Kapitel 62
„Sieh dir das an! Ist das zu glauben, eine nagelneue Ausgabe von Alexa Chungs Longchamps Kollektion!"
Alana hauchte die Wörter nur noch leise vor sich hin, als wäre sie den Tränen nahe. Ihre Hand hatte sie sehnsüchtig nach der blauen Tasche der Frau ausgestreckt, die gerade an uns vorbeilief und uns beide nicht bemerkte, da sie an ihrem Handy war. Die künstliche Beleuchtung des Shops in dem wir uns gerade befanden, leuchtete die Tasche in einem Winkel an, der sie wirklich ziemlich schön aussehen ließ.
„Es ist Alexa Chung, was bitte hast du außer wundervoll denn bitte erwartet?", schaltete sich Max auch in die Unterhaltung mit ein und warf Alana einen kritischen Blick zu.
„Max, ist es möglich, dich umzutauschen?"
Da ich zwischen den beiden stand, beugte sie sich nach vorn, sodass sie ihn direkt ansehen konnte und streckte ihm nach einem kurzen, aber zuckersüßen Lächeln die Zunge heraus.
Max grinste und schmunzelte lautlos vor sich hin, sagte jedoch nichts. Stattdessen ließ er seine Finger tanzen und zeigte Alana damit eine Botschaft, die unverkennbar war und mich zum Lachen brachte.
„Eleanor, sag doch mal was!", quengelte Alana und schritt an den Kleiderstangen vorbei. Sie stoppte, zog eine Bluse hervor, musterte sie ein paar Sekunden und verzog ihr Gesicht zu einer kritisch begutachtenden Miene.
„Eleanor ist meine beste Freundin, Liebling", kicherte Max und schlang besitzergreifend seine Hände um meinen Arm.
„Also erstens, gehöre ich niemandem", stellte ich sofort klar und wich einen Schritt zurück. „Und zweitens, gehöre ich in mein Bett, denn ich bin ziemlich geschafft", fügte ich hinzu.
Die letzte Woche war wirklich kräftezehrend gewesen. In der Uni befanden wir uns mitten in der Klausurenphase, was bedeutete, dass ich Tag und Nacht am Lernen war und wenn ich ein paar freie Minuten hatte, am liebsten einfach nur noch schlafen wollte. Dann waren Max und Lani in letzter Zeit wirklich anstrengend gewesen, denn Alana hatte nach der Aktion, die wir letzten Monat bei ihrem Exlover abgezogen hatten, eine SMS erhalten, die sie zum Heulen gebracht hatte. Ihr Lover hatte ihr tatsächlich geschrieben, dass er ihr eigentlich mitteilen wollte, dass er sie gerne wieder sehen würde, doch da er sich nach einer reifen Frau sehnt, die nicht nachts eine Racheaktion plant, die ihn am nächsten Morgen zum Aufräumen zwingt, war diese Nachricht nun auch hinfällig. Alana war ein paar Tage ziemlich geknickt, denn die Tatsache, dass er es doch gerne mit ihr versucht hätte, war für sie ein eiskalter Schlag ins Gesicht. Das, was sie sich tagelang gewünscht hatte, wäre eingetreten, wenn sie nicht voreilig Schlüsse daraus gezogen hätte. Aber dann, nachdem wir uns in unseren Freistunden zu dutzenden Tassen Tee getroffen hatten, waren wir gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass wir beide der Meinung waren, dass es besser war, wenn er von Anfang an Alanas lustige, aufgedrehte Art kannte, anstatt dass sie es wirklich miteinander versuchten und dann erst feststellen müssten, dass es nichts brachte.
Das war auch der Grund, weshalb wir heute shoppen waren. Alana wollte sich für ihren hoffentlich bald aufkreuzenden Mr. Right so richtig in Schale werfen und eine saubere Garderobe vorweisen können. „Man kann ja nie wissen, wann Mann kommt", hatte sie gesagt und damit sowohl mich als auch Max von ihrem Vorschlag überzeugt und nicht nur das, wir beide waren in schallendes Gelächter ausgebrochen.
Aber nun waren wir seit sechs Stunden unterwegs, so langsam taten meine Beine weh und ich wollte nur noch nachhause auf mein Sofa. Ich hatte noch eine Hausarbeit bis nächste Woche zu schreiben und außerdem war da noch Louis. Wir hatten uns seit zwei Tagen nicht mehr gesprochen, er hatte mir zwar immer wieder geschrieben, aber seine Stimme vermisste ich trotzdem. Er hatte die letzten beiden Tage so viel zu tun, dass er mir zwar vorgeschlagen hatte, danach noch anzurufen, aber ich hatte abgelehnt, da ich wusste, Louis musste wenigstens gut schlafen, wenn er schon so viel Stress hatte.
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Eleanors Shoes
FanfictionWas ist Liebe? Es ist das stärkste Gefühl, das Menschen einander entgegenbringen können, verbunden mit Gefühlen wie Hass, Trauer und Schmerz, doch ebenso mit Vertrauen, Zufriedenheit und Geborgenheit. Es ist das starke Gefühl der Verbundenheit zu ei...