Kapitel 4
„Kennst du One Direction, Max?“, fragte ich meinen besten Freund wenige Tage später.
Max schaute mich überrascht an, wandte seinen Blick dann aber wieder auf den Kiesboden. „Klar kenne ich One Direction. Wieso?“ Mein Blick fixierte ebenfalls die feinen Kiessteinchen am Boden, die unter meinen Schuhen knirschten. Meine Haare versperrten mir meine Sicht, woraufhin ich sie mit einer raschen Bewegung wieder aus meinem Gesicht nahm.
„Ich weiß nicht. Ich kannte sie bis vor ein paar Tagen nicht und ich habe mich gefragt, ob ich die einzige bin, die offensichtlich hinter dem Mond lebt.“, lächelte ich. Max begann zu schmunzeln. „Du bist die einzige, die hinter dem Mond lebt, El.“, antwortete er mir.
Kalter Wind umhüllte mich und ich hoffte, bald bei mir anzukommen. Ich zog den Reisverschluss meiner Jacke noch weiter nach oben, um meinen Hals vor der Kälte zu schützen. Das kleine Häuschen am Ende der Straße erschien in meinem Sichtfeld. Es kam mir vor, wie meine Rettung vor dem Wind und den Temperaturen, die mir gerade schwer zu schaffen machten. Ich fischte den Schlüssel aus meiner Handtasche, steckte ihn in das Schloss und öffnete die Wohungstür.
Meine Eltern hatten mir vor einigen Jahren das Haus meiner Großeltern geschenkt, nachdem ich sie in meine Pläne auszuziehen eingeweiht hatte. Grandma und Grandpa hatten früher, als ich noch nicht geboren war, in diesem kleinen Häuschen in London gewohnt, doch als sie älter wurden, wollten sie sich ein Haus auf dem Land kaufen und kamen irgendwie auf Holmes Chaple.
Ich schmiss den Schlüssel auf die Kommode am Eingang, schlüpfte aus meinem Mantel und hing ihn über die Garderobe. „Willst du einen Tee, Max?“, rief ich, während ich aus meinen Schuhen schlüpfte und mit meinen Selbstgestrickten Socken über den Boden in die Küche rutschte. „Du weißt die Antwort, El.“, kam es aus dem Wohnzimmer zurück.
Kichernd setzte ich heißes Wasser auf und holte einen Teebeutel aus dem Regal. Aus welchem Grund auch immer hasste Max Tee. Ich hatte ihn noch nie Tee trinken sehen, nicht einmal wenn wir bei Starbucks waren und er die Getränkekarte durch probiert hat. Er hatte damals jedes Getränk probiert, bis auf die verschiedenen Tees. Ich mochte es, ihn deshalb aufzuziehen und fragte ihn jedes Mal, wenn wir bei mir waren oder in einem Café waren, ob er auch einen Tee möchte.
Ich füllte das Wasser in eine Tasse und lief gemütlich zurück ins Wohnzimmer, wo Max saß und an seinem Handy spielte. „Pass auf.“, lächelte er und hielt sein Handy in die Höhe. Ich setzte mich auf den Sessel, legte meine Füße über die Lehne und wärmte meine eiskalten Finger am Porzellan der Tasse.
„Baby you light up my world like nobody else, the way that you flip your hair gets me overwhelmed, but when you smile at the ground it ain’t hart to tell, you don’t know, you don’t know you’re beautiful.“, tönte es aus den kleinen Lautsprecherbosen.
„Ist das von One Direction?“, fragte ich Max aufgeregt. Natürlich kannte ich dieses Lied, doch ich hatte nicht einen blassen Schimmer von wem es war. Er nickte lächelnd und begann mitzusingen. „If only you saw what I can see, you’d understand why I want you so desperatly.“
Er hielt seine Faust vor seinem Gesicht, während er in sein „imaginiäres Mikrophon‘ sang. Lachend schüttelte ich meinen Kopf und beobachtete seine Performance. „Ich liebe dieses Lied.“, lachte ich.
Ich wusste nicht wieso, aber ich war ziemlich erleichtert, dass ich doch ein Lied von One Direction kannte und gut fand. Es wäre wahrscheinlich ziemlich peinlich gewesen, wenn Harold mich darauf angsprochen hätte, ich nicht mehr als ein Lied gekannt hätte und das, das ich kannte, nicht mochte. Ich nahm einen kurzen Schluck von meinem Tee, lehnte mich zurück und lauschte den Klängen des Liedes.
Meine Arme und Beine fühlten sich schwer an, ich war müde und hätte auf der Stelle einschlafen können. Die letzten Tage waren nervenzehrend gewesen, voller Klausuren und Arbeiten. Meine Gedanken wurden durch das Vibrieren meines Handys unterbochen. Ich schreckte hoch und nahm den eingehenden Anruf an, obwohl es eine unbekannte Nummer war. Ich bedeutete Max still zu sein, stellte den Tee aus der Hand und antwortete.
„Hallo?“, fragte ich. „Hi, Eleanor!“, lachte Harold. Automatisch platzierte sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen. „Hi.“, antwortete ich ihm gespannt. „Wir wollten fragen, ob du Lust hast etwas zu machen?“, lachte Harold und ich konnte sein herzerwärmendes Grinsen vor mir sehen. Im Hintergrund war lautes Gelächter zu hören und ich schloss daraus, dass die Jungs auch in der Nähe waren.
„Also ich habe eigentlich Besuch, vielleicht ein ander mal.“, erklärte ich ihnen. Max begann wild mit den Händen in der Luft zu wedeln und ich sagte Harold, dass er kurz warten sollte. „Was?“, flüsterte ich, legte meine Hand auf den Lautsprecher. „Ich muss in Zehn Minuten los. Du erinnerst dich noch an die Blonde neulich in der Bibliothek?“, lächelte er und ich konnte nicht anders, als es ihm gleich zu tun. „Aha.“, sagte ich spielerisch und legte den Hörer wieder an mein Ohr. „Okay, also Max geht in 10 Minuten, also können wir uns treffen.“
Das Gelächter im Hintergrund wurde lauter, ehe Harold ihnen „Seid jetzt still“ zu zischte. „Sagen wir um 4 an der Themse?“, fragte er. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stimmte ich zu, verabschiedete mich und legte das Telefon aus der Hand. „Wer war das denn?“, wollte Max mit Hochgezogenen Augenbrauen wissen.
„Harold.“, antwortete ich knapp und bewusst geheimnisvoll. „Harold also. Wie lange läuft da schon etwas zwischen euch?“, interessierte er sich. Lachend schlug ich ihm spielerisch auf seine Schulter. „Da läuft nichts zwischen uns. Harold und ich kennen uns seit ich 16 bin.“, erklärte ich ihm. Max grinste und hob unschuldig die Hände. „Das ist kein Grund, dass nichts zwischen euch läuft.“, lachte er und stand auf. Ich schüttelte den Kopf und stand ebenfalls auf, um Max zur Tür zu begleiten. „Also bis dann.“, sagte er, zog sich seinen Mantel und seine Schuhe an, ehe er mit einem „Viel Spaß mit Harold“ aus der Tür trat.
Eingepackt in Mütze, Schal, Handschuhe und einem dicken Mantel lief ich zügig an unseren vereinbarten Treffpunkt. Es war noch kälter geworden und der Himmel hatte sich verdunkelt. Ich hatte meine Hände in den warmen Manteltaschen verborgen und presste mein Gesicht in den dicken Schlauchschal, den ich mir vor einigen Wochen gekauft hatte.
Ich schaute nach oben und begann zu lächeln, als ich Harold, Liam, Zayn, Niall und sogar Louis einige Meter vor mir stehen sah. „Eleanor!“, lachte Harold und lief mir entgegen. Er schloss mich in eine feste Umarmung, löste sich wieder von mir und lächelte mich an. „Hi.“, sagte ich zu ihm und den anderen.
Ich schenkte Liam, Louis, Niall und Zayn ein kurzes Winken, ehe ich mich wieder an Harold wandte. Auch wenn es nicht das perfekte Wetter für einen Spaziergang war, beschlossen wir an der Themse entlang zu laufen und zu sehen, ob wir danach noch Lust hatten etwas zu machen. „Wer war dein Gast vorhin?“, fragte Liam mich interessiert. Seine Haare waren nach oben gegeelt, doch der Wind zersetzte es in einzelne Strähnchen. „Max, ein Freund.“, erklärte ich ihm. „Ein Freund oder dein Freund?“, lachte er spielerisch.
Allein die Vorstellung von Max und mir in einer Beziehung brachte mich zum Lachen. Wenn wir beide noch öfters als wir mittlerweile schon zusammen wären, würde es nicht gut für keinen von uns ausgehen. Max war stur wie ein Esel und hatte seine ganz eigenen Ansichten zu jedem Thema. Doch auch wenn er manchmal etwas schwierig war, war er mein bester Freund und wie ein Bruder für mich. Ich kannte ihn schon einige Jahre und konnte mich noch gut daran erinnern, dass ich ihn am Anfang nicht leiden konnte. Max hatte sich immer über mich lustig gemacht. Als wir dann irgendwie befreundet waren, hatte er mir erklärt, dass er das bei allen macht und es wie eine Art Prüfung für seine neugewonnen Freunde war. Das ganze System war so unlogisch, dass es schon wieder wie die Faust auf’s Auge zu ihm passte.
„Ein Freund.“, erklärte ich immer noch lachend. „Harold, warum hast du mir nicht erzähl, dass man dich mittlerweile Harry nennt?“, fragte ich ihn.
Harold begann zu grinsen, woraufhin seine kleinen Grübchen an den Wangen erschienen. Er starrte auf die schwarzen Converse an seinen Füßen, ehe er mich ansah. „Keine Ahnung. Ich mag es, wenn du mich Harold nennst!“, gab er zu. Louis, der neben ihm lief, begann lauthals zu lachen und stieß sanft mit seinem Ellenbogen in Harolds Rippe. „Na Harold, wie geht es uns denn heute?“, kicherte er. Harold schüttelte den Kopf und grinste. „Und nochetwas Harold.“, lachte ich und schaute ihn abwartend an. „Hast du vielleicht ein kleines Detail ausgelassen? In deinem Lebenslauf?“ Harold schaute mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an und spitzte seine blaustichigen Lippen, die von Kälte gezeichnet wurden. „Oder sollte ich eher Harry Styles sagen?“
Kleine Grübchen erschienen auf seinen Wangen, als sich sein Mund zu einem Grinsen verzog. Er senkte seinen Blick auf den Boden, grinste in sich hinein. „Wir sind deine Lieblingsband.“, sagte er in einem Atemzug, was mich zum Lachen brachte. Liam, Zayn, Niall und Harold schenkten mir verwirrte Blicke, so als ob ich gerade eben ihre Band beleidigt hätte. Kichernd hielt ich mir meine Hand vor den Mund und schaute sie entschuldigend an. Es war keinesfalls böse gemeint, doch ehrlichgesagt hatte ich vor der Autofahrt mit Louis noch nicht allzu viel über One Direction gehört.
„Es tut mir leid euch sagen zu müssen, dass ich momentan nur exakt Zwei Lieder euch zuordnen könnte.“, erklärte ich schuldig. Ich wackelte vorsichtshalber einmal mit meinen Zehen, um zu sehen, ob sie noch nicht taub vor Kälte waren, denn ich spürte sie schon lange nicht mehr. „Du hast was?“, fragte mich Niall verwirrt und fasste sich geschockt an den Kopf. Ich zog meine Schultern nach oben und grinste leicht. „Sie meint es nicht so, Niall. Sie glaubt, sie würde uns nicht kennen, doch eigentlich kennt sie jedes unserer Lieder auswendig.“, meldete sich Liam zu Wort. Wieder begann ich zu schmunzelnd, da ich von den beiden Lieder keines auswendig konnte.
Die ruhige Atmophäre wurde durch kreischende Mädchen, die auf uns zu steuerten, unterbrochen und in meinem Bauch machte sich ein unwohles Gefühl breit. Ich wäre am liebsten umgedreht und schleunigst vor ihnen weggerannt, auch wenn ich wusste, dass sie nicht hinter mir her waren.
Eine kleine Gruppe von Mädchen rannte uns auf dem Gehweg entgegen, während Liam, Harold, Niall, Louis und Zayn ihre Kaputzen ins Gesicht zogen und Sonnenbrillen aufsetzten. „Harry!“, kreischte das blondhaarige Mädchen und stierte auf ihn zu. „Shit.“, murmelte er und nahm seine Verkleidung wieder ab.
Harold begann zu lächeln, breitete seine Arme aus und lief selbstbewusst auf die Mädchen zu. „Hey!“, lachte er und schloss die Blondine in seine Arme. „Oh mein Gott.“, murmelte diese immer wieder. Völlig perplex stand ich im Hintergrund und hatte keine Ahnung, was sich gerade vor meinen Augen abspielte. Es war ganz offensichtlich, dass sie gerade als One Direction enttarnt wurden, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Mädchen weinen und kreischen würde, so wie sie es gerade taten. „Niall! Wir lieben dich!“, schrie ein anderer Fan und sprang zu Niall. Dieser lächelte, ehe er sie umarmte und ein Foto mit ihr schoss.
Ich spielte unwohl mit meinen blauanlaufenden Fingern und starrte auf die Themse neben uns, da ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Weitere Mädchen kamen auf die Jungs zu gelaufen, schlossen sie in ihre Arme und begannen zu weinen. Genau beobachtete ich sie, wie sie vor Freude weinten, Fotos schossen und kreischten. Liam, Niall, Harold, Zayn und Louis standen ganz locker neben ihnen und führten Smaltalk mit ihren Fans. Da die Jungs einige Schritte auf die Mädchen zugegangen waren, stand ich allein im Hintergrund und wippte unruhig mit den Zehen, die offensichtlich nicht taub vor Kälte waren. Noch nicht.
„Gehört sie zu euch?“, fragte plötzlich eine von ihnen. Louis drehte sich um, schaute mich für einen kurzen Augenblick unsicher an und wendete sich dann wieder an das Mädchen. „Ja, sie gehört zu uns.“, lächelte er. Das Mädchen warf mir einen undeutbaren Blick zu, ehe sie sich an ihre Freundinnen wendete und ihnen etwas ins Ohr flüsterte.
Unsicher begann ich zu winken, was sich jedoch als ziemlich peinlich herausstellte, da niemand meine Geste erwiederte. Sie nickte mit zusammengepressten Lippen, schaute noch einmal zu mir und begann dann zu kichern. Ich schaute langsam auf den Boden und fragte mich, ob sie wegen mir lachten. Wenn ja, was hatte ich falsch gemacht oder wieso lachten sie über mich? Meine Wangen begannen zu glühen, als ich meine Finger in meinen Manteltaschen versank. Es war auch möglich, dass sie wegen etwas anderem gelacht haben, doch mich ließ der Gedanke nicht los, dass ich der Grund dafür war.
Widmung geht an Real_AnnaTomlinson, weil du einfach zuckersüß bist ! ♥
Danke für die netten Kommentare, freut mich wirklich sehr:)
Liebe Grüße
annhearts♥
DU LIEST GERADE
Eleanors Shoes
FanfictionWas ist Liebe? Es ist das stärkste Gefühl, das Menschen einander entgegenbringen können, verbunden mit Gefühlen wie Hass, Trauer und Schmerz, doch ebenso mit Vertrauen, Zufriedenheit und Geborgenheit. Es ist das starke Gefühl der Verbundenheit zu ei...