Kapitel 6

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Leonie war doch ziemlich überrascht, als sie den Brief ihrer Tochter Isabella las.

Liebe Mum,
Lily ist vom Sprechenden Hut Gryffindor zugeteilt worden. Sie hat sich sehr gefreut. Allerdings ist Remus traurig. Er hat Sorge, da er als Einziger von uns nicht in Gryffindor, sondern in Ravenclaw ist, dass du nun von ihm enttäuscht seist. Ich habe ihm gesagt, dass er sich deshalb keine Gedanken machen soll, weil du uns alle lieb hast. Allerdings schien er trotzdem verunsichert zu sein. Er hat vom Festessen auch nichts angerührt. Vielleicht kannst du ihm schreiben? Oder besser, kurz nach Hogwarts kommen, um mit ihm zu sprechen? Ich mache mir Sorgen um ihn.
Isabella

Leonie seufzte leise. Sie stand von ihrem Sessel auf und ging in ihr Schlafzimmer. Aus dem Schrank holte sie eine Kiste hervor. Leonie strich sachte mit der Hand über den Deckel der Kiste. "Oh, Mailin, du fehlst so sehr.", flüsterte die Frau. "Mein Sohn Remus ist dir sehr ähnlich. Ihr würdet euch mit Sicherheit wunderbar verstehen.", murmelte sie. Leonie ging mit der Kiste in den Flur und zog sich Jacke und Schuhe an. Als sie aus dem Haus war, apparierte sie nach Hogsmeade. Sie musste unbedingt mit ihrem Sohn sprechen. Leonie lief den langen Weg zum Schloss hinauf. Oben angekommen, warf sie einen Blick auf die Uhr. Der Unterricht müsste gleich vorbei sein. Sie trat ins Schloss und überlegte, wo sie wohl am besten auf Remus warten sollte. Wenn sie wüsste, welches Unterrichtsfach er gerade hatte. Als sie sich ein wenig Hilflos umsah, kam ihr Professor Dumbledore entgegen. "Ms Potter?", fragte er und blieb vor ihr stehen. Leonie sah dem Schulleiter in die Augen. "Guten Morgen, Professor Dumbledore.", grüßte sie ihn höflich. "Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuches?", fragte er lächelnd. "Ich wollte mit Remus sprechen. Isabella hat mir geschrieben, dass Remus wohl Kummer hat.", antwortete sie. "Allerdings weiß ich nicht, wo ich ihn finden kann.", fügte sie hinzu und lächelte verlegen. "Am besten Sie warten vor dem Verwandlungsklassenzimmer. Der Unterricht ist in ein paar Minuten vorbei.", half er der Frau. "Vielen Dank, Professor.", bedankte Leonie sich und machte sich auf den Weg. Der Schulleiter schaute Leonie eine Weile nach. Noch immer lag der Schmerz der Vergangenheit in ihren Augen.

Vor dem Klassenzimmer für Verwandlung lehnte Leonie sich an die Wand. Ganz wie früher, wenn sie auf den Unterrichtsbeginn wartete. Leonie seufzte leise. Sie war froh, keine Schülerin mehr zu sein. Die letzten drei Schuljahre an Hogwarts hatten ihr einiges abverlangt. Sie war stolz auf sich, weil sie trotz allem ihren Abschluss gemacht hatte. Doch was brachte ihr dies? Gar nichts. Sie hatte nie eine Ausbildung gemacht, weil das Leben andere Pläne mit ihr hatte. Sie hat Kinder zur Welt gebracht und sich auch um diese Kinder gekümmert. Dann wurde sie Monate lang gefangen gehalten. Und als sie zurück kam, da waren Lily und James tot, Harry wurde zu den Dursleys gebracht und Sirius saß in Askaban. Leonie schloss die Augen. Sie hatte danach sehr lange gebraucht, um im Leben wieder Fuß zu fassen.

Leonie wurde von der Schulglocke aus ihren Gedanken gerissen. Sie machte die Augen wieder auf und stieß sich von der Wand ab. Die Tür zum Klassenzimmer ging auf und die Gryffindors und Ravenclaws der zweiten Klasse strömten hinaus. Leonie lächelte leicht. Sie hatte damals auch zusammen mit den Ravenclaws Verwandlung gehabt. "Mum?", hörte sie Isabellas Stimme. Diese nahm Remus an die Hand und lief zur Mutter. "Du bist hier.", freute das Mädchen sich. Die anderen Zweitklässler schauten zu ihnen. "Ich habe deinen Brief erhalten.", sagte Leonie und schaute zu ihrem Sohn. Dieser hatte den Blick gesenkt und schwieg. "Dann lasse ich euch mal alleine.", lächelte die Zweitklässlerin und wollte gehen. Leonie griff nach der Hand ihrer Tochter. "Ich glaube, dass dich das auch interessiert.", sagte die Mutter. Überrascht sah Isabella sie an. "Wo sind Lily und Elijah?", wollte Leonie wissen. "Ich nehme an auf dem Weg zum nächsten Unterricht.", antwortete Isabella kess. Leonie seufzte leise. Die Antwort hätte sie mit 12 Jahren auch gegeben. "Was haben sie denn als nächstes?", wollte Leonie wissen. "Nun, Elijah hat jetzt als nächstes Zaubertränke. Er hat sich heute früh in der Großen Halle deswegen geärgert, weil sie direkt am ersten Schultag hinunter in die Kerker müssen.", antwortete Isabella. "Und Lily?", fragte Leonie. "Sie hat Kräuterkunde...", sagte Remus leise. "Dann geht ihr bitte schon mal zu den Gewächshäusern. Ich gehe Elijah holen.", bat Leonie ihre Zwillinge und ging los Richtung Kerker.

Isabella Mailin Potter I (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt