Von den Elben wurden wir weitergeführt, allerdings hatte ich mehr den Eindruck, dass wir ihre Gefangenen waren, das dürfte Fílis Hass auf die Elben noch vertiefen. Innerlich verfluchte ich diese Elben deshalb ein wenig, regte mich aber auch auf, weil wir aufgehalten wurden durch sie. Schliesslich hielten wir an und Aragorn unterhielt sich mit dem Anführer auf Sindarin. Bald schon hatte Gimli genug davon und er wollte, dass sie so sprachen, dass wir alle sie verstanden, das sei nicht höflich. Dann sprach er einige Worte auf Zwergisch aus, worauf Aragorn seine Schulter packte.
"Das war nicht besonders höflich", schnauzte er ihn an. Fíli und Kíli dagegen grinsten breit und unterstützten Gimli freudig. Auch wenn ich das nicht besonders anständig fand, konnte ich nicht anders, als ebenfalls zu lachen. Immerhin konnten wir wieder weiterziehen am nächsten Tag und wurden laut meinem Bruder in das Königreich Lothlórien geführt, das sich offenbar hoch oben in den Bäumen befand, wir mussten ziemlich lange Treppen hochsteigen. Erst als es bereits dunkel war, erreichten wir eine Plattform hoch oben. Dort kamen uns eine Elbin mit langem blonden Haar entgegen, an der Seite eines silberhaarigen Elben, der mit Gandalf sprechen wollte, worauf wir ihm erklären mussten, dass dieser in die Schatten gefallen war. Immer fester bohrte Fíli auf einmal seine Finger in meinen Oberarm, so dass ich ihn entsetzt anblickte, er allerdings funkelte bloss die blonde Elbin wütend an.
Als man uns zu einem Ort geführt hatte, wo wir schlafen konnten, fragte ich ihn, was denn vorhin los war.
"Naja, ich habe gehört, dass sie angeblich die schönste Frau in ganz Mittelerde sein soll und alle in ihren Bann ziehe", wich er aus "aber dann habe ich mir so gedacht, dass das völlig übertrieben ist, jetzt als ich sie selber sah, so hübsch ist sie nun auch wieder nicht."
"Und was ist daran so schlimm?", hakte ich nach.
"Eigentlich nichts, aber danach hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf und sie..."
"Was? Wie ist das denn möglich? Bist du sicher?", unterbrach ich ihn.
"Wie das möglich ist, weiss ich nicht, aber ich weiss was ich gehört habe, sie meinte, dass sie meine Treue dir gegenüber schön fände, als hätte sie meine Gedanken gelesen"
"Dir ist das also auch passiert?", fragte Boromir, bevor er erzählte, dass auch er mit der Elbin geredet habe, eher sie mit ihm. Und zwar über Gondor und seine Zukunft, der Fall der weissen Stadt. "Hier werde ich keinen Schlaf finden"
"Genauso wenig wie ich", versprach Fíli. Allerdings war er schlussendlich noch vor mir eingeschlafen.
Zwei Tage später war die Stunde des Aufbruches gekommen, jeder der Gefährten erhielt von den Elben ein kleines Geschenk. Allesamt bekamen wir Elbenmäntel aus gräulichem Stoff. Die meisten bekamen dazu Dolche oder andere Waffen, doch als sie bei Fíli, Kíli und mir angekommen war, schwieg sie eine Weile.
"Für Euch habe ich eigentlich keine Geschenke, aber dennoch etwas, das Ihr nicht mit leeren Händen gehen müsst" Ihr Blick wanderte zu zwei anderen Elben, die uns mitnahmen.
"Wohin führt Ihr uns?", fragte Fíli sofort misstrauisch, doch wir waren auch schon bald am Ziel angekommen. Zunächst begriff ich nicht, was los war, doch dann sah ich über einer kleinen Bank zwei Zwergenmäntel, Hemden und Waffen ausgebreitet. Für eine Weile starrten die beiden Zwerge einfach auf diese Dinge, bevor sich Kíli an die Elben wandte:
"Das sind doch unsere Sachen, die uns auf der Reise zum Erebor von den Waldelben abgenommen wurden?" Nach einem Blickwechsel nickten die Elben und die beiden Brüder stürzten sich auf die Sachen, erst da erkannte ich Fílis alten Mantel tatsächlich. Sehr schnell hatte Kíli sich ausgerüstet und er sah genauso aus, wie damals, als ich ihn kennenlernte, wenn auch sein Bart wieder etwas länger war. Er stutzte ihn immer wieder auf höchstens einen Zentimeter zurück und liess ihn sehr selten länger werden, da er keine Lust hatte, dass er dort alles Essen und Trinken drin hatte. Fíli schien dafür ein kleines Problem zu haben- für die unzähligen Waffen, die noch herumlagen, hatte er keinen Platz mehr, so schien es mir. Dann zog er aber den Mantel dennoch an und verstaute seine Waffen, Platzprobleme schien er nicht zu haben. Plötzlich fiel mir auf, dass ich noch immer seinen neuen Mantel trug, den er mir vor einigen Tagen gegeben hatte, als wir unter die Lawine kamen. Er kam zu mir rüber und fragte, ob er sich seine restlichen Waffen holen dürfe, die er in dem Mantel hatte, den ich gerade trug. Sofort reichte ich ihm diesen und beobachtete misstrauisch, wie er auch noch über zehn Waffen hervorholte und die ebenfalls versorgte. Wo nahm er bloss den Platz dafür her? Die beiden bündelten ihre alte Kleidung und packten es zum übrigen Gepäck. Als er mir den Mantel zurückgab, war dieser um einiges leichter.
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Durins Erbe
FanfictionÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...