Kapitel 8

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Leonie saß gerade zum Abendessen am Tisch. Sie war bei Isabella und Elijah Coleman zu Besuch. Seit Isabella die Fehlgeburt hatte, war sie oft sehr traurig. Leonie, die eigentlich selbst oft sehr traurig war, versuchte dennoch für die beiden da zu sein. Denn auch Elijah, der sich das Ganze nicht so anmerken lassen wollte, war sehr traurig. Sie waren in ein Gespräch vertieft, als eine schwarze Eule durch das offene Fenster herein geflogen kam und vor Leonie landete. Überrascht nahm sie der Eule den Brief ab. Das Tier flog sofort weg. Leonie schaute auf den Umschlag. Die Schrift erkannte sie sofort. Sie seufzte leise. Isabella und Elijah sahen sie fragend an. "Isabella hat geschrieben.", sagte Leonie leise, öffnete den Brief, holte das Pergament hervor und begann zu lesen:

Liebe Mum
Remus geht es seit dem Gespräch mit dir wieder viel besser. Ich hätte eine Frage an dich. Kennst du Gilderoy Lockhart? Also ich meine nicht von seinen Büchern her, sondern ob du ihn persönlich kennst. Er ist nämlich unser neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste und er meinte, ich sei ganz wie meine Eltern. Und wenn du ihn kennst, war er schon immer so? Er scheint absolut keine Ahnung von seinem Gebiet zu haben. Lockhart hat in der ersten Stunde Wichtel freigelassen und war nicht in der Lage, diese wieder einzufangen. Stattdessen hat er Harry, Ron, Hermine und mich beauftragt, die Wichtel wieder einzufangen. Und er ist in sein Büro geflüchtet. Muss ich mich auf weitere solcher Stunden einstellen oder kann der noch was anderes, außer lächeln und seine Locken streicheln?
Isabella

Leonie lachte leise. "Was ist so lustig?", wollte Elijah wissen. "Offensichtlich unterrichtet Gilderoy Lockhart nun Verteidigung und er scheint immer noch so untalentiert zu sein, wie damals.", antwortete Leonie lachend. Elijah seufzte leise, während Isabella die beiden fragend ansah. "Gilderoy war in Mailins Jahrgang und ging mit ihr nach Ravenclaw. Er war zwar wirklich sehr schlau, hat aber nie groß was getan. Lag mehr nur auf der faulen Haut und hat sich selbst Postkarten zum Valentinstag geschickt.", erklärte Leonie der Psychologin. "Gilderoy war in meinem Fach, um ehrlich zu sein, kein besonders begabter Schüler. Deshalb wundern mich seine Heldentaten, die er in seinen Büchern schildert.", meinte Elijah und sah ein wenig nachdenklich aus. "Vielleicht hat er sich im Unterricht nicht angestrengt, ist aber eigentlich ein sehr begabter Zauberer.", überlegte Isabella. "Wahrscheinlich ist dem so. Ich werde ihr später antworten. Jetzt wollen wir doch erstmal essen.", meinte Leonie und grinste zum Ende hin. Ihr Grinsen war noch immer ansteckend, weshalb auch Isabella und Elijah anfingen zu grinsen.

Als Leonie später am Abend wieder zu Hause war, setzte sie sich gleich an ihren Sekretär, um den Brief zu schreiben. Ihr Blick fiel auf ein Foto, welches auf dem Sekretär stand. Darauf lächelten ihr sechs Teenager und zwei Erwachsene entgegen. Die junge Frau seufzte leise. Das Foto war Weihnachten 1977 entstanden. Ein paar Tage später zerbrach ihre Welt aufs Neue. Wie sehr Leonie ihre Familie vermisste. Obwohl draußen der Krieg tobte, waren sie alle an jenem Abend einfach glücklich und gut gelaunt gewesen. Leonie hatte glücklich ihre Arme um ihre Schwester Mailin gelegt, welche mit leuchtenden Augen zu ihr auf schaute. Neben Leonie standen Sirius und James, welche Brüderlich die Arme um die Schultern des Anderen gelegt hatten. Ihre Cousinen Anna-Maria - welche immer nur Anna genannt wurde - und Johanna hatten sich auf den Boden vor die anderen gesetzt. Anna sah an jenem Abend mal nicht so ernst aus wie sonst, sondern hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Johanna strahlte übers ganze Gesicht. Hinter den Teenagern standen Leonies Eltern. Diese hielten sich im Arm und sahen so unfassbar glücklich aus. Die Augen der Mutter leuchteten und dem Vater sah man an, wie stolz er auf seine Familie war. Seine Familie. Damit waren nicht nur seine Frau und seine drei Kinder inbegriffen. Nein, er und seine Frau sahen Sirius ebenso als ihren Sohn. Und auch Anna und Johanna wurden genauso geliebt, wie die anderen Teenager. Eine Träne kullerte über Leonies Wange. Und nun war alles zerbrochen. Ihre Eltern, Mailin, James und Anna lebten nicht mehr. Johanna meldete sich nicht mehr und Sirius saß in Askaban. Sie wusste, sie könne diese Tatsache nicht für immer vor ihren Kindern geheim halten. Doch sie wollte so lange wie möglich verschweigen, dass deren Vater in Askaban saß. Leonie wollte die Einstellung zum Vater nicht zerstören. Isabella war so schon nicht gut auf Sirius zu sprechen. Aber Leonie wusste auch, dass Elijah sich gerne an seinen Vater zurück erinnerte. Sie fragte sich, wie Lily und Remus über den Vater dachten. "Was ist damals nur wirklich passiert?", fragte Leonie leise und schaute auf das Foto. Sie blickte Sirius an, welcher ihr entgegen grinste. "Ich kann und will einfach nicht glauben, dass du Lily und James verraten hast.", sagte die junge Frau. Sie nahm das Foto in die Hand. "Du hast James wie einen Bruder geliebt. Und ich weiß, wie man einen Bruder liebt.", murmelte sie. "Niemals hättest du ihn verraten. Und Lily, die so viel für uns beide getan hat." Leonie strich mit einem Daumen über Sirius' Abbild. "Wenn ich wenigstens nur ein einziges Mal mit dir reden dürfte. Aber das Ministerium erlaubt mir ja nicht mal fünf Minuten.", seufzte die junge Frau.

Als sie das Foto zurück gestellt hatte, verfasste sie endlich den Brief an ihre Tochter. Leonie steckte den Brief in einen Umschlag, beschriftete den Umschlag und ging in den Wohnraum. Dort saßen zwei Eulen, welche schon was älter waren. "Wer von euch mag den Brief an Isabella übergeben?", fragte sie die Eulen. Shannan, welche mit den Jahren gemütlich geworden war, sah Leonie nur müde an. Cäsar klackerte sofort mit dem Schnabel und streckte Leonie sein Bein entgegen. Leonie band der Eule den Brief ans Bein, welche sich anschließend auf Leonies ausgestreckten Arm setzte. Die junge Frau ging zum Fenster, öffnete dieses und ließ die Eule hinaus in den Abendhimmel. "Flieg nach Hogwarts, mein guter Cäsar.", sagte sie. Cäsar flog los Richtung Hogwarts. Leonie sah dem Tier hinterher, bis es in der Dunkelheit verschwunden war. Dann schloss sie das Fenster und setzte sich vor den Kamin. Gedankenverloren starrte sie ins Feuer.

Isabella Mailin Potter I (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt