Kapitel 56 - Friends

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Kapitel 56 - Friends

Obwohl ich es mir momentan eigentlich nicht erlauben konnte, war ich zwar körperlich anwesend bei den Vorlesungen, doch geistig war ich völlig abwesend. Ich hatte einiges an Stoff nachzuarbeiten und hätte mich wohl besser konzentrieren sollen, aber irgendwie schien es mir an diesem Morgen beinahe so, als könnte ich mich nicht einmal Drei volle Minuten auf die Aussagen des Professors konzentrieren.



Meine Gedanken kreisten um Louis, denn ich fragte mich, was er wohl gerade machte und wann wir uns wieder sehen würden.
Und um Max.Nach dem Gespräch im Auto wusste ich gar nicht, wie ich mich verhalten sollte, als wir uns vorhin verabschiedet haben und Max in seinen Saal verschwunden war. Ich war noch ein paar Minuten lang im Gang gestanden und habe mich gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis wir zwei uns wieder normal verhalten würden. Normal, also so, wie wir uns behandelt hatten, bevor ich Louis kannte.
Ich hasste es, nicht zu wissen, wo man gerade beieinander stand und wie der andere das Verhalten auffasste, denn normalerweise machte mir das bei Max nichts aus, doch heute war das anders. Ich fühlte mich fast dazu gedrängt, ihn heute Abend zum Essen einzuladen, weshalb ich beschloss, heute für ihn zu kochen. Ich war mir zwar nicht sicher, ob es eine gute Idee war, ihn damit zu überfallen, doch ich kannte seine Vorliebe für Selbstgekochtes Essen.


Ich konnte es schier nicht erwarten, dass die Vorlesung zuende war und trommelte immer noch in Gedanken mit meinem Stift auf meinen Block, als ich ein Tippen an meiner Schulter wahrnahm. Ich ließ den Kugelschreiber in der Luft hängen und stützte meinen Kopf auf meiner Handfläche auf, ehe ich meinen Kopf drehte und Joe ansah.
„Was ist los?", fragte ich ihn, der mich ziemlich neugierig beobachtete.
"Okay, Eleanor. Vielleicht kommt das jetzt ein bisschen aufdringlich aber eins brennt mir wirklich auf der Zunge: Ich meine, wir alle", er deutete mit seinem Finger flüchtig über den ganzen Saal, "wissen, dass du mit Louis Tomlinson irgendetwas zu tun hast. Aber wie ist er? Seid ihr wirklich zusammen oder bist du nur sein PR-Mäuschen?"
Ungläubig und entrüstet zugleich stieß ich ein verärgertes Schnauben aus und wiederholte Joes Worte. "Sein PR-Mäuschen?"
Joe zuckte nur mit seinen Schultern, als wäre er ganz unschuldig. "Von mir stammt das nicht, aber es gibt hier böse Zungen, die behaupten, dass das alles mit Sicherheit gefaket ist", klärte er mich auf und räusperte sich.
"Du kannst dir sicher sein, dass ich nicht nur sein PR-Mäuschen bin", erklärte ich ihm und wandte mich dann wieder ab, denn ich hatte jetzt schon keine Lust mehr mit ihm zu reden. Auch wenn dieser ganze Müll nicht auf seinem Mist entstanden war, war ich jetzt gerade viel zu verärgert, um überhaupt über soetwas dergleichen zu sprechen.


Doch Joe schien den Hinweis nicht zu verstehen, denn er führte das Gespräch einfach weiter und kam auch nicht auf die Idee, dass ich gerade vielleicht etwas genervt war.
„Wie ist Louis so?"
Joe war ein Bekannter von mir, mit dem ich ab und zu nach den Vorlesungen quatschte, doch eigentlich kannten wir uns kaum. Daher überraschte er mich mit dieser Frage auch ein bisschen. Ich war es nicht gewohnt, über so private Dinge mit ihm zu quatschen, doch ich verstand es in gewisser Weise auch, dass er diese Frage stellte. Ich würde es schließlich nicht anders machen.


„Er ist nett und vorweg: Er ist kein Popsternchen, das mit Geld um sich schmeißt und alle anderen als Bedienstete sieht", klärte ich ihn auf, obwohl ich nicht wusste, welche Antwort er sich gewünscht hatte. Was dachte er, was ich sagen würde? Wenn er private Dinge, die nur ihn und mich etwas angingen, gemeint hatte, dann hat er sich geschnitten. Meinte er, ich würde ihm meine Geschichte mit Louis auf die Nase binden, nur, weil wir manchmal miteinander geredet haben?
„Erzähl mir von ihm", forderte er mich auf, als er seinen Ellenbogen auf dem Tisch platzierte und lächelnd seinen Kopf ablegte, doch ich blockte sofort ab.


„Ich weiß nicht, was dich das angeht, Joe", zischte ich und richtete meinen Pullover aufgebracht. Ich bereute meine harschen Worte augenblicklich, denn ich hatte die Schärfe der Worte eindeutig unterschäzt. Nachdem er mich einige Sekunden fragend und überrascht angeblickt hatte, nahm er seinen Ellenbogen vom Tisch und lehnte sich zurück in die Lehne seines Stuhls. Er guckte mich nicht mehr an, sondern richtete seinen Blick auf den Professor am anderen Ende des Raumes.


„Sorry, da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden", kommentierte er mein Verhalten bitter und schüttelte verständnislos seinen Kopf. Seufzend versuchte ich meinen Puls zu reduzieren und schloss für einen Augenblick meine Augen. All die Wut und der Ärger waren binnen weniger Sekunden aufgekommen, auch wenn ich nicht wirklich einen Grund dafür hatte. Mir hätte klar sein müssen, dass ich mit solchen Fragen und Menschen rechnen musste - vor allem, da ich sie ja sogar ein bisschen verstehen konnte - doch der Stress mit Max und die Kilometer, die zwischem Louis und mir lagen, machten mich fertiger als ich es mir eingestehen wollte.


Tief einatmend kam ich langsam wieder zur Ruhe. Ich wollte nichts Falsches oder Unüberlegtes sagen, nur, weil ich in Rage war.
„Du hättest mich das nicht gefragt, wenn es nicht Louis Tomlinson wäre, Joe."
Ich versuchte meine Worte vernünftiger und vor allem ruhiger auszudrücken, doch Joe schüttelte seinen Kopf nun heftiger.


„Jedenfalls bist du schon eine Diva, die zu einem Promi passen würde", zischte er mir genervt zu. Ich war etwas überrascht von seinem Umschwänken und legte die Stirn erneut kraus. Es schien ihm nicht gleich, sofort so zu reagieren und wenn ich nicht sowieso schon einen rauchenden Kopf gehabt hätte, dann hätte ich vielleicht auch versucht, ihn zu besänftigen. Aber in diesem Moment trat die gerade frisch eingekehrte Ruhe wieder aus und meine Sicherungen brannten durch. Ich fühlte mich unwohl, als wäre ich an einem Ort angekettet, an dem ich gar nicht sein wollte. Die Luft in dem Saal wurde hauchdünn und ich rang nach ihr, doch so sehr ich mich auch bemühte, einfach still zu bleiben, ich schaffte es nicht und geriet nur noch mehr in Zorn.


Vielleicht lag es an meinem schlechten Tag. An dem Steit mit Max. Oder an dem Ozean, der Louis und mich trennte. Ganz egal, ich wollte mich einfach nur noch verkriechen und in die heile Welt zurückfliehen, die ich in Amerika bei Louis gehabt hatte.


„Danke, das hat meine Vermutung nur noch einmal bestätigt", murmelte ich und schüttelte meinen Kopf. Ich sah nur noch rot und kämpfte damit, nicht vor Wut und Enttäuschung loszuheulen.


Hektisch räumte ich meinen Block und meine Stifte in die Tasche und eilte ohne einen weiteren Blick auf Joe zu richten aus dem Saal. Die fragenden Blicke der Anderen ignorierte ich so gut es ging und blickte stur auf meine Füße, als ich den Gang entlang huschte und meine Tasche an mich presste.


Außen angekommen begrüßte mich die angenehme Kühle des Korridors, die die Hitze in mir augenblicklich etwas zum Abschwellen brachte. Ich atmete tief ein und aus und schloss währenddessen meine Augen, um mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Ich bemerkte die angenehme Kühle, genoss die Luft und versteckte mich hinter der Stille. Es war so ruhig auf dem Gang, dass ich sogar durch die geschlossene Tür hindurch die durchdringende Stimme des Professors für Sozialkunde hören konnte. Ich lehnte mein Gewicht an die kühle Steinwand im Flur und ließ für einen Augenblick alle Geschehenisse von heute außer Acht. Nur noch ich, der Gang, die Kühle und die himmlische Stille zählten für eine Zeit lang, bis ich das Gefühl hatte, wieder Herr meiner Sinne zu sein und meine Augen wieder öffnete. Um mich wieder etwas herzurichten, fuhr ich mir durch meine Haare und richtete den Henkel der Schultasche auf meiner Schulter.


Als ich einen Blick auf die Uhr warf, bemerkte ich, dass es bereits kurz vor Unterrichtsschluss war und ich damit zum Glück nicht mehr sehr viel im Vortrag verpasste. Ich beschloss kurzerhand, Max einfach vor dem Raum, in dem er gerade Unterricht hatte, abzuholen und schlenderte gemütlich durch den verlassenen Gang. Auch wenn es mir bereits sehr viel besser ging und mir die Ruhe gut getan hatte, wollte ich nicht mehr als endlich nachhause zu kommen und mit Max schön zu essen und dann irgendeine unwichtige Serie zu gucken.


Es fühlte sich an, als wäre es für mich bereits die Ruhe nach dem Sturm, doch für die Korridore der Uni war es die Ruhe vor dem Sturm. Gleich würden die erschöpften Studenten aus den Räumen stürzen und so schnell wie möglich das Weite suchen.


Keine Zwei Minuten später stand ich tatsächlich vor der imposanten Holztür hinter der sich gerade Max' Unterricht abspielte. Oder eher beendet wurde, als schließlich der Gong ertönte und den Schulschluss einleitete.


Die Tür wurde von innen geöffnet und als einer der ersten Studenten platzte Max aus dem Raum. Er unterhielt sich gerade noch mit einem Mädchen, das ich nicht kannte. Sie lächelte ihn an und man konnte trotz der Entfernung zwischen uns erkennen, dass sie ihm bereits verfallen war. Der Blick, den sie ihm zu warf, diesen Blick kannte ich. Es war nämlich der, den ich Louis auch immer zeigte.


Ohne sie zu unterbrechen, beobachtete ich, wie er sie umarmte und sie sich schließlich umdrehte und ihn stehen ließ. Dann erst bemerkte er mich. Er sah etwas verwundert aus, als er mich an der Wand lehnen sah und kam zögerlich auf mich zugelaufen.


„Alles in Ordnung?", fragte er mich verwirrt und betrachtete mein Gesicht kritisch.
„Hast du geweint?", wollte er besorgt wissen und musterte mich weiterhin . Hastig fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über mein Gesicht.
„Nein, schon in Ordnung."
Ich wollte ihm nicht schon in der Schule mein Herz ausschütten, denn das hatte noch Zeit, bis wir wenigstens zuhause waren und ich mir ungestört allen Kummer von der Seele reden konnte.


Max beobachtete mich noch immer und tat die Situation mit einem Nicken ab, auch wenn ich wusste, dass er sie spätestens im Auto noch einmal aufgreifen würde. Gemeinsam begaben wir uns auf den Ausgang zu und liefen wortlos zu Max' Wagen. Ich war froh, dass wir nicht mehr an meinem Unterrichtssaal vorbeiliefen und womöhlich auch noch Joe begegneten, denn ich wollte ihn für heute nicht mehr sehen. Oder für die nächsten Tage. Oder Wochen.


Obwohl wir einige Minuten unterwegs waren, war sowohl Max tief in Gedanken versunken, als auch ich, während wir schweigend nebeneinander trotteten. Deshalb überraschte es mich umso mehr, als wir ziemlich frühzeitig das Auto erreichten und ich aus meinen Überlegungen trat.
Max öffnete die Tür und setzte sich auf den Fahrersitz, während ich um das Auto herumlief und mich auf dem Beifahrersitz niederließ. 


Darauf wartend, dass Max den Wagen starten würde, lehnte er sich zu mir und begutachtete meine Augen. „Du kannst die Tatsache, dass du geweint hast, nicht vor mir verleugnen, Ellie."
Er seufzte und legte seinen Kopf schief, so als würde er dadurch herausfinden, was passiert war.
Schluckend wandte ich meinen Blick zu ihm. Dadurch, dass wir unter einem großen Baum geparkt haben, wurde Max' Gesicht zur Hälfte von Schatten belegt.


„Ich weiß auch nicht. Plötzlich hat es mich furchtbar gestört, dass mich die Leute auf Louis angesprochen haben und glauben, dass – nur weil Louis berühmt ist – sie ein Recht darauf haben, über alles Bescheid zu wissen, was in unserer Beziehung vor sich geht."


Max nickte verständnisvoll vor sich hin, unterbrach mich jedoch nicht.


„Wer war so unverschämt?", fragte er mich schließlich.
„Joe, ein Student aus meinem Solzialkundekurs. Es wäre eigentlich nicht so schlimm gewesen, wenn er nicht auch noch gesagt hätte, ich sei eine Diva. Ich höre mich gerade an wie eine aber ich schwöre dir, der Tag war einfach nur grausam."


Max atmete hörbar ein und legte schließlich kurze Zeit später seine Hand auf meine Schulter. „Lass dir von den Neidern nicht den Tag vermiesen, denn sie tun das nur, weil sie wünschten, sie hätten ein so glückliches Leben wie du", riet er mir und ich erkannte nicht nur die Wahrheit in seinen Worten, sondern auch eine freundschaftliche Geste, die ich von ihm in dieser Situation wirklich gut gebrauchen konnte.
Es waren solche Momente, in denen mir auffiel, was für einen unglaublich weisen Freund ich in Max gefunden habe. Er hatte immer die passenden Worte für mich parat, brachte mich zum Lachen, wenn es keiner schaffte und war immer an meiner Seite, selbst, wenn ich nicht mehr wusste, wo ich war.


„Okay, können wir einfach zu mir fahren und ich koche etwas?", schlug ich ihm schließlich schon sehr viel besser gelaunt vor und erntete ein Lächeln von Max.
„Du willst kochen?", fragte er etwas ungläubig und doch konnte ich die Freude in seinen schimmernden Augen sehen. Für diese Aussage verpasste ich ihm einen Stoß gegen seine Schulter. „Halt einfach die Klappe und fahr", antwortete ich ihm neckisch und schmunzelte.


Max tat das, was ich von ihm verlangt habe und startete den Wagen. Durch die dunklen Wolken, die am Himmel hingen, hatte ich den Verdacht, dass es noch regnen würde. Schon als ich die Uni verlassen hatte, roch es nach außen nach Regen und es lag diese Stimmung in der Luft, als wäre es nur die Ruhe vor dem Sturm. Zehn Minuten später, in denen ich geschafft einfach nur dem monotonen Gerede des Nachrichtensprechers im Radio gelauscht hatte und mich wieder etwas im Weltgeschehen bildete, erreichten wir mein Haus am Ende der Straße. Max parkte das Auto und gemeinsam stiegen wir aus, um das Haus zu betreten.


„Ich war schon lange nicht mehr bei dir", stellte Max fest, als ich den Schlüssel achtlos auf die hölzerne Kommode warf und meine Jacke ebenfalls darauf ablegte.
„Es wurde mal wieder Zeit, dass wir gemeinsam kochen", fügte ich gerade deshalb hinzu und ging schnurstracks in die Küche.
„Was gibt es denn heute bei Küchenchef Calder?", wollte Max neugierig wissen und setzte sich auf einen Stuhl in der Küche. Er klatschte begeistert in die Hände und rieb sie vor Neugier aneinander und an seinem Blick konnte ich die Aufregung über das selbstgekochte Essen bereits erkennen.


„Nichts da", kommentierte ich seine Faulheit und bedeutete ihm mit einem Winken, zu mir zu kommen. Stöhnend nahm er seine Füße vom Stuhl und gesellte sich zu mir an die Theke. Etwas gelangweilt ließ er seine Schultern hängen und blickte mich abwartend mit abgehobenen Augenbrauen an.


„Es gibt Crepes", erklärte ich ihm. Max prustete augenblicklich los.
„Crepes ist eigentlich auch nur eine schöner klingende Bezeichnung für Pfannkuchen", kommentierte er daraufhin mit belustigtem Unterton. Obwohl ich selbst wusste, dass wohl jeder Mensch dieser Welt Pfannkuchen backen konnte, fand ich, dass es immer noch besser war, als nichts. 
„Niemand hat dich um deine Meinung gebeten, Maxy", erwiderte ich trotzig und ließ mir meine Stimmung wegen ihm nicht versauen. Ich hatte heute bereits genug Trübsal geblasen.


Eine halbe Stunde später – nach viel Gemecker und Gemaule von Max wegen eigentlich nichts – stellte ich die beiden Teller an den Tisch im Wohnzimmer und holte Getränke aus der Küche. Max erschien hinter mir und trug in seiner Hand den Teller mit den Pfannkuchen und in der anderen das Nutella. Gemeinsam ließen wir uns auf meiner Couch nieder, stellten das Geschirr auf den Beistelltisch und schalteten eine Folge Friends ein.
Es wär gemütlich, im Warmen zu sitzen, zu quatschen und Rachel Greens Outfits zu bewundern, während außen der Regen gegen die Fenster klopfte, so als wäre er neidisch auf uns und hätte auch gern ein Stück Pfannkuchen mit Nutella ab.


Als die Folge zu Ende war, die Pfannkuchen gegessen waren und wir beide eigentlich nur noch in den Fernseher starrten, daraufwartend, dass die nächste begann, richtete Max sich wieder an mich. Er richtete sich auf und räusperte sich, ehe er seufzte.


„Ich habe eigentlich relativ wenig Lust auf das Gespräch, aber du bist meine beste Freundin und ich finde, wir müssen es führen."
Etwas ängstlich starrte ich ihn an, da ich keine Ahnung hatte, was jetzt kommen sollte. Solche Worte hörte man normalerweise nur von seinem Gegenüber, wenn es um das Bienchen und Blümchenthema ging, aber ich hoffte inständig, dass es nicht darüber handelte.


„Was ist los?", fragte ich Max, weil er eine dramatische Pause einlegte, die seinen Worten noch etwas Nachdruck verpasste.
„Es ist wegen Louis", begann er, während ich mich bemühte, nicht genervt zu stöhnen. Das Thema hatten wir gefühlte Hundert Mal.
„Ich weiß, dass du nicht gern darüber redest, aber ich fühle mich irgendwie verpflichtet dazu", begann er mir zu erklären.
„Max, du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Ich weiß das zu schätzen, aber ich bin ein großes Mädchen-", unterbrach ich ihn, wurde dann jedoch selbst unterbrochen.
„Das weiß ich, El. Aber mir ist Louis nicht ganz geheuer. Er ist ein Weltstar und schläft jede Nacht in einem anderen Hotel. Wer kann mir garantieren, dass er immer alleine schläft, so hart das jetzt auch klingt, und nicht jede Nacht in einem anderen Bett mit einer anderen Dame verbringt?"


Tief durchatmend verdrängte ich das Bild, das sich nun vor meinen Augen zeigte. Es passte nicht zu Louis Charakter, dass er ständig Mädchen ausnutzen würde. Das Bild von Louis, das Max hatte, stimmte nicht im Gerinsten mit dem überein, das ich von meinem Freund hatte.


„Und vielleicht tut er das nicht einmal beabsichtigt, auch wenn man davon beim Fremdgehen eigentlich immer reden kann, sondern er tut es aus Einsamkeit, weil er keine Konstante in seinem Leben hat. Weil er niemanden hat, der nachts die Arme um ihn schlingt oder der ihm ins Ohr flüstert, bevor er eingeschlafen ist. Weil er sein Leben immer getrennt von den Menschen führt, die er liebt. Seine Bandkollegen sind sicherlich auch Menschen, die er liebt, aber ich meine hiermit, dass er einfach außer ihnen auch etwas braucht, das bleibt."


„Bitte Max, mach dir keine Sorgen darüber. Ich kenne Louis eine Zeit lang und kann mit Sicherheit sagen, dass er nicht einmal etwas getan hätte, das mein Vertrauen oder meine Zuneigung ihm gegenüber auf irgendeine Weise verringert hätte."


Schon beim Aussprechen dieser Worte, wusste ich, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen und erinnerte mich daran zurück, als Louis den Gerüchten über mich geglaubt hatte und mich damals rausgeschmissen hatte. Damit hatte er mich wirklich verletzt, doch das Thema war geklärt und es gehörte der Vergangenheit an.


„Lass dir einfach Zeit, El. Bitte, überstürze nichts und steige nicht sofort mit ihm ins Bett, wenn du dir nicht ganz sicher sein kannst", bat er mich daraufhin lediglich.


Kleinlaut räusperte ich mich und wandte meinen Blick von meinem besten Freund, denn es fühlte sich so an, als könnte ich ihm in diesem Moment einfach nicht in seine bittenden Augen sehen.


„Sag nicht, ihr habt schon?"
Max runzelte ungläubig die Stirn und ließ seine Schultern hängen.

Ich seufzte. „Max wir sind seit Drei Monaten zusammen", gab ich zu meiner Verteidigung an und fragte mich, wieso ich mich eigentlich verteidigen muss, wegen dem Mann, den ich liebte.
„Ellie, ich predige dir seit Wochen, dass du vorsichtig sein sollst und du springst einfach so schnell mit ihm in die Kiste?", hielt er mir vor und tat so, als hätte ich meinen besten Freund in irgendeiner Weise hintergangen.
„Nein, ich springe nicht einfach so mit ihm in die Kiste. Ich habe Drei Monate mit ihm verbracht, ihm mein Vertrauen geschenkt und er mir seins. Entschuldige also, wenn ich ihn liebe und dann das tue, was Liebende nun mal tun!"

Mit schlechtem Gewissen musste ich feststellen, dass meine Stimme ungewollt lauter geworden war und dass ich mich gerade wieder in Rage geredet hatte. „Ich will einfach, dass du nicht noch einmal so verletzt wirst, wie bei Dave", seufzte Max kraftlos und hob wild gestikulierend die Arme in die Luft. Der Ärger, der sich in mir angestaut hatte, weil Max wieder meinte, er müsse sich in mein Liebesleben einmischen, verflog augenblicklich, als ich den Blick in seinen Augen sah und erkannte, welche Sorgen er sich wirklich um mich machte. Anstatt etwas dagegen zu erwidern, schlang ich meine Arme um ihn und zog meinen besten Freund in eine Umarmung. „Danke, Max", flüsterte ich und wusste selbst nicht, was mit mir los war, als sich eine Träne aus meinem Augenwinkel stahl.

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