Kapitel 25

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Schlussendlich blieb ich etwa zwei Monate im Auenland. Zunächst wollte ich nur warten, bis Fíli mir eine Antwort geschrieben hatte, was nach kurzer Zeit schon der Fall war, er wollte bloss, dass ich erst dann abreise, wenn ich erneut Bescheid gegeben hätte. Irgendwie wollte ich gar nicht gross weg vom Auenlands, es gefiel mir dort sehr gut, alle waren richtig freundlich zueinander und es herrschte eine gute Stimmung. Zu Hause zwar auch, aber hier war es irgendwie anders und noch ein wenig offener. Zu Beginn war ich nicht besonders akzeptiert worden im Erebor, es schien, als wäre ich ein Mensch, der sich dorthin verirrt hätte. Mehrmals fühlten sich Wachen dafür verantwortlich, den künftigen König von einem menschlichen Eindringling zu unterrichten, weshalb sie mich grob durch den halben Berg schleppten, in der Hoffnung belohnt zu werden, stattdessen riskierten sie fast ihre Stelle, teilweise gar ihr Leben. Auch später, als wir offiziell verkündet hatten, dass ich zu Fíli gehörte, dachten sich einige, dass ich nicht dafür bestimmt war und ich nicht würdig war. Auf den Gängen wurde über mich gelästert, getuschelt und unwahre schlechte Gerüchte verbreitet. Mit der Zeit wurde es zum Glück besser, aber so richtig wohl fühle ich mich dort erst wenige Jahre. Vielleicht war es nur schon gut, dass ich einmal weg von diesen vielen Zwergen war.

Dann aber war doch die Zeit des Abschiedes gekommen, nach einem Brief an Fíli, dass ich zunächst noch zwei, drei Tage in Bree verbringen würde, packte ich meine Sachen und verabschiedete mich von meinen neuen Freunden, die gerade in einem Gasthaus waren. Bis nach Bree brauchte ich gar nicht lange, nur wenige Stunden. Im Gasthaus, wo ich als junge Frau Arbeit und Unterkunft fand, wollte ich einkehren, da es bereits Abend war, ausserdem wollte ich unbedingt einmal dort sein, ohne schuften zu müssen, ich wollte den Leuten dort zeigen, dass ich mittlerweile wahrscheinlich eine der reichsten Personen in Mittelerde war und etwas aus mir wurde. Vielleicht war es das, was mich an meinen königlichen Wurzeln zweifeln liess, weil man mich dort nicht so freundlich behandelt hatte. Bevor ich allerdings in das Haus ging, machte ich an der Ecke davor Halt. Behutsam strich über die Steinmauer wo ich vor einigen Jahrzehnten grob hingedrückt wurde und seufzte. Hier hatte ich Fíli kennengelernt, wären diese Männer danach nicht ins Gasthaus eingetreten, wäre ich wieder hineingegangen, so wäre ich niemals auf die Reise gegangen. Auf einmal fühlte ich einen Stich am Herzen, ich realisierte wie sehr mir Fíli und sein Bruder bereits fehlten. Ein weiteres Gefühl breitete sich in mir aus, Angst. Angst, nach so langer Zeit wieder in das Gasthaus zu gehen, aber ich wusste, dass es keinen Weg darum herum gab, immerhin wollte ich mir den Ort ansehen. Sobald ich drin war, schlug mir wie jedes Mal früher der stinkige Alkohol und Tabakgeruch entgegen, begleitet von dem Gelärme, dass ich früher fast Tag und Nacht zu hören bekommen hatte. Viel hatte sich hier wirklich nicht verändert, das musste ich rasch zugeben.

"Guten Abend", sprach ich den älteren Herrn an der Theke an, wo früher immer mein Vorgesetzter war und sich betrank, "Ich würde gerne hier übernachten"

"Kein Problem, sehr gerne.", als er meine Grösse bemerkte, stutzte er. "Wollt Ihr ein Zimmer in Hobbitgrösse?" Auch wenn das sicherlich gereicht hätte, bestand ich auf ein grosses Zimmer, es reichte mir, dass ich früher nur in einer kleinen Kammer übernachten konnte. "Soll ich Euch Euer Zimmer zeigen?" Darauf lächelte ich wieder

"Nein danke, das ist nicht nötig, ich habe einmal hier gearbeitet, es ist zwar über sechzig Jahre her, aber ich erinnere mich noch, wo ich langgehen muss." Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter.

"Ihr wart das? Ich wusste, dass ich Euch von irgendwoher kenne. Erinnert Ihr Euch noch, teilweise musstet Ihr auf mich aufpassen? Ich bin der jüngste Sohn des damaligen Besitzers." Konzentriert versuchte ich meine Erinnerungen zu ordnen- doch da war etwas, ich musste wirklich jeweils auf ein Kind aufpassen. Gegen die Stirn schlagend rief ich aus:

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt