"Das kann nicht dein Ernst sein?", knurrte Aragorn, Kíli hingegen sah aus, als würde er am liebsten dem weissen Zauberer erschlagen und Fíli redete auf mich ein, das ich das nicht dürfe. Gandalf aber verteidigte mich sogar und meinte, dass es mein gutes Recht wäre, mitzukommen. Das schien den beiden Zwergen zu reichen, sie zogen mich von der Menge weg, auf die andere Seite des Platzes. Während dem Laufen murmelte Fíli einige Wörter in Khuzdul und Kíli überlegte es sich anders, er trennte sich bald von uns und verschwand kurz darauf. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, was war denn in ihn gefahren? In der Nähe des Lazaretts stoppte Fíli und hielt mir einen weiteren Vortrag darüber, wie gefährlich das ganze Unterfangen sei und er mich auf keinen Fall so leichtfertig aufgeben könne, dabei wiederholte er sich ziemlich oft und auch seine Wut war ihm anzumerken. Schliesslich schlug er eine ganz andere Richtung ein.
"Ich weiss nicht, wofür Gandalf sich hält, aber anscheinend scheint es seine Leidenschaft zu sein, Leute in ihr Verderben zu schicken. Zunächst Bilbo, dann Frodo und jetzt auch noch dich, nun gut zwar ist Bilbo mit heiler Haut davongekommen, doch das muss nichts heissen, verdammt, weisst du überhaupt welche Sorgen ich mir um dich mache? Manchmal bereue ich es sogar, dir überhaupt erlaubt zu haben, der Gemeinschaft des Ringes beizutreten, mehrmals hätte ich dich fast verloren. Ohne dich könnte ich nicht mehr leben, tu mir das nicht an." Mehrere Male wollte ich ihn unterbrechen und auch etwas dazu sagen, beispielsweise, dass er es war, der in der Schlacht um den Erebor damals fast umgekommen wäre und ich wirklich geglaubt hatte, ihn verloren zu haben. Aber immer, wenn ich gerade ansetzen wollte, es meistens sogar tat, redete er einfach etwas lauter weiter. Dann aber verstummte er plötzlich, als würden ihm die Argumente ausgehen und ich sah endlich meine Chance, doch er liess mich nicht einmal ein Wort sagen, da er mich gegen eine Säule drückte und küsste. "Tu mir das bitte nicht an", bat er erneut, worauf er ein weiteres Mal in einem Geklage landete. So langsam hatte ich genug davon, vor allem, dass er mich gar nicht zu Wort kommen liess, deshalb versuchte ich ihn von mir wegzudrücken, hatte aber keine Aussicht, das auch zu schaffen. Ziemlich fest hielt er meine Oberarme umklammert und presste diese gegen den Stein.
Als ich endlich bemerkte, was das alles sollte, war es schon zu spät, was Fíli da tat, war mehr nur eine Ablenkung gewesen. Während eines weiteren Kusses liess er seine Hände an meinen Armen nach unten gleiten und ehe ich reagieren konnte, hatte er diese an den Handgelenken von meinem Körper weggeschoben und noch jemand, der hinter der Säule stand, packte diese. Dann ging alles noch schneller, etwas Kratzendes rieb an meinem rechten Handgelenk, genau dort wo Fíli zuvor noch seine Hand hatte, die daraufhin etwas höher lag und meinen Arm nach hinten drückte. In einer Wut schrie ich ihn an mich loszulassen und versuchte meinen rechten Arm zu befreien, doch er wurde zurückgehalten, besonders am Handgelenk, welches darauf fast brannte. Panik stieg in mir auf, als auch noch mein linker Unterarm Bekanntschaft mit dem borstigen Gegenstand, welchen ich bald darauf als Seil identifizieren konnte, machte. Dann liess Fíli mich los und Kíli trat hinter der Säule hervor, auf seinen Gesicht ein entschuldigender Ausdruck. Wütend ballte ich die Hand zur Faust und versuchte, gegen die Stricke anzukämpfen, was mir aber nur Schmerzen bescherte. Sanft nahm Fíli mein Gesicht in seine Hände und flüsterte eine Entschuldigung.
"Es tut mir so unendlich leid, aber du lässt mir keine andere Wahl. Ich weiss, dass du mir gefolgt wärst, wenn wir das nicht getan hätten. Im Gegenzug verspreche ich dir, dass ich alle wieder zurückbringe. Und ich könnte es verstehen, wenn du mir böse bist, du sollst wissen, dass es mir wirklich leid tut." Für eine Weile lehnte er seine Stirn an meine, bevor er sich endgültig von mir löste und dann ohne zurückzublicken wieder zu den anderen lief. Kíli stand noch immer neben mir und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Es tut mir wirklich leid", murmelte er, als auch er die Hand langsam an meinem Arm entlang gleiten liess und sich davonmachte. So musste ich mitansehen, wie meine Freunde und Familie nach Mordor ritt und wusste, dass ich nichts tun könnte, um ihnen zu helfen. Ein weiteres Mal war ich den Tränen nahe, aber es kamen keine. Seufzend liess ich mich langsam zu Boden sinken, was allerdings ein wenig an den Handgelenken scheuerte, dennoch war es schlussendlich bequemer als zu stehen. Meinen Hinterkopf lehnte ich an den Stein der Säule und schloss die Augen. Würde überhaupt wer zurückkommen? Diese ganze Sache konnte einfach nicht gut enden, wenn Frodo es auch nicht schaffte, wäre alles umsonst gewesen. Wie Mittelerde aussehen würde, wenn Sauron seinen Ring wiederhätte?
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Durins Erbe
Hayran KurguÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...