Wie mein Bruder gesagt hatte, ging es ungefähr noch drei Tage, bis wir Edoras, den Hauptort von Rohan erreichten. Auf einem Hügel vor der Stadt legte Gandalf eine letzte Pause ein und warnte uns, dass wir hier wahrscheinlich nicht willkommen sein würden und Saruman dabei sei, den König Rohans zu beeinflussen. Es war recht komisch, Gandalfs Stimme zu hören, er selber aber so anders aussah. Als wir beim Tor der Stadt angekommen waren, wehte uns eine Fahne entgegen, die Fíli direkt ins Gesicht flog, worauf ihm eine Salve Fluchworte entfuhr.
"Was in Durins Namen war denn das? Dass wir hier willkommen sind, hätte ich nicht erwartet, aber gleich so?", schloss er, während er sich das Stoffstück vom Leibe zerrte und zu Boden fallen liess. Kíli und ich konnten natürlich nicht anders, als darüber zu lachen, bis Fíli sich beschwerte, was das Gelächter aber nur noch verstärkte. Im Ort selber herrschte eine völlige Trauerstimmung, Gimlis Worte, dass sogar ein Friedhof bessere Stimmung hätte, trafen voll und ganz zu. Wir kamen schliesslich vor dem Palast an, von wo uns mehrere Männer entgegen kamen, noch während Fíli mir vom Pferd half.
"So bewaffnet darf ich Euch nicht zu König Theoden vorlassen, auf Geheiss von Grima Schlangenzunge.", sprach einer von ihnen dann, worauf Gandalf uns auffordernde Blicke zuwarf. Darauf drehte ich mich grinsend zu Fíli um, es würde ziemlich lange gehen, bis die Wachen die mehr als dreissig Waffen eingesammelt hätten.
"Wetten, dass sie bei dir einige übersehen werden?", flüsterte ich ihm zu, während die anderen bereits ihre Waffen übergaben.
"Denkt nicht, wir würden Euch nicht durchsuchen, nur weil Ihr eine Frau seid", wandte sich einer von ihnen an mich.
"Und ich erwarte auch nicht, dass Feinde mich verschonen würden, weil ich weiblich bin, deshalb bin ich immer bewaffnet", gab ich zurück und kramte all meine Waffen hervor. Bei mir waren es neun, mehr als bei den anderen, doch Fíli hatte erst gerade seine Schwerter und einige Wurfäxte hergegeben. In einer Ruhe zog er dann noch einzeln Dolch um Dolch aus seinem Mantel und reichte sie der Wache, deren Blick immer perplexer wurde. Nach einer Weile musste der Mann die Waffen, die er bereits hatte, einem anderen übergeben um die weiteren in Empfang zu nehmen. Ein Lachen konnte ich mir nicht verkneifen und warf einen Blick zu meinen Gefährten, auch ihnen schien es ähnlich zu gehen. Nach einer Weile liess Fíli seine Hände sinken und meinte, dass dies alle Waffen waren. Man konnte der Wache ansehen, dass sie es nicht glaubte
"Was? Denkt Ihr, ich stopfe über zwanzig Dolche in meinen Mantel? Wo soll ich denn den Platz dafür nehmen?" Aber ich wusste, dass er so wohl noch acht davon irgendwo hatte, wahrscheinlich auch in den Stiefeln.
"Zieht den Mantel aus!", befahl ihm die Wache mit seinen Waffen. Etwas widerwillig streifte Fíli so seinen Mantel ab und gab auch diesen. "Durchsucht ihn!", befahl die Wache weiter, woraufhin sich die anderen um meinen Mann drängten und ich mich einfach verpflichtet fühlte einzugreifen.
"Lasst ihn in Ruhe, ich weiss, dass er nicht mehr Waffen hat", meinte ich, nachdem ich ihm zwei Klingen aus den Stiefeln gezogen hatte. Tatsächlich liess man Fíli daraufhin los, dafür klammerte ich mich an ihn. Die Wache knurrte bloss und wandte sich an Gandalf, von welchem er den Stab verlangte.
"Oh", seufzte Gandalf "Ihr wollt einem alten Mann doch nicht seine Stütze nehmen" Kurz wog der andere seinen Kopf und befahl uns dann, zu folgen. Legolas stützte Gandalf auf dem Weg nach innen, wo ein alter Mann, der mich irgendwie an den Braunen Zauberer Radagast erinnerte, auf dem Thron sass. Die Person neben ihm flüsterte ihm etwas zu, worauf uns der König bloss anmotzte. Dann kam der Schwarzhaarige, der vorhin mit dem König redete, auf uns zu. Gandalf hielt ihm bloss seinen Stab entgegen, woraufhin sich der andere empörte, dass er befohlen hätte, ihm den Stab zu nehmen, darauf eilten tatsächlich einige Wachen zu uns hin, die meine Gefährten mit blossen Händen wegschlugen. Genau wie ich vermutet hatte, besass Fíli noch immer Dolche, von denen er zwei hervorzog, welche er mir gab, zwei weitere seinem Bruder und nochmals zwei, die er selber behielt.

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Durins Erbe
FanfictionÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...