.", meinte Leonie betrübt. "Hogwarts ist doch kein gefährlicher Ort.", versuchte Remus seine beste Freundin zu beruhigen. "Kein gefährlicher Ort? Muss ich dich an unsere Schulzeit erinnern?", fragte Leonie wütend. Remus sah sie aus großen Augen an. "Du vergisst, dass ich dort von zwei Professoren vergewaltigt wurde! Das der erste Professor mich vorher schon Jahre lang schikaniert hat! Das Mailin dort von Oberstufenschülern angegriffen wurde, als sie Grundschülerin war!", redete Leonie sich in Rage. Es war das erste Mal, dass sie alles so offen erzählte. "Es war Krieg, Leonie!", sagte Remus entschieden. "Die Zeiten waren schlimm und du hast wohl am meisten in diesem furchtbaren Krieg gelitten.", redete Remus weiter. "Aber der Krieg ist vorbei! Und du hast mir erzählt, dass Professor Quirrell Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet. Ein ruhiger Zauberer, der beim Reden stottert.", meinte Remus. Leonie nickte leicht. "Snape unterrichtet aber Zaubertränke.", sagte Leonie leise. "Auch er ist Erwachsen geworden.", wollte der junge Mann seine beste Freundin beruhigen. Diese sah ihn skeptisch an. "Sicher, begeistert wird er nicht sein, dass er nun eure Kinder unterrichten muss. Vor allem, weil Elijah genauso aussieht wie sein Vater. Und auch Isabella hat große Ähnlichkeiten mit Sirius.", sagte Remus leise. "Also wird er sie nicht fair behandeln.", meinte Leonie sofort. "Professor Dumbledore ist da. Und ich bin mir sicher, dass er nach den Erfahrungen in der Kriegszeit genauer schaut.", sagte Remus beschwichtigend. "Wir wissen nicht, wer die nächsten 7 Jahre Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten wird.", sagte Leonie leise und schaute besorgt ins Feuer. "Professor Dumbledore wird schon genauer schauen. Und vielleicht ist der Fluch auch nicht mehr, nachdem Du-weißt-schon-wer verschwunden ist.", überlegte Remus. "Der Fluch ist noch. Die letzten beiden Jahre hatte Elijah jeweils Jemand anderes in dem Fach.", verwarf Leonie sofort die Theorie ihres besten Freundes. Dieser seufzte leise. "Aber wie gesagt, wird Professor Dumbledore genauer schauen. Dessen bin ich mir sicher.", sagte Remus ruhig und legte eine Hand auf Leonies Rücken. "Ich mache mir um Isabella die meisten Sorgen. Elijah und Remus sind Jungs, aber Isabella ist eben ein Mädchen. Und wenn Lily nächstes Jahr auch nach Hogwarts kommt, wird meine Sorge auch um sie sehr groß sein.", gestand Leonie ihrem Freund. "Isabella wird sich zu helfen wissen. Sie ist schließlich kein typisches Mädchen. Und ihre Brüder sind auch noch da. Elijah und Remus werden schon auf ihre Schwestern aufpassen.", beruhigte der ehemalige Gryffindor die Schwarzhaarige. Diese sah ihren Freund dankbar an.

"Und du solltest Isabella einen vernünftigen Besen schicken. Auf den alten Schulbesen ist es sonst womöglich zu gefährlich für sie.", meinte Remus nach einigen Minuten der Stille. Leonie sah ihn an. "Seit wann verstehst du was vom fliegen und von Quidditch?", fragte sie überrascht. "Nur, weil ich lieber auf dem Boden bleibe, statt in der Luft zu fliegen, heißt es nicht, dass ich nichts von Quidditch verstehe.", grinste dieser. "Ich weiß nicht, ob ich es gut finden soll, dass Isabella und Harry im Team sind. Es sind Erstklässler.", äußerte Leonie ihre Bedenken. "Professor McGonagall wird sich dabei schon was gedacht haben. Da würde ich mir also keine Sorgen machen.", sagte Remus beruhigend. "Außerdem ist es Schulsport. Keine Mannschaft die für die Weltmeisterschaft übt.", lachte er. Leonie stimmte in das Lachen mit ein. "Meinst du, mein alter Besen ist noch gut? Oder soll ich ihr einen eigenen Besen kaufen?", fragte Leonie leise. "Ich würde ihr den Nimbus Zweitausend kaufen.", antwortete Remus versucht neutral. Leonie hob fragend eine Augenbraue hoch. "Ich habe gehört, der Nimbus Zweitausend soll der beste Besen sein. Und Gryffindor braucht doch gute Spieler auf guten Besen.", versuchte Remus sich zu erklären. Noch immer sah Leonie ihn mit hoch gezogener Augenbraue an. "Zumindest dachte ich, du als ehemalige Quidditch-Spielerin des Gryffindor-Teams würdest es so sehen.", murmelte Remus, um sich zu rechtfertigen. "Ich schaue mal...", sagte Leonie leise und schaute wieder zum Feuer.

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten 🎄

Isabella Mailin Potter I (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt