Kapitel 46

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Ziemlich lange stand ich einfach noch im Raum und starrte Elrond an. Was wollte er damit sagen? Dass ich bald sterben würde? Seltsamerweise erleichterte es mich aber, dass wenigstens Fíli und den anderen nichts passieren würde, zumindest laut dieser Prophezeiung. Im Moment wollte ich meinem Mann noch nichts davon sagen, vielleicht auch gar nicht.

"Wir müssen davon ausgehen, dass es noch einen Kampf geben wird, in welchem Gundabad gänzlich vernichtet wird, wann dein Tod eintreffen soll, weiss ich nicht. Diese Orks die uns angriffen, auch sie stammten aus diesem Reich." Also war es wahr, ich würde sterben. "Du solltest fliehen oder dich in Sicherheit bringen, nach wie vor bist du eine Tochter für mich, ich kann nicht zulassen, dass sich dein Schicksal erfüllt."

"Nein!", rief ich aus. "So wie es klingt, werde ich gegen Gundabad kämpfen, das aber nicht überleben, so eine Prophezeiung kann man nicht umgehen. Wenn ich fliehen würde, dann würde ich trotzdem sterben, denn es wäre so vorgesehen, dass ich bei der Flucht umkomme. Ausserdem muss ich ja irgendetwas tun, dass Gundabad endlich vernichtet wird."

"Das kann ich verstehen, überleg es dir dennoch und besprich das mit den anderen, das wäre das Klügste" Bedrückt nickte ich bloss und fragte, ob ich wieder gehen dürfe, das sei mir im Moment ein wenig zu viel gewesen. Ihm das Schriftstück mit der Prophezeiung zurückzugeben, vergass ich, auch der Elb dachte nicht daran, als er sich verabschiedete. Darauf ging ich ohne Umwege direkt in unser Zimmer, wo ich Fíli vorfand. Kaum öffnete ich die Tür, erhob er sich vom Stuhl und ich konnte nicht anders, als mich in seine Arme zu werfen. Es fühlte sich echt gemein an, dass ich ihm mit meinem baldigen Tod so viel Leid zufügen konnte, wie es sich anfühlen musste, konnte ich gut nachvollziehen. Auf jeden Fall wollte ich zuerst Kíli von der Prophezeiung erzählen, ehe ich mit Fíli sprach, wenn überhaupt. Für eine Weile klammerte ich mich bloss an ihn und hatte mein Gesicht gegen seinen Oberkörper gepresst. Während dieser Zeit strich mein Mann sanft durch meine Haare und drückte mich fest an sich.

"Sagst du mir was los ist?", fragte er dann plötzlich.

"Es ist nichts", wich ich aus.

"Aber ich sehe dir doch an, dass du aufgewühlt bist"

"Naja, ich bin einfach nur so glücklich, dich zu haben. Dass ich dich nicht verloren habe, aber auch einfach sonst, dass du immer für mich da bist" Irgendwie war ich mir nicht sicher, ob er mir das abnahm, jedenfalls sagte er darauf nichts mehr. Aber sobald ich mich von ihm löste, entdeckte er das Schriftstück in meiner Hand und stutze.

"Und was ist denn das?" Was ich darauf antworten sollte, wusste ich nicht, also schwieg ich und überlegte. "Ist das der Grund für dein Verhalten? Was ist passiert?" Als ich immer noch nicht den Mund aufmachte legte er vorsichtig seine Hände an meine Wangen. "Bitte rede mit mir, ich will dir doch helfen" Nachdem er geendet hatte, lehnte er seine Stirn gegen meine.

"Es tut mir leid, ich-ich kann ihm Moment nicht. Vielleicht später" Langsam nickte Fíli, wollte aber noch einmal wissen, ob das Schriftstück etwas mit meinem Auftreten zu tun habe. "Ja", flüsterte ich.

"Keine Sorge, wir werden das schaffen. Gemeinsam" Diese Worten zeigten keine Wirkung bei mir, ich wusste immerhin, dass nichts wieder gut werden würde. Aber wenigstens fasste ich den Entschluss, dass ich mit Fíli darüber sprechen würde, irgendwann zumindest. Es gab einfach Dinge, die er mir versprechen musste.

"Was wollte eigentlich mein Bruder von dir?", erkundigte ich mich, um uns beide abzulenken.

"Zunächst hat er mir einen Vortrag darüber gehalten, dass ich auf dich aufpassen und dich glücklich machen solle. Sollte ich dir je etwas antun, würde ich das bereuen." Darauf lächelte ich sogar wieder.

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt