Kapitel 34 - Die Rückkehr nach Holmes Chapel

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Kapitel 34 - Die Rückkehr nach Holmes Chapel

„Herzlich Willkommen in Holmes Chapel“, flötete Louis und trommelte mit schmalen seinen Fingern auf den Lederbezug des Lenkrads. Mit großen Augen hing ich regelrecht an der Fensterscheibe des Autos und versuchte, mich an so viele Straßenecken und Häuser wie möglich zu erinnern, an welchen ich früher bereits ein paar Mal vorbeigekommen war.

Wir passierten tatsächlich einige Orte, an die ich mich nur zu gut von den früheren Sommern zurückerinnern konnte, wie die kleine Bäckerei in der Harold an den Wochenenden gearbeitet hatte oder die Diskothek in der wir damals einmal in der Woche die restlichen Freunde von Harry, Gemma und Dave zum Tanzen trafen. Ich wunderte mich, was wohl aus ihnen geworden war. Ob sie immer noch in dem kleinen Städchen lebten?

Die meisten Häuser hatten sich nur wenig verändert, was mich nicht verwunderte, da ich meinen letzten Sommer in Holmes Chaple vor sechs Jahren verbracht hatte. Noch immer hatte die Kleinstadt einen gewissen Flair und Charme, der die Häuser alle in entspannte Atmosphäre tauchte und die Menschen ausgelassen und locker machte. Die Backsteinhäuser verliehen der Stadt eine ländliche Atmosphäre.
Hinter den Häuserdächern konnte ich teilweise sogar das schwache Januarsonnenlicht durchblitzen sehen.

„Letztes Jahr an den Weihnachtstagen war ich zum letzten Mal in Holmes Chapel“, erzählte Louis gedankenverloren, während er seine Augen auf die Straße richtete.. „Wir haben Weihnachten bei Anne und Robin verbracht, weil wir das Jahr davor bei meiner Mutter waren, Harry und ich.“

„Verbringt ihr Weihnachten immer gemeinsam?“, fragte ich ihn, da ich davon nicht  gewusst habe.
„Nein, nein, das war nur eine Ausnahme, weil wir uns so schrecklich vermisst haben, dass wir beschlossen haben, Heilig Abend bei meiner Mum und den zweiten Weihnachtsfeiertag bei seiner Mum zu verbringen“, lachte er, auch wenn es für mich nur wenig nachvollziehbar klang. Andererseits kannte ich Harry und Louis alle beide und wusste genau, dass sie sich an manchen Tagen nicht riechen konnten und an anderen nicht ohne den Anderen leben konnten.

Louis wendete das Lenkrad noch einige Male, um in die verschiedenen Kleinstraßen einzubiegen, ehe wir in der Straße ankamen, in der auch das Haus meiner Großeltern am hintersten Ende stand.

„Da wären wir“, lächelte Louis stolz, da er das Navigationsgerät so gut programmiert hatte und ihm so gut gefolgt war, dass er mich nicht einmal nach meiner Hilfe fragen musste.

Das Haus von Granny und Gramps war ein altes Haus – ganz dem englischen Stil entsprechend – das grüne Fensterländen besaß, die einen auffälligen Kontrast zur weißen Anstrichfarbe boten. Im kleinen Vorgarten stand noch immer der große Kirschbaum, der beinahe die ganze Rasenfläche überragte und unter welchem, auch im Januar, die von der Sonne ausgebleichte Holzbank stand. Ich erinnerte mich noch zu gut an den schwülwarmen Junitag, an dem Grandpa sie provisorisch zusammengetischlert hatte, da er sich einbildete, von Granny gemachten Kirschkuchen unter dem Kirschbaum essen zu müssen.

Während ich in meinen Erinnerungen schwelgte, war die Ankunft von Louis und mir nicht unbemerkt geblieben, da Granny mit ausgestreckten Armen einen filmreifen Auftritt hinlegte und aus der Haustür stürmte, um mich in ihre Arme zu schließen.
„Ich hab dich ja so vermisst, kleine El“, seufzte sie und fuhr mir sanft über die Haare, wie sie es schon immer gemacht hatte.

„Und ich dich erst!“, antwortete ich ihr, nachdem sie sich von mir gelöst hatte und mich sprachlos anstarrte.
„Wie groß und hübsch du nur geworden bist! Nicht, dass du das früher nicht gewesen wärst, aber ich kann es kaum fassen, dass du jetzt eine junge Frau bist!“, staunte sie und umarmte mich ein weiteres Mal.

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