Kapitel 8

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Von Bofurs Geschrei wurden wir aus unserer Ruhe gerissen, offensichtlich war Bilbo verschwunden. Nein, er hing direkt über der Klippe, wie ich dann bemerkte. Als ich näher heranging, fiel mir sein entsetzter Gesichtsausdruck auf, ich verstand, was ihm wohl gerade durch den Kopf ging. Thorin liess sich selber über den Rand der Klippe gleiten und schob den Hobbit nach oben, wobei der Zwerg aber selber beinahe runtergefallen wäre und im letzten Moment von Dwalin gestützt wurde, welcher ihn dann hochzog.

"Fast hätten wir heute unsere beiden Meisterdiebe verloren", bemerkte er daraufhin trocken.

"Sie sind verloren, seit wir aufgebrochen sind", gab Thorin zurück. Was wohl mit ihm los war, er wirkte so unfreundlich, als wir noch in Beutelsend waren, verhielt er sich anders, zwar schon mürrisch, aber nicht so wie zu diesem Zeitpunkt? Hoffentlich beruhigte er sich wieder, sonst würde diese Reise alles andere als angenehm.

Kurz darauf fanden wir Unterschlupf in einer Höhle ganz in der Nähe. Immerhin etwas, noch länger zu laufen wäre zu viel für mich gewesen, ich spürte die Müdigkeit, da ich seit Tagen, fast Wochen, nicht mehr gut geschlafen habe. Seit ich von diesen Männern bedrängt wurde. Müde liess ich mich am Ende der Höhle, an der Wand, zu Boden gleiten und lehnte meinen Kopf an den kühlen Stein. Thorin verbat Glóin ein Feuer anzuzünden, und obwohl ich wusste warum, war ich enttäuscht, es wäre zu schön gewesen, sich dort aufzuwärmen und zu trocknen. In der Zeit, in der ich alleine durch Mittelerde zog, war eines der ersten Dinge, die ich lernte, ein Feuer anzuzünden und zu wissen, wann es angebracht war und wann nicht. Denn an den falschen Orten oder zu den falschen Zeiten, kann dies ungebetene Besucher anlocken.

"Hast du vor, die ganze Nacht hier so sitzen zu bleiben, oder rutscht du ein wenig zur Seite, dass noch zwei weitere Leute Platz haben?", riss mich Kílis Stimme aus meinen Erinnerungen.

"Ja klar", antwortete ich abwesend und wechselte den Platz, woraufhin sich die beiden Brüder neben mir niederliessen.

Bald darauf legten sich alle schlafen, ausgenommen Bofur, welcher auf Befehl von Thorin die Wache übernahm. Kurz überlegte ich, zu ihm zu gehen und mich mit ihm zu unterhalten, da ich mir fast sicher war, dass ich sowieso nicht schlafen könnte. Jedoch entschloss ich mich, es lieber zu versuchen, denn die Müdigkeit würde meine Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit beeinflussen, was ich mehrere Male schon erlebt hatte, da ich in der Wildnis öfters keine Möglichkeit fand, Schlaf zu finden. Es ging nicht lange, bis die Zwerge einschliefen und ich hätte viel dafür gegeben, einfach so schlafen zu können.

"Schläfst du nicht?", flüsterte auf einmal eine Stimme neben mir und Fíli richtete sich auf. Schwach schüttelte ich den Kopf und erklärte mich aufsetzend, dass ich seit Tagen nicht mehr einschlafen konnte. Da ich mir dachte, dass er das ohnehin gleich fragen würde erzählte ich ihm auch vom Grund. Eine Weile schwieg er, bevor er vorsichtig ansetzte:

"Glaubst du, sie hätten... naja, dir etwas angetan, wenn wir nicht geholfen hätten?" Zum ersten Mal machte ich mir Gedanken darüber, ob ich noch am Leben wäre. Erst damals realisierte ich, dass ich Fíli und seinem Bruder so viel verdankte.

"Ist alles in Ordnung? Habe ich dich erschreckt, es tut mir leid, wenn ich so Erinnerungen geweckt habe. Das wollte ich nicht" Offenbar muss ich beim Denken Emotionen gezeigt haben.

"Ich weiss nicht", wisperte ich, "Danke"

"Wofür?", Fíli schien verwirrt. Nachdem ich mit den Schultern gezuckt hatte, meinte ich, dass der Dank noch einmal dafür galt, dass er und Kíli mich gerettet haben und auch an diesem Tag ein weiteres Mal. Wohl musste ich erneut bedrückt ausgesehen haben, denn Fíli legte mir die Hand auf die Schulter.

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt