Kapitel 16

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Wie versteinert blieb ich stehen und konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte.

"Machst du wohl, dass du wegkommst!", empörte sich Thorin erneut und kam auf mich zu. Automatisch wich ich einen Schritt zurück. Es sah so aus, als wollte er mich schlagen oder packen, doch seine Hand wurde zurückgehalten, jemand hatte ihn am Handgelenk gepackt.

"Was tust du denn da?", ereiferte sich Kíli, der offenbar als erster gemerkt hatte, was los war. Sofort stand auch sein Bruder neben ihm und warf unsichere Blicke zwischen uns hin und her, offenbar begriff er nicht ganz, was los war. Thorin befreite bloss seine Hand und schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Wie es schien entschied er sich aber, sein Gold zu beschützen. Inzwischen waren auch noch einige andere Zwerge ebenfalls zu uns gestossen

"Verschwinde!" Dieses Mal war es Fíli, der eingriff und auf seinen Onkel einredete, was dieser denn da tue.

"Bist du verrückt geworden?", schloss er, als er sich an ihm vorbeizwängte und mich in den Saal ziehen wollte, doch ich wank ab. So zog Fíli mich etwas von den anderen weg.

"Mach dir um Thorin keine Sorgen, er wird nichts mehr sagen. Bleib einfach bei mir."

"Nein, das ist es nicht, ich meine, besonders amüsant finde ich es nicht, hier nach dem Arkenstein zu suchen, ich werde mich stattdessen im Erebor umsehen"

"Ach so", lächelte Fíli. "Verstehe, du willst dich also vor der Arbeit drücken? Na dann bis später" Er schloss mich in eine kurze Umarmung und wollte mich am Abend wieder dort treffen, wo wir am Vortag auf die anderen stiessen.

Auch wenn der Erebor auf den ersten Blick nur düster und monoton aussah, erkannte man bei genauerem Hinsehen viele Details und Verzierungen. Mein erstes Ziel war es, wieder zum Tor zu kommen und von dort aus einmal die Landschaft zu betrachten. Bald merkte ich, dass ich nah war, warmes Licht flutete in den Berg hinein und ich konnte die frische Luft förmlich riechen. Im Berg selber herrschte ein seltsamer, fast stinkender Geruch der ziemlich sicher vom Drachen stammte. Ein Schatten machte mich stutzig, wer war noch hier? Vorsichtig schlich ich um die Ecke und erkannte Bilbo, der auf einem Stein am Boden sass und etwas in den Händen hielt.

"Drückst du dich auch vor der Arbeit?", spasste ich, worauf der Hobbit erschrocken den Gegenstand fallenliess und es besonders eilig hatte, diesen wieder aufzuheben. Doch ich war schneller und betrachtete ihn. Es schien ein milchig weisser Stein zu sein, aber in seinem Innern funkelte er in allen Farben wie ein Sternenhimmel.

"Was ist das?", fragte ich fasziniert während ich mit dem Finger über die glatte Oberfläche strich.

"Ich..." er räusperte sich. "Der Arkenstein", flüsterte er, nachdem er sich zu mir hingebeugt hatte.

"Wie? Den, den Thorin sucht? Wann, wo und wie hast du ihn gefunden? Und was hast du damit vor?"

"Ja, der Arkenstein. Als ich in den Erebor geschickt wurde um den Stein zu suchen, fand ich ihn und nahm ihn im letzten Moment mit."

"Wieso hat man dich dorthin geschickt?"

"Weil ich der Meisterdieb war. Wärst du dagewesen, hätten sie dich auch geschickt."

"Was? Was fällt denen eigentlich ein? Sind wir etwas wie Späher für sie, um zu sehen, ob der Drache schläft, falls wir getötet werden wäre es nicht schade?"

"Nein, Lhindril hör zu, es war unsere Aufgabe, den Stein zu finden, nichts anderes. Weil der Drache den Geruch von Zwergen kennt, aber unseren nicht und wir zudem leise sind."

"Das hat man dir doch nur erzählt, wie konntest du das nur glauben? Wie konnten wir das nur glauben, wie konnte ich nur so bescheuert sein?" Den Tränen nahe sank ich zu Boden, nichts mehr wollte ich in dem Moment als weinen, aber es gelang mir nicht. Offensichtlich wusste Bilbo nicht mehr, was er sagen sollte, denn er schwieg, wofür ich ihm auch dankbar war. Kaum setzte er wieder an, fuhr ich ihn wütend an und rannte davon. Es fiel mir nicht einmal auf, dass ich den Arkenstein noch immer in den Händen hielt. Am liebsten hätte ich ihn in die Tiefe geschleudert, aber aus irgendeinem Grund tat ich es nicht. Stattdessen stürmte ich so schnell ich konnte durch die Gänge, nicht darauf achtend, wohin ich lief. Bald darauf hatte ich gar keine Ahnung mehr, wo ich mich befand, erschöpft und wütend liess ich mich an einer Wand nieder, steckte den Edelstein in meine Tasche und vergrub mein Gesicht in den Händen. Wie konnte ich bloss so bescheuert sein? Diese Frage ging mir immer wieder durch den Kopf, leichtgläubig hatte ich alles für wahr gehalten und den anderen vertraut.

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt