Kapitel 12 - Schlaflose Nächte

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Kapitel 12

Wind peitschte an mein Fenster, während dazu gnadenloser Regen dagegen prasselte und mich wach hielt. Ein weiteres Mal drehte ich mich auf eine andere Seite und zog meine Bettdecke über mein Gesicht in der Hoffnung endlich in den Schlaf zu finden, wobei es momentan eher aussichtslos aussah.

Ich lag schon seit mindestens Zwei Stunden wach im Bett und konnte an nichts anderes als den Kuss mit Louis denken, der eigentlich gar kein Kuss war. Ich sah Louis Gesicht vor mir, wenn ich meine Augen zu machte, spürte seine weichen Lippen auf meinen und schmeckte ihren salzigen Geschmack.

Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation zwischen Louis und mir jetzt umgehen sollte und wie ich ihn in Zukunft behandeln sollte? Waren wir nur Freunde und das heute Abend war einfach nur ein Versehen? Oder waren wir mehr als Freunde? Ich hatte keine Ahnung, denn ich wusste noch nicht mal, was ich dabei wollte.

Wollte ich, dass zwischen Louis und mir mehr war oder dass wir einfach nur gute Freunde waren? Nach der Sache damals mit Dan hatte ich mir eigentlich geschworen, mich nicht mehr so schnell auf Beziehungen einzulassen, doch bei Louis fühlte sich alles anders an. Auch wenn ich wusste, dass es nicht so war, fühlte es sich so an, als ob Louis und ich uns ewig kannten und ich glaubte, ihm vertrauen zu können.
Aber andererseits wusste ich auch, dass ich nicht das Recht hatte, zu glauben, wir würden uns kennen.

Seine Berührungen, sein Lachen, all das fühlte sich so vertraut an und dazu löste es in mir immer dieses wollige und seltsame Kribbeln aus von dem ich nie genug bekommen könnte. Ich wollte es mir nicht zugeben, doch ich wusste, dass ich irgendwelche Gefühle gegenüber Louis hatte, doch ich war mir noch nicht sicher wie stark und was genau sie bedeuteten.

Seufzend schlug ich meine Bettdecke auf und schwang meine Beine über den Bettrand. Leise tapsten meine nackten Füße über den kalten Boden, als ich in die Küche lief und mir ein Glas Wasser einließ. Ich fuhr mit meiner flachen Hand über mein Gesicht und versuchte, mich zu beruhigen und runter zu kommen.

Auf einmal passiert so viel in meinem Leben, zuerst sehe ich Harold wieder, dann lerne ich Louis kennen und er ist mir von Anfang an unsymphatisch, doch dann wird er irgendwie nett. Wir werden Freunde, doch dann ist da Zayn, der mich offensichtlich nicht leiden kann und der mich immer wieder von ihnen fern halten will und der sogar den perfekten Moment mit Louis zerstört.

Ich leerte das Glas in einem Zug und stellte es unachtsam wieder zurück ins Spühlbecken. Meine Augen wanderten zum Küchenfenster und wurden vom Wind gefesselt, der die Zweige des Baumes gegen das Glas schlug und den Regen in verschiedenste Richtungen ablenkte.

In meinem Kopf ging alles drunter und drüber, einerseits wegen Zayn und seinem komischen Verhalten gegenüber mir und andererseits wegen Louis, den ich immer noch nicht genau begründen konnte.

Seufzend verließ ich die Küche und lief müde durch den Gang ins Schlafzimmer, um mich wieder ins Bett zu legen. War es nicht ironisch, dass man - egal wie müde man war - die Gedanken nicht abstellen konnte?

Ohne es zu wissen, wählte ich mit meinem Handy mitten in der Nacht Louis Nummer.

„Verdammt, Eleanor.“, zischte ich und hielt das Handy in meinen Händen so als ob es eine heiße Kartoffel oder eine Bombe, die gleich explodieren würde, sei. Ich schlug mir mit der freien Hand gegen meinen Kopf und bereute den Tag, an dem Harold mir für alle Fälle auch Louis Nummer gegeben hatte, nachdem er mich nach einem der ersten Treffen im Regen stehen gelassen hatte.

Es klingelte einige Male, bevor sich ein verschlafener Louis zu Wort meldete. „Hallo?“, murmelte er. Seine Stimme klang rau und kratzig.

Ich zog meinen Kopf zwischen meine Schultern und überlegte angestrengt, was ich denn nun sagen sollte. ‚Hallo Louis, ich konnte nicht schlafen und muss ständig an dich denken!‘ – sicherlich nicht!

„Ist da jemand?“, fragte er wieder, doch nun klang er um einiges wacher. Mir wollte beim besten Willen nicht einfallen, was ich nun sagen sollte, mitten in der Nacht.

Kurzerhand drückte ich auf den roten Knopf und beendete die Verbindung zu ihm. Mein Herz raste gegen meine Brust und ich musste mich erst einmal hinlegen, um normal atmen zu können.

„Scheiße verdammt, was machst du nur Eleanor?“, hauchte ich und legte meine Hand auf meine Brust. Immer noch raste mein Puls und meine Hände zitterten wie verrückt. Es war unglaublich wie ein einziges Telefonat mit Louis mir einen derartigen Adrenalinkick verpassen konnte.

Und da ich offensichtlich nicht genug hatte, wählte ich ein weiteres Mal Louis Nummer, doch jetzt wusste ich, was ich sagen wollte.

Nach nur Zwei Mal klingeln hob er den Hörer schon ab. „Was?“, zischte er genervt. Mein Mut verkleinerte sich nach dieser Aussage etwas, doch ich schaffte es, wenigstens etwas zu sagen.

„Hey.“, flüsterte ich leise und unsicher.

„Eleanor?“, fragte Louis ruhig. „Was willst du denn um-“ Für eine kurze Zeit legte er eine Pause ein, vermutlich um auf die Uhr zu sehen. „Um halb Drei nachts?“

Ein kleines Kichern verließ meinen Mund, das meine Nervosität überspielen sollte, doch es scheiterte kläglich. „Das war mein Handy. Also ich habe dich nicht angerufen, ich muss dummerweise auf den Hörer gekommen sein.“, erklärte ich ihm.

Die Erklärung, die noch vor Zwei Minuten so logisch und gut geklungen hat, hörte sich nun nicht mehr als schwachsinnig und absolut dumm an und ich schlug mir ein weiteres Mal in dieser Nacht gegen meinen Kopf.

„Ach dein Handy hat mich angerufen?“, fragte er kichernd. „Ich war das nicht!“, beteuerte ich meine Unschuld und ritt mich noch mehr in das Problem.

„Was machst du gerade, Eleanor?“, fragte er mich mit seiner rauen Stimme. War seine Stimme immer so rau und mir war es nie aufgefallen?

„Nichts eigentlich.“, erklärte ich ihm. „Ich versuche zu schlafen, aber ich glaube, das wird nichts mehr.“

Ein Kichern an der anderen Leitung verriet mir, dass er mir noch zu hörte. „Und du?“, fragte ich ihn daraufhin.

„Ich höre einem Mädchen zu, das mich mitten in der Nacht anruft und die Schuld auf ihr Handy schiebt.“ Lachend ließ ich mich auf meine Kissen fallen und verschränkte meine Beine unter der Decke. „Habe ich dich von deinem Schönheitsschlaf geweckt?“

Louis stieß einen empörten Laut von sich aus. „Sehe ich so aus, als würde ich den noch brauchen?“ Ich begann lauthals loszulachen und legte meinen Kopf in den Nacken. Ich beschloss ihm auf diese Frage keine Antwort zu geben, auch wenn ich ihm sagen würde, dass er mit Sicherheit keinen Schönheitsschlaf bräuchte.

„Du jedenfalls nicht.“, flüsterte Louis ins Telefon und ließ mein Herz flattern.

„Kannst du mir etwas vorsingen?“, fragte ich ihn leise. Die Kurze Stille am anderen Ende der Leitung verunsicherte mich etwas und ließ die neu gewonnene Ruhe am Telefon langsam abklingen, doch Louis antwortete mir. „Was willst du hören?“, fragte er mich. „Was du singen willst. Solange du singst und ich deine Stimme höre." Und so begann er, nach einem kurzen Räuspern, mit seiner Engelstimme ein Lied zu singen, das mein Herz zum Schnellerschlagen brachte.

"If I don’t say this now,
I will surely break.
As I’m leaving
the one I want to take
Forgive the urgency
but hurry up and wait.
My heart has started to seperate"

Der süße Klang Louis‘ rauer Stimme ließ mich ruhig werden und mich völlig entspannen, obwohl ich anfangs mit rasendem Herzen seinen Lauten gelauscht habe. Ich schloss meine Augen, ließ meinen Gedanken freien Lauf und hörte nur noch ihn, bis ich in einen ruhigen Schlaf fiel.



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DANKESCHÖN FÜR UNGLAUBLICHE 2000 READS!! ♥

Ich kann euch nicht sagen, wie ich ausgerastet bin, als ich es gesehen habe. Stellt euch mich am Pool in Italien vor, als ich gerade einen Hauch von Chance auf Internet hatte und dann auch noch zu sehen, dass ich 2000 Reads hatte, war wirklich unglaublich ( auch wenn das Wlan circa 2 Minuten später leider wieder weg war )



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