Auf einmal erinnerte ich mich an Balins Worte, die er sagte, nachdem er von der Schlacht um Moria erzählte. Es war seltsam, dass ich sie nie vergessen hatte, aber es erschien mir damals als die einzige einigermassen vernünftige Erklärung für Azogs Handeln. Der Zwerg war der Meinung, dass es sich um eine Prophezeiung handeln könnte und Azog deshalb Durins Linie auslöschen wollte, Balin wusste nicht, wie Recht er damit hatte. Ziemlich sicher wusste auch der bleiche Ork von dieser Voraussage und hatte deshalb das Gefühl, Thorins Familie töten zu müssen. Dabei ging es eigentlich gar nicht um sie, sondern nur um mich, ja ich war schuld, dass der Ork überhaupt Jagd auf die Zwerge gemacht hatte. Das Zweite, was mich ebenfalls sehr bedrückte war, dass dieser Anschlag auf meinen Vater, als ich sieben war, eigentlich mir gegolten hätte. Nicht mein Vater, sondern ich wäre das Ziel gewesen und ich wagte mir nicht vorzustellen, was geschehen wäre, wenn Elladan und Elrohir damals nicht mit uns gekommen wären. Darüber hinaus, in den Jahren, nachdem ich von Bruchtal abgehauen war, konnte ich zu Zeiten in Dörfern unterkommen, aber kaum lebte ich dort eine Weile, wurde dieses angegriffen oder das Haus, in dem ich wohnen konnte, angezündet. Mein Leben verdankte ich bloss meinen Streifzügen, bei denen ich oft stunden- oder gar tagelang unterwegs war, kam ich dann wieder zurück in das Dorf, ärgerte ich mich, nicht dabei gewesen zu sein, es hätte sein können, dass ich Azog hätte töten können. Früher dachte ich mir, der Grund für diese Angriffe seien Plünderungen oder bloss Überfälle auf Menschen, doch nach diesen Informationen wusste ich plötzlich, dass eigentlich nach mir gesucht wurde. Glücklicherweise liessen bei diesen Anschlägen nur wenige oder gar keine Menschen ihr Leben, dass ich erst nach dem fünften Vorfall für Jahre Dörfern den Rücken kehrte, weil mir das Ganze zu gefährlich wurde. Plötzlich wunderte ich mich, dass man mich in den Siedlungen immer recht bald gefunden hatte, aber danach in der Wildnis nicht mehr, damals bemerkte ich das gar nicht, weil ich ja nicht wissen konnte, dass nach mir gesucht wurde.
"Sarumans Verrat begann früher als man es sich vorstellen könnte. Nur wenige Monate nach der Schlacht der fünf Heere gab Saruman vor, auf Mordors Seite zu stehen um Informationen zu erlangen. Bald darauf entschied er sich endgültig die Seiten zu wechseln. Dafür verdanken wir ihm eine Fülle an Informationen, was den Ringkrieg betrifft. Ganz besonders hervorgehoben und als oberste Priorität setzte man die Fassung Lhindrils. Eigentlich ist das jetzt alles bereits vorbei, aber vielleicht interessiert es euch trotzdem, es könnte unter Umständen einen Weg geben, sie zu retten."
"Und wie?", fragten fast alle im Raum synchron.
"Nun, genau das gilt es herauszufinden" Mit diesen Worten konnte Gandalf einen Lichtblick zunichtemachen. "Man kann sich fast schon fragen, wie Saruman an gewisse Informationen gekommen ist, aber das dürfte egal sein, solange sie uns nützen. Ich hoffe sehr, dass sie nichtsdestotrotz der Wahrheit entsprechen. Bei meinem Besuch in Isengard, nachdem ich Frodo und Sam nach Bree schickte, erfuhr ich bereits von Sarumans und Saurons Plänen Lhindril zu fassen, auch in diesen Chroniken ist recht viel darüber geschrieben. Vom Scheitern Azogs über die Belohnungen die man für sie versprach und somit allen möglichen Versuchen sie gefangen zu nehmen. Fragt mich nicht, weshalb Saruman dies alles niederschrieb"
"Jetzt warte Mal, du wusstest davon und hast niemandem etwas gesagt?", empörte sich Fíli, während er die Hand zur Faust ballte.
"Es war nichts Konkretes das ich wusste, Saruman sprach bloss von einer Prophezeiung und dass man deine Frau unschädlich machen müsse, am besten überzeugen sich auf ihre Seite zu stellen."
"Aber dennoch wusstest du etwas und wolltest uns nichts sagen."
"Das war auch nicht nötig, ich war ohnehin immer um euch herum und hätte so eingreifen können, ausserdem hätten sich so alle mehr Sorgen gemacht. Und nicht zu vergessen fand ich es richtig, zunächst mehr über diese Prophezeiung herauszufinden, ehe ich euch davon berichtete"
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Durins Erbe
FanfictionÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...