Zwei Jahrzehnte später
Mein ganzer Körper zitterte. Diese Mistkerle hielten mich noch immer fest. Wenn es nur darum gegangen wäre, dass sie mich ausrauben wollten, dann hätten sie das von mir aus gerne tun dürfen, damals trug ich gar nichts bei mir, das von Wert war, abgesehen von persönlichen Andenken, aber die waren aus Sicht anderer keine Wertgegenstände. Aber leider war das Ausrauben wohl nicht ihre einzige Absicht. An meine Waffe, die ich seit ich denken konnte bei mir trug, kam ich nicht ran, solange diese Männer meine Hände festhielten. Auch konnte ich mir nicht die Seele aus dem Leibe schreien, um Hilfe zu bekommen. Nicht mehr. Als ich dies tat, fühlte sich einer der Kerle dazu gezwungen, mir den Mund zuzuhalten. Wie lange es wohl gehen würde, bis sich jemand Sorgen um mich machte? Schoss es mir durch den Kopf. Spätestens am Mittag, dann hatte ich nämlich eine andere Aufgabe. Immerhin war ich bereits einige Zeit weg, mein vorübergehender Vorgesetzter würde sicher bald auf mein Verschwinden aufmerksam werden, allerdings wäre der eher wütend darüber als besorgt gewesen. Er erteilte mir die Aufgabe, draussen den Hof vor dem Gasthaus zu kehren, was ich auch tat, jedenfalls bis diese drei Kerle auftauchten. Zuerst dachte ich bloss, dass sie im Gasthaus einkehren wollten, musste aber dann bald bemerken, dass sie ein ganz anderes Ziel verfolgten.
Aus Wut begann ich nach einem der Männer zu treten, doch zu meinem Pech gelang es mir nicht, sie auch zu treffen. Meine nächste Aktion war es, zu versuchen in die Hand, die auf meinen Mund gepresst war, zu beissen, was mir besser gelang, aber dennoch blieb die Hand an Ort und Stelle. Auf einmal hallte ein Klirren von zersplitterndem Glas durch die Gassen, darauf reagierte eine Katze mit einem lauten und fauchenden Miauen. Mein Versuch, mich umzusehen oder etwas zu erkennen schlug fehl. Aber die Männer vor mir drehten sich überrascht um, zumindest zwei von ihnen, jene, die mich festhielten. Den Moment ihrer Unachtsamkeit nutzte ich aus und schwenkte meine Arme einige Male wild in alle Richtungen, bis sie der eine Mann nicht mehr halten konnte und ich sie endlich befreit hatte. Jedoch dauerte es leider nicht lange, bis sie ein anderer wieder in seiner Gewalt hatte, was mich dazu anspornte, nur noch wilder um mich zu schlagen. Doch bevor ich etwas erreichen konnte, sah ich zwei weitere Gestalten auf uns zutreten, von der Grösse her könnte es sich um Hobbits oder Zwerge handeln.
Ein Schauer lief über meinen Rücken, da ich fürchtete, dass es Verstärkung für die drei anderen Typen war.
"Lasst sie in Ruhe!", forderte einer der Angekommenen, während er seine Kapuze herunterzog. Komischerweise fragte ich mich bloss, weshalb diese beiden eine Kapuze aufhatten, immerhin hatte es seit Tagen nicht mehr geregnet. Die drei Männer waren völlig überrascht, doch hielten sie mich noch immer fest. Unterdessen warf ich einen Blick auf die Person, ein Zwerg wie es mir schien, der vorhin sprach. Er hatte dunkelbraune, fast schwarze Haare und dunkle Augen, zudem war er ziemlich gross, für einen Zwerg zumindest. Seltsamerweise war sein Bart nicht gerade ausgeprägt, wie ich ihn mir für einen Zwerg vorgestellt hätte. Es ging keine weitere Sekunde, bis auch der Zweite seine Kapuze abstreifte, ein blonder Zwerg.
"Habt Ihr meinen Bruder nicht gehört? Lasst sie in Ruhe!", sprach er mit fester Stimme.
Einer der drei anderen Männer drehte sich erneut um und lachte.
"Weshalb sollten wir?" Er schien sich wieder an seine beiden Kollegen zu wenden, "Es sind doch bloss Zwerge, was können die schon gegen uns ausrichten?"
"Niemals solltet Ihr Zwerge unterschätzen!", empörte sich der Dunkelhaarige. Obwohl die gesamte Situation alles andere als amüsant war, lächelte ich ein wenig. Der Typ, der mir den Mund zuhielt spottete:
"Habt ihr gehört, ich glaube, wir sollten uns nun fürchten."
"Das solltet Ihr wirklich", meinte der blonde Zwerg gelassen, bevor er einen Blick zu seinem Begleiter warf, woraufhin beide ihre Waffen zückten.
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Durins Erbe
FanfictionÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...