Kapitel 7

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Nach der Verabschiedung von meiner Mutter gingen Fíli und ich schweigend durch die Gänge. Nach einer Weile wurde es mir richtig unangenehm und ich wollte ihn auf die Worte meiner Mutter ansprechen, traute mich aber nicht, es hing wie ein schwerer Schleier über uns. Um diese Zeit war es in Bruchtal recht ruhig, nirgendwo traf man mehr auf Elben, auch sonst war normalerweise kein Geräusch, ausser das Rauschen des Wassers, zu hören. Doch an jenem Abend drang grosses Gelächter in meine Ohren, zudem roch ich Rauch und Essensduft. Nichts Gutes ahnend, ging ich den Geräuschen nach, die verdächtig nach den Zwergen klangen und landete schlussendlich vor einer geschlossenen Tür, die ich sogleich öffnen wollte. Kaum hatte ich die Türklinke angefasst, bohrten sich Fílis Finger in meinen Arm.

"Warte!", flüsterte er und sah mir in die Augen. "Ich glaube, deine Mutter hat Recht." Mit klopfendem Herzen und flauen Gefühl im Magen wartete ich darauf, dass er noch etwas sagte, doch er stiess bloss die Tür auf und trat ein. Traurig tat ich es ihm gleich, folgte ihm aber nicht zu seinem Bruder, sondern liess mich neben Bofur auf den Boden sinken, der sich mit einigen anderen Zwergen Essen briet. Aber dennoch konnte ich einfach nicht anders, noch einen Blick zu Fíli zu werfen, er liess sich nicht anmerken, was vorhin geschah und alberte mit Kíli herum. Ein wenig erinnerten mich die beiden an meinen Bruder und mich.

"Wo warst du?", riss mich Bofur aus den Gedanken und Erinnerungen.

"Bei meiner Mutter", entgegnete ich schulterzuckend.

"Sie ist hier?", mischte sich Nori mit vollem Mund ein.

"Ja, ist sie. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen und wir haben ein wenig geredet. Auch mit Elrond und anderen alten Freunden." Das Gespräch verstummte bald und die Zwerge wandten sich wieder dem Feuer zu, welches von Tischbeinen und Stühlen beheizt wurde. Als ich mir Elronds Gesicht vorstellte, wenn er das sah, lächelte ich. Zudem erinnerte es mich an unsere Kindheit. Zwar hatten wir das nicht absichtlich gemacht, aber es fühlte sich dennoch nach einem Streich an. Mein Bruder und ich, wir hatten uns ein kleines Feuer angezündet, auf einem Holztisch. Unwissend wie wir waren, gingen wir fort und liessen das Feuer unbeaufsichtigt, der Tisch brannte natürlich nieder.

Nach einiger Zeit traten Bilbo und Thorin in den Raum, letzterer mahnte zum Aufbruch. Dann fiel sein Blick zu mir.

"Was machst du denn hier?", knurrte er mich an.

"Ich gehöre zur Gemeinschaft, schon vergessen?"

"Was hast du den Elben über unser Vorhaben erzählt? Du steckst doch mit ihnen unter einer Decke. Mit jenen, die uns verrieten!"

"Was bitte soll das heissen? Ich habe mit Elben seit Jahren nichts mehr zu schaffen, ich lebte bloss einige Jahre in Bruchtal. Ausserdem, was sollte ich ihnen verraten haben?" Unsicher blickte Bilbo zwischen uns beiden hin und her, wie auch einige andere.

"Was weiss ich, Einzelheiten über unsere Unternehmung. Sie wollen unser Gold für sich! Niemand darf von unserem Vorhaben erfahren!", tobte der Zwergenprinz, stirnrunzelnd sah ich dabei zu.

"Thorin, aber man weiss doch schon, dass wir nach einem Weg in den Berg suchen. Sogar wann wir es tun.", erklärte ihm Balin. Danach wandte er sich an mich und erzählte, dass sie am Vorabend Elrond die Karte, welche ich Gandalf aus der Tasche geklaut hatte, gezeigt hatten und man ihnen helfen konnte. Wenigstens schien Thorin einzusehen, dass ein Streit nichts brachte und mahnte erneut zum Aufbruch, dieses Mal gehorchten wir.

Als wir Bruchtal verliessen, begegneten wir Lindir, welcher aber natürlich keine Chance hatte, uns aufzuhalten und uns bloss traurig nachblickte. Hingegen fragte ich mich, was mit Gandalf war, Thorin war der Meinung, nicht genügend Zeit zu haben, um auf ihn zu warten.

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt