Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund, wie war das möglich? Also war ich die ganzen letzten Tage mit meinem Bruder unterwegs, ohne dass es mir aufgefallen war? Zwar dachte ich mir schon, dass er mir bekannt vorkam, wusste jedoch nicht woher.
"Aragorn", murmelte ich, "aber nachdem wir in Bruchtal lebten, nach dem Tod unseres Vaters, da nannten wir ihn Estel, da habt ihr mir gesagt, dass dies sein richtiger Name war, wieso?"
"Ihr wart Erben des Thrones von Gondor, um die beiden grossen Menschenkönigreiche Arnor und Gondor zu vereinen. Wir taten es, um ihn zu schützen. Als er zwanzig Jahre alt war, offenbarte ich ihm seinen richtigen Namen und seine Herkunft. Danach streifte er des Öfteren tagelang durch die Wildnis, teilweise um dich zu suchen. Auch stand er einmal im Dienste des Truchsess von Gondor. Aber ich denke, das kann er dir alles selber erzählen."
"Weiss er..., dass ich... seine Schwester bin?"
"Nein. Ich nehme an, dass du zu ihm willst und zum Grab deiner Mutter" Darauf nickte ich nur und wurde von Elrond nach hinten geführt. Irgendwie war mich nicht gerade sehr wohl. Als Aragorn uns erblickte, trat ein verwirrter Ausdruck in sein Gesicht.
"Linnie, freut mich, dich zu sehen, aber darf ich fragen, was dich herführt?" Leider hatte ich keine Ahnung, wie ich ihm erklären sollte, dass wir Geschwister waren.
"Beide Kinder am Grabe der Mutter wiedervereint", sprach Elrond mit nachdenklicher Stimme. Langsam richtete Aragorn sich auf, nachdem er eine kurze Weile schwieg.
"Lhindril? Meine Schwester?", fragte er mich ungläubig. Bevor ich antworten konnte schloss er mich in die Arme "Ich wusste, dir konnte nichts passiert sein, das spürte ich immer."
"Ja, es geht mir gut, es ging mir immer gut"
"Als du damals einfach weggelaufen bist, habe ich mir die Schuld dafür gegeben. Wo hast du all die Jahre über gesteckt?"
"Es tut mir leid, ich weiss, dass ich das nie hätte machen dürfen, aber es lag an mir zu entscheiden, ob ich Gondors Thron besteigen wollte, oder ob ich das Amt dir überlasse, doch dazu war ich nicht im Stande. Ich bin vor der Verantwortung geflüchtet." Ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht.
"Wie auch ich. Auch ich wollte meine königlichen Wurzeln nicht wahrhaben, deshalb entschied ich mich für das Exil und lebte als Waldläufer." Er wandte sich an Elrond "Wie wird es nun weitergehen, wer hat die Ansprüche auf Gondors Thron?"
"Ihr beide hättet sie, doch müsst ihr euch einigen, wem diese Würde zuteilwird. Ganz offiziell, Lhindril, wäre es an dir, den Thron zu besteigen, sofern du das willst." Beunruhigt schluckte ich, das musste ich ablehnen, ansonsten könnte ich nicht mehr nach Hause, zu Fíli.
"I-ich verzichte auf meine Ansprüche", stotterte ich deshalb. Doch Elrond und Aragorn waren damit nicht zufrieden.
"Das ist keine Entscheidung, die du binnen Minuten fällen kannst, nimm dir Zeit, du wirst sie brauchen um die richtige Entscheidung zu treffen."
"Aber sie steht doch schon fest, auf keinen Fall verlasse ich Fíli. Endlich habe ich ein Zuhause gefunden, das lasse ich mir nicht so leicht wieder wegnehmen", schrie ich mit Tränen in den Augen.
"Denk darüber nach", sprach Elrond bevor er sich abwandte und ging.
"Triff wirklich keine voreilige Entscheidung, das wäre unklug", meinte Aragorn, als er mir die Hand auf die Schulter legte und Elrond folgte. Verzweifelt kniff ich die Augen zusammen, dass eine Träne über meine Wange liefe, ehe auch ich mich wieder auf den Weg zu meinem Zimmer machte. Als ich die Tür aufstiess, fiel mir auf, dass die beiden Zwerge bereits schliefen, irgendwie wollte ich sie nicht wecken, da ich mich noch nicht bereit fühlte, zu erzählen, was soeben passiert war. Deshalb schloss ich die Tür wieder und sank davor zu Boden. Es ging nicht lange, bis jemand vorbeikam und mich ansprach. Mein Bruder. Weinend erklärte ich, dass das alles gerade etwas zu viel sei, Mutters Tod, dass ich ihn endlich wiedergefunden hätte und diese Entscheidung. Das zur selben Zeit, wenn ganz Mittelerde in Gefahr ist.
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Durins Erbe
FanfictionÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...