Kapitel 17

832 48 2
                                    

Thorin schien tatsächlich den Verstand verloren zu haben, er trug uns auf, das Loch im Tor zu verschliessen. Jedoch wagte ich es nicht, zu protestieren, mein Hals hatte noch mehrere Minuten geschmerzt, nachdem Thorin mich losliess und davonrauschte. Alle anderen waren bereits beim Tor als ich ankam und es fiel mir recht schwer, Fíli aus dem Weg zu gehen, da er immer nach einer Möglichkeit suchte, bei mir zu sein. Wenigstens wenn Thorin da war und gerade kurz nach seiner Drohung wollte ich ihm zeigen, dass ich auf ihn hörte, würde aber, sobald der Prinz weg war, Fíli davon erzählen, dass wir gemeinsam nach einer Lösung suchen konnten. Still vor mich hin fluchend schleppte ich schwere Steine, die wir gemeinsam nach oben hievten und eine Mauer entstand. Der erste, der sich getraute zu widersprechen war Kíli, der Thorin weismachte, dass die Bewohner von Seestadt nichts mehr hätten. Doch Thorin antwortete nur, dass sie Grund hätten dankbar zu sein, da sie das Drachenfeuer überlebt hätten. Da reichte es mir.

"Aber wir sind daran schuld, dass der Drache überhaupt kam, wären wir nicht gewesen, dann hätten sie alles noch. Diese Menschen haben das Recht auf einen Anteil am Schatz, sie haben uns geholfen und es wurde ihnen versprochen. Ausserdem ist es unsere Schuld, dass der Drache die Stadt angriff, deshalb müssen..." Weiter konnte ich nicht sprechen, da Fíli der Meinung war, dass es besser war, wenn ich nichts mehr sagte und mir die Hand vor den Mund hielt.

"Mehr Stein!" War alles was Thorin darauf sagte, auch wenn ich froh war, dass er nichts gegen mich sagte, hätte ich gewollt, dass er auf unsere Worte eingeht. Es ging nicht lange, bis mir einer der schweren Steine aus den Hand rutschte und er sich am Boden spaltete. Thorin wurde darauf aufmerksam und schien auf mich losgehen zu wollen, aber Fíli stellte sich ihm in den Weg.

"Es reicht Onkel", sagte er bloss, bevor er mich vom Tor wegführte, dorthin wo wir ein provisorisches Schlaflager errichtet hatten. "Wenn du müde bist, geh schlafen. Wir schaffen das schon." Dankbar nickte ich und legte mich hin.

"Kommt!", riss mich Thorins Stimme aus dem Schlaf. Was schon wieder los war, wusste ich nicht, deshalb entschloss ich mich, Thorin zu folgen. Wenn man es genau nahm hatte ich ja eigentlich auch keine andere Wahl. Inzwischen war das Tor ganz zugesperrt, man konnte nicht mehr eintreten. Auch nicht mehr hinaus. Auf dem Weg vor dem Berg ritt Bard auf einem weissen Pferd heran. Ich war unglaublich froh, ihn zu sehen, er hatte also überlebt. Was ich dann aber sah, gefiel mir weniger. Ein Elbenheer hatte sich in den Ruinen von Thal niedergelassen, das laut Bard angreifen würde. Immerhin stimmte Thorin zu, mit Bard zu verhandeln und stieg die Treppe hinunter, wo sich offensichtlich ein Loch in der Mauer befand, durch welches er mit Bard redete. Es ging im Wesentlichen darum, das Bard die Anteile am Schatz forderte, die seinen Leuten versprochen wurden. Natürlich ging Thorin nicht darauf ein und schickte ihn weg. Kaum war er wieder oben, redete Bilbo auf ihn ein, dass uns so Elben angreifen würden und wir klar in der Unterzahl seien, worauf Thorin bloss anmerkte, dass man Zwerge niemals unterschätzen sollte. Als ich diese Worte hörte, war mir fast nach Lächeln zu Mute, es waren Kílis, als ich ihn das erste Mal in Bree traf.

"Wir haben den Erebor zurückerobert, jetzt verteidigen wir ihn.", bestimmte Thorin schroff. Einigen Zwergen wies er an, den Zugang zum Berg zu vernichten, der Rest sollte bereits zur Waffenkammer gehen. Dort angekommen, begannen die Zwerge die alten Waffen und Rüstungen beeindruckt zu mustern und anzuprobieren. Fíli hielt sich besonders lange bei den Waffen auf und suchte nach einer, die ihm passte, während ich mich auf einem Stein daneben hinsetzte. Schliesslich kam er auf mich zu und wollte mir ebenfalls Waffen suchen, doch ich wank ab, ich hatte keine Ahnung, wie man mit diesen umging.

"Sie braucht keine Waffen, sie wird nicht in die Schlacht ziehen!", beschloss Thorin, der sich vor uns aufgebaut hatte und sich dann ohne ein weiteres Wort zu Bilbo aufmachte und ihm eine Art weisses Kettenhemd reichte. Irgendwie war ich erleichtert, es wäre mir gar nicht wohl gewesen, wenn ich in der Schlacht gewesen wäre. Noch immer fragte ich mich, wie Thorin das schaffen wollte, immerhin waren wir fünfzehn, naja eigentlich nur vierzehn, gegen ein Elbenheer sowie hunderte Menschen. Dann kam mir auf einmal eine Idee. Als niemand gross hinsah, schaute ich mich unauffällig nach Bilbo um, der inzwischen in ein Gespräch mit Thorin vertieft war. Gleichzeitig mit den anderen Zwergen in ihren Rüstungen verliess ich die Waffenkammer. Alle schritten an Thorin und dem Hobbit vorbei, doch ich blieb stehen, da ich dringend mit Bilbo reden musste.

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt