Kapitel 1 - Nice to meet you?

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Kapitel 1:                                         Nice to meet you?


Der markante Geruch frisch gemahlener Kaffeebohnen stieg in meine Nase und benebelte meine Sinne, als ich die Tür zu einem kleinen Coffeeshop öffnete und die Klingel hinter mir ertönte, um mir zu signalisieren, dass die Tür zugefallen war. Nach einem langen Tag in der Uni konnte ich beinahe spüren wie der himmlische Duft meine verkrampften Schläfen entspannte.
Die wenigen waldgrünen Sofas, die in den Ecken und in der Mitte des Raumes verteilt waren, waren leer und ich sah niemanden, außer mir, in diesem Laden.

Das war genau das, was ich gesucht hatte.

Ich striff meine Handschuhe von meinen Fingern und faltete sie zusammen, ehe ich sie in die Taschen meines Mantels gleiten ließ und ich langsam auf den Tresen zulief, hinter dem ein Mädchen stand, das kaum älter als ich war. Ich ließ meinen Blick durch den kleinen Raum gleiten und bemerkte schmunzelnd, dass im hintersten Teil des Raumes ein alter Plattenspieler stand. Die goldene Nadel fuhr gleichmäßig über die Platte, die schon einige Jahre alt war, denn die Musik war mit einem stetigen Rascheln der Nadel auf den schwarzen Kreisen der Platte versehen. Ich fühlte mich in eine andere Zeit versetzt. Wenn ich meine Augen schließen würde und ich hier auch noch den Duft von frisch gebackenem Apfelkuchen riechen könnte, würde ich wahrscheinlich annehmen, ich wäre im Wohnzimmer meiner Großeltern.

Es war ein schnuckeliges Plätzchen im hintersten Teil Londons, ausgeschmückt mit tannenbaumgrünen Sofas, roséfarbenen Tulpen in Pozellanvasen mit Blumenmustern auf den Tischen und Wände aus dunklem Holz.

Ich war ein riesiger Fan von ruhigen Plätzen und London hatte so einige davon. Beispielsweise in diesem Park, der nur einen kurzen Fußweg von meinem Haus entfernt lag. Dort gab es einen abgelegenen Teil Wiese, der in der Mitte von einem kleinen See getrennt wurde, über den eine Brücke ans andere Ufer führte. Es war eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, mich mit einem guten Buch an die alte, heruntergekommene Bank zu setzen und den Nachmittag in der Sonne zu verbringen. Abtauchen, aus der Welt voller gehetzter Businessmänner und grimmiger Damen, die ein langweiliges und frustriertes Leben führten und dann ihre Enttäuschung an jeder unschuldigen Person ausließen. Ich malte mir aus, wie es sein würde, wenn ich nach der Uni hierher kommen würde und einfach nur Zeit für mich verbringen wollte. Ich sah mich schon gemeinsam mit Max und den anderen an einem Ecktisch sitzen, wie wir lachend den Regen übertönten, der gegen die dicken Glasfenster prasselte.

„Hi", begrüßte mich das Mädchen mit den roten Haaren und Sommersprossen im Gesicht, das darauf wartete, meine Bestellung aufzunehmen. „Hi, ich hätte gerne einen Earl Grey Tee zum Mitnehmen, bitte", erklärte ich ihr, woraufhin das rothaarige Mädchen nickte, ehe sie sich umdrehte und heißes Wasser aufsetzte. Ich starrte auf meine Winterstiefel, während ich auf meinen heißen Tee wartete, auf den ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte. Heute war Donnerstag, mein freier Tag in der Woche, und ich hatte den ganzen Tag in der Bücherei verbracht. Nächste Woche würden wir eine wichtige Prüfung in Sozialkunde schreiben, auf die ich mich besonders gut vorbereiten musste und somit war meine Sehnsucht auf einen heißen Tee noch viel größer.

Meine Zehen, die in den dicken Winterschuhen versteckt waren, wippten im Takt der Musik. Ich lehnte meine Schulter gegen die dunkle Holzwand neben mir und genoss die Stille um mich herum. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal einen neuen Coffeeshop gefunden hatte, doch ich freute mich jedes Mal riesig, wenn ich die Tür zu einem kleinen, schnuckeligen Laden öffnete, der ganz im britischen Stil eingerichtet war und der traditionellen Kaffee und Tee brühte, also ohne Maschineneingriff. Natürlich mochte ich auch Starbucks, aber manchmal waren mir wenig besuchte Cafes lieber, in denen man problemlos mit einem Kaffee in der Hand wieder zum Ausgang laufen konnte ohne dass man von allen Seiten angerempelt wurde.

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