Kapitel 33 - Lorde, ein unfreundliches Mädchen

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Hört euch das Lied an der Seite an! Danke, @xElounorx! Es passt perfekt zu Eleanors Shoes ♥

Kapitel 33 - Lorde, ein unfreundliches Mädchen

„Herein spaziert!“, lächelte ich und öffnete Louis freudig meine Haustür. Kalter Wind fegte durch die offenstehende Tür in den Eingangsbereich, sodass ich mir fröstelnd über meine Arme fuhr. „Fertig?“, fragte er mich erwartungsvoll und hob seine Augenbrauen an, während er aus seinen Schuhen schlüpfte.
Lachend schloss ich die Tür hinter ihm und stieg langsam die Treppen nach oben zu meinem Schlafzimmer, wo mein noch leerer Koffer und ein zu großer Kleiderschrank auf Louis, der mir folgte, und mich warteten. „Fast.“

Kaum waren wir in meinem Zimmer angekommen, schloss Louis die Tür und schnappte meinen Arm, was mich zum Aufschreien brachte.
Er drückte mich gegen das harte Holz der Tür und gleich im Anschluss seine Lippen auf meine. „Bekomme ich keinen Begrüßungskuss?“, fragte er zwischen den Küssen, die mich auf langer Dauer gesehen noch umbringen würden.
Sanft und doch mit einer Brise Verlangen glitten seine Lippen über meine. Ich vergrub meine Haare ebenfalls in seinen Haaren und durchfuhr sie, sodass er nach nur wenigen Sekunden eine Frisur hatte, bei der seine Haare mehr abstanden als jemals zuvor.
Louis Hände legte er an meine Hüften und er zog mich noch einmal näher an sich heran, ehe mir mein Verstand den ganzen Spaß verdarb und ich mich von Louis zärtlichen Lippen löste.
„Wir sollten anfangen“, hauchte ich, obwohl ich den Nachmittag auch hiermit verbringen könnte.
Louis stöhnte genervt auf. „Erstens, muss das jetzt sein?“
Mit großen Augen versuchte er mich zu überzeugen, dass wir uns noch ein paar Minuten genehmigen konnten, doch ich wusste, wir würden sonst zu spät kommen, weshalb ich kleinlaut den Kopf schüttelte. „Ich will das genauso wie du, aber wir sollten uns langsam etwas beeilen.“
„Und zweitens, hast du noch nicht angefangen?“, beendete er seinen Satz und drehte sich augenblicklich um, sodass sein Blick auf dem leeren Koffer landete.
„Eleanor!“, seufzte er und hob seine Hände entmutigt an, ehe er sie kraftlos wieder fallen ließ.

„Zu meiner Erklärung“, steuerte ich bei und hob meinen Zeigefinger, während ich mich ratlos vor meinen Kleiderschrank stellte und einen konzentrierten Blick auf das Chaos vor mir warf.
„Ich wusste nicht, was ich anziehen soll und wie das Wetter wird.“

Louis stellte sich neben mich und begutachtete den dreitürigen Riesen vor sich. „Zum Glück gibt es mich.“

Lachend griff ich nach einer Jeans, die ich kurz Louis vor die Nase hielt und nachdem er nicht meckerte, in den Koffer warf. Dazu schnappte ich mir einen Pullover, falls es kalt werden würde, weitere Hosen, einige schickere Blusen und dazu noch einen Schlafanzug.
Ich kramte aus der hintersten Ecke eines der Regalbretter sogar ein paar selbstgestrickte Socken von Grams hervor, die ich ebenfalls in den Koffer beförderte.


Währenddessen durchstöberte Louis die restlichen Schränke in meinem Schlafzimmer und wählte aus, ob das Kleidungsstück für das Wochenenede brauchbar war. „Nimm das hier auch mit“, sagte Louis etwas später spitz und hielt mir einen roten Spitzen-BH vor meine Nase, den ich ihm sofort aus der Hand riss.
„Louis!“, rief ich aufgebracht und versteckte die Wäsche hinter meinem Rücken. Ich spürte peinlicherweise, wie mir das Blut in meine Wangen strömte.
„Komm schon“, versuchte er mich mit einem unwiderstehlichen Grinsen zu überzeugen.
Für einen kurzen Augenblick fragte ich mich, wieso eigentlich nicht und schmiss den BH zu den restlichen Klamotten im Koffer, was bei Louis offensichtlich für eine Überraschung sorgte.

Er lief mit einem sicheren Grinsen zurück zu der Schublade, in der sich meine Unterwäsche befand, doch ich machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
„Vergiss es“, drohte ich ihm und stieß mit meinem Fuß hastig die Schublade zu, da wir diese Ebene in unserer Beziehung noch nicht erreicht hatten.
Er richtete sich auf, stellte sich mit erhobener Brust vor mich und schaute auf mich herunter.
„Ich kann mich gedulden“, verriet er mir zweideutig, woraufhin ich belustigt den Kopf schüttelte und mich meinem Koffer widmete.

Nach einigen Versuchen den Reißverschluss zu schließen, schmiss ich mich mit all meiner Kraft auf das Bett, setzte mich auf den schwarzen Koffer und streckte meine Beine von mir, in der Hoffnung, ich würde den Reißverschluss zu bekommen, doch ich blieb erfolglos.

„Lass mich mal“, überzeugte mich Louis und stülpte seine Jeansjacke um, sodass ich freie Sicht auf seine festen Armmuskeln hatte und ich musste zugeben, ich konte nicht meckern. Er setzte sich schließlich neben mich und versuchte mit all seiner Kraft, den Koffer endlich zu schließen, was ihm nach einem Anlauf tatsächlich gelang.

„So einfach ist das“, gab er stolz zu und hob den Koffer leichthändig von meinem mittlerweile unordentlichen Bett. Heute Morgen hatte ich es frisch gemacht doch nachdem ich den schweren Koffer und die vielen Kleidungsstücke darauf abgelegt hatte, war nun nur noch ein Wirrwarr aus verschiedenen Decken zu erkennen.

Auch wenn ich es nicht offensichtlich gezeigt hatte, war ich ziemlich beeindruckt von Louis Kraft. Ich hatte nicht gedacht, dass ihm das Schließen des Koffers und dessen Gewicht so wenig ausmachte, da er auf den ersten Blick eher klein und schmal wirkte. Offenbar hatte ich ihn da gewaltig unterschätzt.
Staunend trotte ich ihm hinterher und schnappte auf dem Weg noch meine Handtasche, die ich während der Fahrt bei mir tragen wollte.

Louis trug den Koffer einhändig die Treppen nach unten und verstaute mein Gepäck mühelos im Wagen. Nachdem ich gecheckt hatte, dass alle Lichter und sonstige elektrische Geräte ausgeschaltet waren und ich in meiner Eile nichts vergessen hatte, sperrte ich zügig das Haus ab und nahm neben Louis, der bereits wartend im Auto saß, auf dem Beifahrersitz Platz.

„Erinnerst du dich noch an unsere erste gemeinsame Fahrt?“, fragte ich ihm, als ich den Sicherheitsgurt anlegte und ich es mir im Auto bequem machte, da unsere Reise etwas dauern würde.

„Natürlich, wie könnte ich dich pitschnass von all dem Regen vor meinem Wagen stehend vergessen?“, lachte er und startete währenddessen den Motor.
„Wollen wir mal nicht vergessen, wieso ich überhaupt bis auf die Unterhose nass war!“

Louis lachte schadenfroh, ehe er einen prüfenden Blick auf die Straße warf, aus meiner Einfahrt fuhr und sich dem tückischen Straßenverkehr anschloss.

„Den Anblick werde ich nie vergessen. Ich konnte dich nicht ausstehen und da hab ich dich einfach stehen gelassen.“
Er sagte das so, als würde er sich gedanklich immer noch auf die Schultern klopfen und sich selbst 'Gute Arbeit' zurufen, da er selbst auf diese Idee gekommen war.

Bilder von mir, wie ich suchend und hoffnungsvoll nach seinem Auto Ausschau hielt, tauchten in meinen Gedanken auf. Ich erinnerte mich noch ganz genau daran, dass ich von der Idee, dass er mich nachhause fahren sollte, auch nicht sehr begeistert gewesen bin, doch es war mir immer noch lieber gewesen als in strömendem Regen nachhause zu laufen.

„Zum Glück konnte ich dich auch nicht ausstehen, denn du warst ein nerviger Dickschädel mit Ego hoch zehn“, konterte ich mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.

Louis zog scharf die Luft ein und gab einen gekränkten Laut von sich, während ich mir sicher war, dass er sich gerade die perfekte Kontermöglichkeit im Kopf überlegte. Es dauerte einige Sekunden, in denen ich lachend auf seinen Kommentar wartete, bis er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte.

„Weißt du, was du damals für mich warst?“
Ich schüttelte abwartend den Kopf.

„Eine eingebildete Zicke, die glaubte, sie könne sich alles erlauben.“

Die knappen Worte, die Louis Mund verlassen hatten, brachten mich noch im selben Augenblick zum Lachen, sodass das einzige Geräusch im Wagen meine Stimme war, die sogar das Radio übertönte, aus dem leise im Hintergrund Musik drang.

„Und ehrlich gesagt, sehe ich das heute immer noch so.“

Er tat sich gut in der Opferrolle, weshalb ich auf die fiese Bemerkung keine Antwort gab und ihm das Gefühl eines Sieges gab, obwohl er eigentlich verloren hatte, wenn man bedachte, dass er das sagte, während er mit der eingebildeten Zicke im Auto saß, um mit ihr ihre Großeltern zu besuchen.





 
Müde und verschlafen blinzelte ich vorsichtig, da mich das helle Licht blendete, und blickte verwirrt um mich. Ich befand mich noch immer in Louis Auto, in dem die Temperatur mittlerweile wohlig warm war. Vor uns lag eine dicht befahrene Autobahn, auf der es nur zäh voran ging und sich unzählige Autos stauten. Ich vermutete, dass das der Grund war, weshalb Louis ständig genervt seufzte und leise vor sich hin fluchte.

„Guten Morgen.“

„Gut geschlafen, Eleanor?“, fragte Louis lachend. Seine Laune hatte sich nach meinem Aufwachen sichtlich gebessert, was auch mich zum Lächeln brachte, auch wenn es nur ein schwaches Grinsen wurde.
Ich nickte noch immer schlaftrunken und schlüpfte aus meinen Schuhen, die mir aus einem mir unbewussten Grund gerade lästig wurden.

„Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte ich ihn, als ich langsam wach wurde.

„Du bist keine halbe Stunde nach Abfahrt eingeschlafen und wir sind schon ziemlich nah an Holmes Chaple, also etwa eine Stunde.“

Wieder nickte ich dankbar und zog meine Beine an mich. Ich wickelte meine Arme um sie und setzte mich aufrechter hin, da ich vorhatte, den Rest der Fahrt ausnahmsweise nicht zu verschlafen.

„Seit wann geht das schon so?“, fragte ich Louis und nickte in Richtung der dicht befahrenen Fahrbahn, als sich nach wenigen Minuten immer noch nichts getan hatten und wir noch immer an derselben Stelle festsaßen.

„Seit einer gefühlten Ewigkeit“, seufzte er und fuhr sich genervt und wahrscheinlich auch hoffend, dass der Verkehr nun endlich weitergehen würde, durch seine schon wirren Haare. Bei unserem ersten richtigen Date hatte er sie sich glatt und makellos nachhinten gestriegelt, was mir an ihm sehr gut gefallen hatte, doch wenn ich sie dann offen und ohne Ordnung sitzen sah, musste ich gestehen, dass ich die Ich-bin-gerade-eben-erst-aus-dem-Bett-gestiegen Variante bevorzugte.

Ich wünschte, das würde ich bei meinen Haaren auch tun, doch sobald sie nicht saßen und sie aus ihrer eigentlichen Ordnung fielen, stand ich am Rande der Verzweiflung und würde sie mir am liebsten eigenhändig noch am selben Tag abscheiden.

„Ist das Lorde?“, fragte ich verträumt und drehte kurzerhand am Radio, sodass die Musik lauter aus den Lautsprechern drang.
Tatsächlich war es Lorde’s Stimme von ihrem Hit „Tennis Court“, die aus den Boxen kam.

„Unhöfliches Mädchen“, kommentierte Louis meine Reaktion auf ihren Song.

Baby be the class clown, I will be the beauty queen in tears, it’s a new art form showing people how little we care, yeah“, sang ich leise den Text des Liedes mit, während Louis schmunzelnd auf die Fahrbahn blickte, wo es nun endlich weiter ging. Ich wusste, dass das eine schlechte Idee war, wenn man nur daran dachte, dass ich hier neben einem Sänger saß, der sich wahrscheinlich innerlich gerade vor Lachen krümmte, weil meine Stimme so quietschend klang.

„We’re so happy, even when we’re smiling out of fear, let’s go down to the tennis court and talk it out like yeah.“

Louis vollendete die Strophe passend und begann übertrieben stark mit seinem Kopf zu wackeln. Schmunzelnd machte ich ihm die affige Bewegung nach und sang mit ihm gemeinsam die nächsten Zeilen des Liedes, während wir peinliche Dancemoves zu ihren Worten machten und uns gegenseitig somit zum Lachen brachten.

Louis schnitt dazu noch einige Grimassen, die ich noch nie zuvor bei irgendjemanden gesehen hatte, sodass ich in schallendes Gelächter ausbrach, was auch ihn zum Lachen brachte, wobei er seine Augen zu süßen, kleinen Schlitzen verzog und sich leichte Fältchen um seine Augen bildeten, was ihn noch liebenswürdiger machte.

Ich freute mich sehr auf meine Großeltern, aber noch mehr freute es mich, dass ich in diesem Moment neben Louis im Auto sitzen durfte. Der Stau, der ihm den letzten Nerv gekostet hatte, rückte in den Hintergrund, während wir peinlich singend tanzten und Spaß hatten.


Widmung geht an @xElounorx, weil das Lied wirklich perfekt passt und dein Kommentar zuckersüß war.
Das Kapitel ist leider etwas kurz geraten, aber das macht nichts, weil die kommenden länger sind.  Ich habe mittlerweile einige vorgeschrieben und würde sie am liebsten alle auf einmal posten, weil ich so aufgeregt bin :D

So und jetzt zu euch.

Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ihr habt mein Jahr 2014 in so vielen Hinsichten versüßt.
Als ich Eleanors Shoes im März angefangen habe, habe ich niemals damit gerechnet so viele positive Reaktionen darauf zu bekommen. Ich bin immer noch überwäligt, wenn ich mir eure Kommentare durchlesen, was mich regelmäßig zum Strahlen bringt.
Ohne euch wäre ich in diesem Jahr nicht annähernd so weit gekommen, wie ich es bin. Und ich kann euch nicht genug danken. Ihr bedeutet mir so viel.
Für 2015 habe ich einiges geplant. Ich will etwas neues anfangen, was schon ziemlich lange in Planung ist, aber dazu mehr, wenn es soweit ist.

Ich bin so froh, dass ihr an meiner Seite gestanden habt und ich hoffe, dass ihr wisst, dass auch ich immer für euch da bin.
Dankeschön dafür, dass ihr mich aufbaut und mir eure Meinung sagt, dass ihr gerade meinen viel zu langen Roman unter dem eigentlichen Kapitel durchlest und das ihr bis hierher in Eleanors Shoes gekommen seid.

Ich liebe euch, wünsche euch allein einen guten Rutsch und hoffe, euer Jahr 2015 wird genauso, wie ihr es gerne hättet. Ich wünsche euch nur das beste.

Wir sehen uns im Januar ♥

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