Kapitel 13 - Summer in Holmes Chaple

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Kapitel 13:                            Summer in Holmes Chaple


Seit einer Stunde starrte ich verzweifelt die Küchenwand vor mir an und trank meinen mittlerweile kalten Kaffee. In meinem Kopf herrschte pures Chaos und ich verfluchte dessen Versursacher, Louis Tomlinson. Bis vor einem Tag dachte ich in meinem Kopf herrschte nichts als Unordnung, doch dann kreuzte Louis auf und machte die Unordnung noch unordentlicher, sodass ich jetzt kaum einen klaren Gedanken fassen konnte und ich war immer noch am Zweifeln, ob das gut oder schlecht war.

Ich grübelte schon eine halbe Ewigkeit über ihn, uns und was zwischen uns stand. Seit gestern hat sich zwischen uns so ziemlich alles geändert, wenn nicht sogar eine 360° Wendung gemacht. Was ich gestern noch für Freundschaft gehalten habe, hatte heute für mich das Potential zu mehr zu werden.
Vor 48 Stunden fand ich Louis noch nervig und selbstverliebt, wenn auch auf symphatische Weise. Ich mochte ihn, als Freund. Doch nach der Sache gestern im Park, hatte sich alles verändert. Ich hatte keinen blassen Schimmer was zu diesem Zeitpunkt in meinem Kopf vor sich ging und was ich mir dabei gedacht hatte, mich auf einen Kuss mit ihm einzulassen.

Normalerweise war ich der überlegte und stille Typ, der sich erst sicher werden muss, um jemanden wie ihn an sich ran zu lassen und hätte mindestens eine Woche lang gegrübelt, ob es richtig wäre, ihn zu küssen.
Doch gestern, schätzte ich, war mein Gehirn abgelenkt gewesen und seine so einladenden, feinen Lippen hatten jegliche Vorsicht in mir ausgeschaltet. Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und – so sehr ich mir es auch wünschte – ich konnte keine einzige beantworten.
Wieso sang er mir ein Liebeslied, wenn wir nicht einmal verliebt waren? Wieso sang er von Liebe, wenn wir doch eigentlich fremde waren und uns erst seit wenigen Wochen kannten? Wieso küsste er mich, wenn ich doch nur ich war?


Zumal er Louis Tomlinson war und er sich mühelos ein Victorias Secret Model schnappen könnte, das mich nicht nur in Schönheit deutlich ausstechen würde. Ebenso sang er in einer der berühmtesten Gruppen der Welt, wieso also sollte er mich vorziehen, wo ich doch anfangs sogar glaubte, seine Band nicht zu kennen und ihn nicht gerade sehr nett behandelt habe.
Ihm liefen die Mädchen scharenweise hinterher und schmissen sich ihn an den Hals, warum also sollte er mich auswählen, eine Studentin aus London, die One Direction bis vor einer Woche noch nicht mal kannte? Er verhielt sich in meiner Gegenwart zwar nicht wie ein überheblicher Teeniestar, doch das war kein Grund dafür, dass er es nicht doch war.

Außerdem war ich mir sicher, dass er momentan in der Blüte seines Lebens stand und deshalb nichts Festes wollte, und selbst wenn, war ich bereit dazu?

War ich bereit dazu, Sicherheit und Vorsicht über Bord zu werfen und einfach das Leben auf mich zukommen zu lassen?

Nach der Sache damals mit Dave in Holmes Chaple hatte ich mir geschworen, mich niemals mehr so schnell und unüberlegt auf einen Jungen einzulassen. Was war gestern nur in mich gefahren?

Ungewollt tauchten familiäre Landstreifen vor meinem Auge auf, die Sonne schien gegen mein Gesicht und ich konnte nicht anders, als die Momente wieder vor mir zu sehen.



Flashback Holmes Chaple Sommer 2009



Lachend schlug ich spielerisch gegen Daves Schulter und genoss die Sicht, die sich mir bot. Malerisches Abendrot tauchte den tristen Wald in märchenhaftes Licht. Kichernd legte er seinen Arm um meine Schulter, zog mich an ihn heran und strich mir vorsichtig mein Haar hinter meine Ohren.
„Du bist wunderschön.“, flüsterte er und starre mich an. Verlegen schaute ich auf meine Hände, blickte in seine Augen und hauchte ein zartes ‚Dankeschön‘. Er machte mich immer verlegen und an seine vielen Komlimente würde ich mich nie gewöhnen, egal, wie oft er mir hauchend etwas zu flüstern würde, das mein Herz schweben ließ.

Daves Lippen näherten sich meinen und er begann vereinzelte Küsse auf meiner Wange, meinem Hals und meinen Haaren zu hinterlassen.
Zärtlich wanderten seine Hände an meine Schultern, die er sanft auf und ab streichelte.

             „Ich liebe dich.“
Gänsehaut überzog meinen Körper und ich schwur mir selbst, dass ich Dave niemals gehen lassen würde.

Niemals würde ich jemanden finden, den ich mehr lieben könnte und mit dem ich mein Leben lieber verbringen wollen würde als David Clarence Smith.

Ich schloss meine Augen, drücke meine Lippen auf seine und hauchte zwischendrin ein leises ‚Ich dich auch‘.  
Stille umgab uns, die die Atmosphäre romantischer machte und den Schimmer des Abends schon fast trügerisch machte. Das einzige Geräusch, das weit und breit in unsere Ohren drang, war das Zirpen der Grillen, die im nahe gelegenen Wald saßen und wahrscheinlich auch friedlich den Sonnenuntergang beobachteten. Es war immer ein Spektakel gewesen, die unglaublichen Farbverläufe zu beobachteten und Dave, Gems, Harold und ich hatten uns jeden Abend, wenn die Sonne vom Himmel sank, an derselben Stelle getroffen und die wunderschönen Tage in Holmes Chaple enden lassen, auf eine Weise, die sie noch schöner machte.

Vorsichtig drückte er meinen Oberkörper mit seinem auf die Decke, die wir auf einem abgelegenen Feld ausgebreitet haben. E beugte sich über mich, strich einige Haarsträhnen aus meinem Gesicht und ließ sich neben mir nieder. Seinen Arm platzierte er um meine Schulter, an die ich meinen Kopf schmiegte. Seine grauen Augen stachen in meine.

„Was machen wir nach dem Sommer?“, fragte ich ihn angstvoll. Diese Frage brannte mir seit Tagen auf den Lippen, doch ich hatte mich bis jetzt nicht getraut, sie auszusprechen.
In Zwei Wochen würde ich zurück nach London fahren und Holmes Chaple somit für mindestens 9 Monate verlassen – wer wusste, ob ich überhaupt noch einmal zurückkommen würde? Nach den Ferien würde ich die Zwöfte Klasse beginnen und ich wusste nicht, ob ich danach noch einmal volle 3 Monate bei meinen Großeltern verbringen würde. Nicht zu vergessen, was würde Dave machen und was würde aus ihm werden? Eine Fernbeziehung schien für mich aufkeinenfall eine gute Option zu sein und ich wollte auf alle Fälle vermeiden, dass das der Einzige Ausweg war, doch wie es schien, blieb uns nichts anderes übrig.

„Das weiß ich auch nicht, Eleanor.“
Unruhig kratzte er sich am Hinterkopf und löste sich aus unserer Position. Er nahm seine Arme weg und rutschte ein Stückchen weg von mir. Ruckartig setzte er sich auf und starrte kurz in die Ferne. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine kleine Stressfalte gebildet.

Ein paar Augenblicke starrte er nur auf die inzwischen ziemlich untergetauchte Sonne und fuhr sich unruhig durch die Haare. Auch wenn es das nicht sollte, machte sich in mir ein ungutes Gefühl in mir breit, als er einen undefinierbaren Laut aus seinem Mund ausstieß und grob eine Handvoll Gras ausrupfte.

Seufzend blickte er wieder zu mir und noch während seine Augen über mich glitten, legte er sich neben mich, sodass seine Arme an meinen striffen und nahm meine Hand in seine. Ich sah ihn unsicher an und versuchte, ihm zu vertrauen, dass alles gut werden würde, doch ich konnte den Gedanken nicht einmal mehr zu Ende bringen, denn die Stimmung kippte.

Die entspannende Stille wurde plötzlich unterbrochen, als ein Mädchen in meinem Alter mit Tränen in den Augen vor uns auftauchte und schniefend ihre Hand vor den Mund legte. Ihre feuerroten Haare fielen ihr ins Gesicht, doch sie schien sich nicht darum zu kümmern, als weitere Tränen aus ihren Augen quollen.

„Dave?“, fragte sie leise und mit tränenerstickter Stimme.

David hatte sich keine Sekunde später von mir entfernt und dort, wo seine Haut meine berührt hatte, war nun nichts als Kälte zu spüren, die eine Gänsehaut auf mir hinterließ.

„Lindsay? Was machst du denn schon hier?“, fragte er verwirrt. Ich setzte mich auf, um das Geschehen genauer zu beobachten und meine aufkommenden Gedanken zum Schweigen zu bringen. Wer war sie? War sie vielleicht…

„Spielt das eine Rolle? Ich wollte dich überraschen und als deine Mutter sagte, du wärst am Wald hatte ich nicht erwartet, dich so zu erwischen.“, weinte sie und deutete mit ihrem Finger auf mich.
Dave fuhr sich mit schwitzenden Händen durch die Haare und durch das Gesicht, während er leise vor sich hin fluchte. Nicht ein Blick wurde zu mir geworfen, zumindest nicht von ihm.

Hoffend, dass ich falsch lag, erhob ich mich ebenso von der Decke und lief hinter Dave.
„Wer ist das?“, fragte ich ihn, ebenfalls den Tränen nahe. Ich legte meinen Arm auf seine Schulter und bemerkte zu meinem Bedauern, die kurze Geste, als er meinen Arm abschüttelte, als wäre ich eine Plage oder Unerwünscht.

„Wer ich bin? Wer ich bin, fragst du, du billiges Flittchen?“, schrie sie. Ihr Gesicht hatte eine dunkelrote Farbe angenommen, sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und ich konnte den puren Hass in ihren Augen brennen sehen. Sie kochte, hielt ihre Faust nach oben und trat einen Schritt an mich heran, während ich einige Schritte zurück ruderte und nicht bemerkte, dass nun auch ich angefangen hatte zu weinen.

„Es tut mir so leid, Schatz.“, besänftigte er das Mädchen, das nun zu ihm umgeschwungen war und den Blick, der vorhin mich getroffen hatte, auf ihn richtete.

Das reichte mir, um meinen Verdacht zu bestätigen. Meine Augen wurden wässrig, meine Knie wackelten und meine Hände begannen zu zittern.
Mit rasendem Herz fasste ich mir an meine Augen und versuchte krampfhaft die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Ich fühlte mich verarscht und einfach nur hintergangen, ebenfalls war ich enttäuscht von Dave. Ich hatte mir ernsthafte Hoffnungen gemacht, dass wir auch nach diesem Sommer eine Zukunft hatten und gemeinsam weitermachen konnten. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich nur eine Sommerliebe für ihn war, die nachdem ich wieder in London wäre für ihn beendet sei.

All die intimen Momente, die ich mit ihm und nur ihm geteilt hatte, zogen an meinen Augen vorbei und wurden in Stücke zerrissen, als ich den Picknickkorb auf der bunten Decke umwarf, die Flaschen zu Scherben sprangen und der Kuchen, den wir gemeinsam gebacken haben, in eine laufende Masse zerfiel.

Ich hob einige Flaschen auf, zertrümmerte sie und, obwohl ich dachte, der Anblick von meiner Zerstörung, würde mich irgendwie befriedigen oder meine Gedanken weg von den tollen Bildern von Dave und mir, die ich jetzt nur noch in Brand stecken wollte, wegleiten würde, löste es nichts in mir aus.

Mit wackligen Beinen lief ich auf ihn zu, unwissend was ich sagen sollte und doch wollte ich ihn nicht einfach gehen lassen.

„Du bist wirklich das Letzte.“, hauchte ich. Ohne einen weiteren Blick auf ihn zu werfen, rannte ich quer über das Feld, während unzählige Tränen über meine Wangen huschten und meine Beine mich nicht mehr zu tragen schienen, auf dem Weg zu Harold.


Flashback Ende



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