Kapitel 60: Tattooed HeartOkay, ich gebe zu, dass ich ziemlich unsicher war, als wir die Stufen zu einem kleinen Tattoowierer mitten in London hochliefen und Alana ununterbrochen davon redete, wie befreiend und phantastisch sie die letzte Nacht fand. Der Laden lag in einem Reihenhaus, das von außen süß und schnuckelig aussah, was eigentlich ein ziemlicher Gegensatz zu einem Tattoostudio war. Das Einzige, was auf ein derartiges Geschäft schließen ließ, war das Namensschild, auf dem in schwarzer Farbe Inked geschrieben stand. Die Adresse hatte ich von einem Freund von Max, der bereits jede erdenkliche Stelle seines Körpers unter die Nadel gelegt hatte und auf diesen Laden schwörte.
„Aber weißt du, was mich ein bisschen ärgert, im Nachhinein?"Schulterzuckend blickte ich auf den Boden. Meine Gedanken kreisten gerade um Alles, nur nicht um unsere Aktion letzte Nacht.
„Dass ich sein Gesicht nicht gesehen habe. Dieser miese Bastard hat heute früh sein blaues - oder sollte ich sagen weißes? - Wunder erlebt und niemand hat es gefilmt!", rief sie entrüstet aus und hob dazu ihre Hände an, um ihre Enttäuschung deutlicher zu machen. Wieder zuckte ich nur mit meinen Schultern und als Alana bemerkte, dass ich ihr keine Antwort geben würde, fuhr sie einfach fort. Manchmal hatte ich bei ihr das Gefühl, dass sie gar keine Antwort erwartete, sondern einfach gerne redete und jemanden suchte, der ihre Ausbrüche - bei denen sie gut und gern zu mehr als 200 Worten in einem Satz kam - ertragen konnte und in mir hatte sie die Person gefunden, weil ich oftmals geistig bereits woanders war.
„Aber er hat es verdient", überzeugte sie sich selbst und nickte sich zu.Scheinbar gab sie sich einfach die Antworten, die ich ihr eigentlich geben hätte sollen.
„Ja, das hat er wirklich", wiederholte sie und kräuselte ihre Stirn, was sie immer machte, wenn sie überlegte. Ich war mir sicher, dass die folgende Idee nichts gutes bringen würde, doch ich war eigentlich auch nicht wirklich bei der Sache, damit ich mir Sorgen machen konnte.
„Wir sollten sein Haus mit Eiern bewerfen, denn Klopapier war schon ein bisschen zu gnädig für seine schmierige Machotour", schlug sie, begeistert von ihrem Vorschlag, vor, doch ich antwortete ihr nicht. Stattdessen blickte ich schüchtern und ziemlich nervös auf das Schild über der Eingangstür.
Inked war der ziemlich passende Name des Studios, das ich mir ausgesucht hatte. Nach Max' Vorschlag hierher zu kommen, war ich mir doch etwas unsicher gewesen, denn sein Kumpel war wirklich gut tattoowiert und ich wusste nicht, ob man so feine Motive, wie ich mir eines ausgesucht hatte, auch hier machen lassen konnte - auch wenn ich annahm, dass man das in jedem Laden konnte. Ich hatte wirklich lange überlegt, wem ich meine Haut anvertrauen wollte und war irgendwann zu dem Entschluss gekommen, dass ich mir eigentlich eher die Motive ansehen sollte und wie präzise im jeweiligen Studio gearbeitet wird, anstatt nach vertrauenswürdigen Tattoowierern zu suchen, was wohl länger dauern würde, da sie mich meist ziemlich einschüchtern mit ihren vielen Piercings und den vielen gefährlich aussehenden Tattoos an jeder erdenklichen Stelle ihres Körpers.
Scheinbar hatte nun auch Alana bemerkt, dass ich nicht wirklich bei der Sache war, denn sie stoppte ihren scheinbar unermüdenden Redefluss und musterte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Hey, ist alles okay, El?", fragte sie, obwohl sie die Antwort auf diese Frage wohl selbst herausfinden konnte.
Mit kritischem Blick starrte ich auf die vielen Motive, die im Aushängefenster zu sehen waren. Von einäugigen Kyklopen über fliegende Affen bis zu wunderschön aussehenden, verschnörkelten Schriftzügen war hier alles dabei.
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Eleanors Shoes
FanfictionWas ist Liebe? Es ist das stärkste Gefühl, das Menschen einander entgegenbringen können, verbunden mit Gefühlen wie Hass, Trauer und Schmerz, doch ebenso mit Vertrauen, Zufriedenheit und Geborgenheit. Es ist das starke Gefühl der Verbundenheit zu ei...