Kapitel 54

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Mein ganzes Leben dachte ich immer, wenn man gestorben ist, wäre man von allen Schmerzen befreit, aber offenbar war das nicht so. Ich spürte alles, der Schmerz war keinesfalls weg. Irgendjemand hielt meine Hand, nein beide Hände wurden gehalten. Von einem Mann und einer Frau, wenn ich das recht erkannte. Sehen konnte ich nämlich nichts, da ich meine Augen noch zu hatte und mich bloss auf die Berührungen konzentrierte. Mutter und Vater, schoss es mir zuallererst durch den Kopf. Ehe ich also die Augen aufschlug setzte ich ein Lächeln auf.

"Ich habe mein Versprechen gehalten, Vater. Azog ist tot. Und Mutter, du hattest Recht, Fíli und ich..." Eine schmerzhafte Erinnerung hinderte daran, weiterzusprechen, hoffentlich ging es Fíli gut. Langsam schlug ich die Augen auf, erkannte aber nicht besonders viel, weil es dunkel war. Trotzdem fielen mir Ungereimtheiten auf. Allen zuerst, dass mein Vater nicht blond war, war ich doch nicht bei meinen Eltern?

"Es ist alles gut, du bist nicht tot. Du lebst und bist hier bei mir." Obwohl ich zuvor meinen Kopf in die linke Richtung drehen wollte, wo ich meine Mutter vermutete, drehte ich ihn zurück, von wo die Stimme kam. Fíli.

"Was? Wie?", stammelte ich und bemerkte plötzlich, dass ich nicht lag, sondern an Fíli gelehnt sass. Nun gut, vielleicht halb lag, aber mein Rücken berührte den Boden nicht, was mich erleichterte. Mein Kopf lag an der Brust meines Mannes, ich war unglaublich froh, bei ihm zu sein, aber wie konnte es sein, dass ich noch lebte? In Fílis Augen sammelten sich Tränen und er legte seine Hand vorsichtig an meine Wange

"Ich weiss es auch nicht, aber ich bin nur so dankbar, dass du lebst"

"Soll ich euch alleine lassen?", erklang eine weibliche Stimme neben mir, dass ich mich schlussendlich doch umdrehte. Dalía. Da wurde einiges klar, es waren nicht meine Eltern, sondern Fíli und Dalía die neben mir sassen und meine Hände hielten.

"Weiss nicht.", murmelte ich leise und spürte, dass ich richtig müde war.

"Nein, ist schon in Ordnung, ich lasse euch beide eine Weile. In der Zwischenzeit suche ich einen Heiler, sie müssen wissen, dass du wach bist." Ohne eine Antwort abzuwarten, stand meine Freundin auf und ging weg, nachdem sie meine Hand losliess. Sofort legte ich diese auf Filis Brust und krallte mich am Stoff seiner Kleidung fest. Da bemerkte ich auf einmal, dass ich nicht das Hemd vom Vortag, oder wann auch immer, trug sondern etwas Helleres. Langsam versuchte ich den Kopf zu senken um zu prüfen, was ich anhatte, das ging wegen der Dunkelheit leider nicht.

"Wie lange war ich... weg?"

"Das weiss ich nicht genau. Nachdem der Kampf zu Ende war und erfuhr, was geschah habe ich sofort ein Pony mit allem Nötigem beladen und bin los. Am Morgen, als ich weiterwollte brannte das Tier durch und ich lief weiter, gegen Abend fand ich dich. Zum Glück warst du gerade am Rand des Lager, so konnte ich den Ork, der-der... diesen Mistkerl leicht töten und mit dir zusammen abhauen. Die Nacht über warst du nicht bei Bewusstsein, erst am späten Morgen wieder. Am Abend waren wir dann hier und du bist die Nacht und den ganzen letzten Tag ohnmächtig gewesen, jetzt ist es mitten in der Nacht, vielleicht schon fast Morgen."

"Also war ich über einen Tag bewusstlos? Darf ich was fragen, du musst es auch nicht erzählen, wenn du nicht willst, aber der Ork... der mich..." Zu meinem Glück unterbrach er mich, dass ich das Wort nicht aussprechen musste.

"Das hat er nicht. Als ich das Lager fand versteckte ich mich am Rand und hielt Ausschau nach dir, es war wohl ein Glücksfall, dass du dann fast direkt neben mein Versteck gebracht wurdest. Kaum war der Anführer genug weit weg, stürzte ich hervor und konnte gerade sehen, wie der Ork deinen Kopf zu Boden fallen liess, worauf du wieder bewusstlos geworden bist. Es war so eine Genugtuung, diesen Widerling sterben zu sehen."

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt