Was sollte ich darauf sagen? Zwar hatte Fíli mir angeboten, dass ich mir für die Antwort alle Zeit nehmen könnte, die ich wollte, aber ein Teil von mir fand, dass er sogleich eine verdient hatte, so ehrlich und offen wie er mir gegenüber war. Das Problem war, dass ich wirklich nicht wusste, was ich wollte, ich hatte gehört, dass sich Zwerge nur ein einziges Mal in ihrem Leben verliebten, von daher müsste es wirklich etwas Aufrichtiges haben. Aber war ich bereit für eine Beziehung? Dazu müsste ich wohl akzeptieren, später an Fílis Seite zu regieren. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Genau das war der Grund, dass ich Bruchtal verliess, man erwartete von mir, Verantwortung zu übernehmen und mich zu entscheiden, ob ich das Königsamt annehmen wollte, oder ob ich es meinem Bruder überliess. Wenn ich mich für Fíli entscheiden würde, hätte ich mehr als zehn Jahre meines Lebens umsonst in der Wildnis, ganz alleine, verbracht, anderseits, konnte es nicht alles Schicksal sein? Der Tod meines Vaters, meine Angst vor der Verpflichtung, der Aufbruch der folgte und vor allem, dass ich auf Fíli traf?
"Fíli", sprach ich ihn sanft an um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. "Glaubst du an Schicksal?", fragte ich deshalb. Eine Weile schwieg er und erklärte mir dann:
"Irgendwie schon, vielleicht bestimmt es nicht gerade alles, aber wohl viel. Wieso meinst du?" Nachdem ich Luft geholt hatte, erklärte ich, dass so vielleicht alles einer grösseren Ordnung untersteht und es uns unter Umständen bestimmt war, dass wir aufeinander trafen.
"Das kann sein, ich weiss es nicht." Um die Entscheidung noch ein wenig hinauszuzögern, schlug ich vor, den anderen nachzugehen, die viele Minuten Vorsprung hatten mittlerweile. Zwar hatte ich meine Antwort bereits, doch fürchtete ich, ihn irgendwie zu verletzen oder zu verlieren. In einem hohen Tempo rannten wir unseren Gefährten nach und hatten sie eingeholt, als sie gerade wieder unten auf dem Boden waren. Es ging nicht lange, bis Kíli zu uns stiess und fragte, was wir so lange noch gemacht hätten. Nach einem Seitenblick zu mir, erzählte Fíli, dass wir die Aussicht betrachtet haben und uns über das Schicksal unterhielten. Man sah Kíli an, dass er dieses Thema wohl nicht gerade spannend fand, da er bloss nickte und schweigend neben uns herlief.
Gegen Mittag des nächsten Tages verdunkelten erneut schwarze Wolken den Himmel, woraufhin Gandalf Bilbo losschickte, dass sich dieser umsehen sollte, was los war. Aus der Ferne vernahm ich leicht das Heulen eines Warges, war mir aber nicht sicher, ob es die anderen auch mitbekommen hatten. Gerade als ich es mitteilen wollte, eilte Bilbo wieder zu uns zurück.
"Da ist eine Orkmeute nicht weit entfernt von uns.", berichtete er.
"Bist du sicher?", fragte Thorin.
"Ja, ich habe auch etwas gehört", bestätigte ich.
"Wie weit sind sie entfernt?", hakte Gandalf nach.
"Das weiss ich nicht genau, ich werde noch einmal nachsehen." Daraufhin machte er sich wieder davon und kam erst nach einiger Zeit wieder zurück. Dann erklärte er, dass sie ziemlich nah seien und wollte sonst noch etwas sagen doch Gandalf unterbrach ihn.
"Haben sie dich gesehen?" Zwei, drei Mal musste Bilbo versichern, dass er unentdeckt blieb, bevor er meinte, dass da draussen sonst noch etwas sei.
"Welche Gestalt? Die eines Bären?"
"Ja, aber viel grösser. Woher weisst du das?"
"Du hast von dieser Bestie gewusst?", ärgerte sich Bofur
"Und was tun wir jetzt?", erkundigte sich Thorin. Gandalf erzählte uns von einem Haus in der Nähe, doch als er über den Besitzer sprach, wusste ich nicht unbedingt, ob ich dorthin wollte.
"Welche Wahl haben wir?", sprach Thorin die Frage, die auch mir durch den Kopf ging aus. Noch bevor der Zauberer antworten konnte, erklang ein Brüllen, das durch Haut und Knochen fuhr.

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Durins Erbe
FanfictionÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...