Kapitel 26 - Louis' Kochkünste?
Das spärliche Licht der Straßenlaterne führte mich behutsam durch die Dunkelheit, als ich mit schnellen Schritten zu Louis‘ Wohnung lief. Innerlich war ich immer noch völlig aufgewühlt und wusste nicht recht, wie ich mich wegen dem Artikel fühlen und verhalten sollte. Noch nie hatte ich das Problem, das mich Menschen mitten auf der Straße oder – wie heute – beim Einkaufen erkannten und jedes Mal, wenn sie mich sahen, zu tuscheln begannen. Louis und die anderen waren das gewohnt und konnten damit umgehen, doch ich wusste nicht genau, was ich tun sollte.
Den ganzen Nachmittag über hatte ich sehnsüchtig auf Louis' Anruf gewartet, der nicht kam. Stattdessen erhielt ich, kurz nachdem ich aus der Dusche gestiegen war, eine SMS von ihm, in der stand, dass ich mir heute Abend bitte keine Sorgen wegen dem Artikel machen und einfach nur das Dinner mit ihm genießen sollte. Während ich meine Haare grob gelockt, mein dezentes Make-Up aufgetragen und sorgfältig meine Klamotten herausgesucht habe, wurde mir klar, dass er mit seinem Plan, nicht an die Schlagzeilen zu denken, Recht hatte. Ich sollte mir keine Gedanken darüber machen, was Leute von mir denken, auch wenn es dabei um die ganze Welt geht.
Ein anderer Grund, weshalb sich die Gedanken in meinem Kopf überschlugen, war, dass ich ebenfalls nicht wusste, ob ich mich jetzt auf das Essen heute Abend freuen sollte oder eher skeptisch bleiben sollte. Louis und ich hatten uns vor erst knapp einer Wochen ausgesprochen und heute schon wollen wir unser „Erstes Date“ gemeinsam verbringen, was ich als ziemlich kurze Zeitspanne empfand. Ja, ich hatte zu einer zweiten Chance für uns zugestimmt, aber ich hatte vorgehabt, es langsam angehen zu lassen, aber als Louis mich dann gefragt hatte, ob wir gemeinsam Essen gehen wollen, konnte ich es auch nicht über mein Herz bringen, Nein zu sagen. Doch ich hatte mir auch vorgenommen, den Abend einfach zu genießen und meine Gedanken auszuschalten.
Louis Haus, in dem nicht nur er, sondern auch seine anderen vier Bandkollegen wohnten, tauchte in meinem Blickfeld auf, nachdem ich in die Summerlane eingebogen war. Ich stieg die Marmorstufen nach oben, öffnete das laubgrüne Tor, das mich um einige Meter überragte und folgte dem langen Kiesweg bis zur Haustür. Das Haus lag so versteckt, dass man es von außen kaum sehen konnte, was durch den Status und den Bekanntheit der Band, Vorteile hatte.
Langsam stieg ich die wenigen Treppen nach oben und wartete vor der ebenfalls dunkelgrünen Haustür, die einen starken Kontrast zu dem Backsteinhaus bat. Schon von außen konnte ich die laute Musik hören, die durch die scheinbar dünnen Fensterscheiben drang und gedämpft bis in mein Ohr hallte.
Ich atmete tief durch, redete mir ein, einfach alles auf mich zukommen zu lassen und klingelte. Wenige Sekunden später wurde die Musik leiser gestellt, welche durch Louis‘ rauchige Stimme ersetzt wurde, die den abgestellten Song weitersang, ehe mir die Tür von ihm geöffnet wurde.
„Herein spaziert, Miss Calder.“
Louis stand lässig an den Türrahmen gelehnt am Eingang und bat mich herein. Noch nie hatte ich ihn so schick gesehen, denn die schwarze Jeans und das karrierte Hemd ließen ihn nicht nur älter, sondern auch sehr viel reifer wirken.
Ich bereute meine Entscheidung nicht, eine ebenfalls schwarze Jeans und eine weiße Bluse ausgewählt zu haben, da ich keinesfalls underdressed sein wollte.
Lächelnd betrat ich den hell beleuchteten Eingang, nachdem ich einen freundlichen und übertriebenen Knicks aus Dankbarkeit gemacht hatte, und stellte meine Tasche auf der dunkelbraunen Kommode ab.
„Hi.“ Meine Stimme war zittrig, was daran lag, dass ich unglaublich aufgeregt war.
Louis Haare waren einheitlich und ohne einen kleinen Irrgänger nach hinten gestriegelt, seine kleinen Bartstoppeln, die letzte Wochen noch sein Kinn und Teile seiner Wangen geziert hatten, hatte er, ohne eine einzige zu vergessen, abrasiert. Seine Augen leuchteten tiefblau, das mich an die Farbe des Himmels im Sommer erinnerte, wenn keine Wolke zu sehen war und die Welt beinahe perfekt erschien.
„Du bist gerade richtig gekommen. Das Essen steht schon auf dem Tisch.“ Louis klatschte aufgeregt in seine Hände und hob seine Hand an, um sich durch seine Haare zu fahren, bemerkte dann aber, dass sie heute so genau gestylt waren, dass er sie lieber nicht ruinieren sollte.
„Und was hast du nun gekocht?“, fragte ich in gespannt, während ich durch eine Glastür in das Esszimmer lief, das an das Wohnzimmer angrenzte.
„Ravioli mit Tomatensoße.“
Der Klang von Louis Stimme verriet mir, wie wahnsinnig stolz er darauf war, dass er es hinbekommen hatte, etwas, das nach Essen aussah, zu kochen ohne dabei die ganze Küche abzufackeln. Lachend folgte ich ihm durch die große Tür und staunte, als ich den gedeckten Tisch sah. Kerzen standen in der Mitte zwischen den beiden Tellern, auf denen sich beeindruckende Serviertengebilde befanden.
„Nimm’s mir nicht übel, Louis, aber wer hat dir dabei geholfen?“, fragte ich kleinlaut, während ich den schlichten und doch wunderschön geschmückten Esstisch betrachtete.
„Woran hast du gesehen, dass Liam den Tisch geschmückt hat?“, fragte er etwas enttäuscht und ließ seine Schultern hängen. Geheimnisvoll zuckte ich mit den Schultern und wackelte mit meinen Augenbrauen.
„Aber ich warne dich, ich habe nichts probiert, also falls du Lust auf ein bisschen Risiko hast, dann lasse ich dir gerne den Vortritt. Bis jetzt waren alle Gerichte, an denen ich mich jemals versucht habe, absolut ungenießbar und komplett katastrophal und das ist wirklich eine Kunst, wenn man bedenkt, dass ich in meinem Leben höchstens Zehn Mal in der Küche etwas anderes gemacht habe, als meiner Mutter beim Abwaschen zu helfen.“
„Wenigstens hast du ihr geholfen“, kicherte ich.
Ich setzte mich mit einem Lächeln auf dem Gesicht an den gedeckten Esstisch, auf dem wirklich ein Teller mit Ravioli stand. Auch wenn man die Dekoration – abgesehen von den romantischen Kerzen und den gefalteten Servierten - nicht wirklich erkennen konnte, war ich beeindruckt. Es reichte mir, denn Louis war da. Dieser nahm gegenüber von mir Platz und rieb sich nervös die Finger.
„Ich habe wirklich Angst“, lachte er und schloss seine Augen.
„Wir nehmen sie beide gleichzeitig in den Mund, ja?“ Louis grinste mich nach dieser Aussage an und nickte unterworfen.
„Eins“, Louis begann langsam ein und aus zu atmen. „Zwei“, er spießte die Ravioli auf seine Gabel auf. Kichernd führte ich die Gabel zu meinem Mund, schloss meine Augen und ignorierte das alberne Schmunzeln von Louis.
„Drei!“
Der süße und gute Geschmack von Tomatensoße begrüßte mich im ersten Moment. Erstaunt von der Tatsache, dass die Ravioli selbst wirklich gut schmeckten, freute ich mich auf die Tomatensoße. Es war, als würde mir das Zeichen gegeben werden, dass ich es ohne lebensbedrohlichen Risiken essen konnte. Doch ich sollte mich täuschen.
Gerade als ich dachte, dass die Ravioli gut wären, begann mein Mund fürchterlich zu brennen. Die Soße, die wie eine Mischung aus züngelnden Flammen und Chilli Schoten schmeckte, erfüllte meinen Mund.
Meine Augen begannen zu tränen, woraufhin ich sie fest zusammenkniff und versuchte, den restlichen Inhalt weiter zu kauen. Wenige Sekunden später spukte ich den gesamten Inhalt auf eine Servierte, sprang von meinem Sitz auf und rannte so schnell wie möglich aus dem Raum, während Louis hinter mir, der auch das Bad aufsuchen wollte, leise vor sich hin fluchte.
„Verdammter Mist, wieso habe ich mich darauf eingelassen“, krächzte er mit kratziger Stimme. Ich rannte unwissend in die nächste Tür hinein, glücklicherweise das Badezimmer und drehte den Wasserhahn hektisch auf. Louis quetschte sich neben mich und wir beide sammelten so viel Wasser wie möglich, womit wir unseren Mund von dem schrecklich scharfen Geschmack auswuschen.
„Was hast du nur reingemischt?“, fragte ich ihn unter meinem Wassersammeln, doch als Louis mich genauer betrachtete, begann er mit Tränen in den Augen zu lachen. Ich warf einen unsicheren Blick in den Spiegel und musste feststellen, dass ich mindestens genauso rot in Gesicht war wie er. Lachend setzte ich mich auf den Rand der Badewanne und schnappte langsam nach Luft, um den immer noch extremen Geschmack in meinem Mund zu stillen.
Louis ließ sich ebenfalls lachend neben mir nieder. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter, immer noch schmunzelnd wegen der Tatsache, dass Louis so schlecht kochen konnte. Mir war die Tatsache bewusst, dass er es selten ausprobiert hatte, doch dass er offensichtlich verschiedenste Kräuter nicht unterscheiden konnte, war mir nicht klar gewesen, als ich versucht hatte, ihn zu überzeugen für mich zu kochen.
Minuten vergingen, in denen wir beide lachend die weiße Wand anstarrten und uns fragten, ob wir jemals wieder einen nichtbrennenden Mund haben würden.
Mit hochrotem Kopf starrte er mich an. „Und jetzt?“
Während meine Lippen ein dümmliches Grinsen zierte, zuckte ich ratlos mit den Schultern. Die Ravioli konnte man sicherlich nicht mehr essen, wenn man daran dachte, dass wir schon nach einem einzigen Löffel Tomatensoße nach Luft ringen mussten.
„Wir könnten einfach zu McDonalds fahren“, schlug Louis vor. Auch wenn ich normalerweise kein großer Fan von dieser Sorte von Fastfood war, stimmte ich seiner Idee zu und stand mit Louis an meiner Hand auf, um uns auf den Weg zum nächsten McDonalds zu machen und unser außergewöhnliches Date fortzuführen.
DU LIEST GERADE
Eleanors Shoes
FanfictionWas ist Liebe? Es ist das stärkste Gefühl, das Menschen einander entgegenbringen können, verbunden mit Gefühlen wie Hass, Trauer und Schmerz, doch ebenso mit Vertrauen, Zufriedenheit und Geborgenheit. Es ist das starke Gefühl der Verbundenheit zu ei...