Kapitel 37

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Seltsamerweise war ich nur im ersten Moment erleichtert, als ich erfuhr, dass ich nicht schwanger war, dann wurde ich traurig. Kaum hatte ich mich von der Ärztin verabschiedet und mich bedankt, führte sie mich wieder zu Fíli, der ziemlich ungeduldig auf und ab ging. Kaum bemerkte er mich, blieb er stehen und sah mich fragend an.

"Und?" Langsam schüttelte ich den Kopf und vergrub mein Gesicht an seiner Brust, wo ich mit Mühe die Tränen zurückhalten konnte. "Du bist nicht schwanger?", fragte Fíli der Sicherheit halber nach.

"Nein, bin ich nicht... irgendwie weiss ich gar nicht, wie ich darüber denken soll, ich bin einerseits etwas erleichtert aber auch unglaublich traurig."

"Mir geht es genauso" Freudig überrascht sah ich ihm ins Gesicht

"Das heisst, dass du dir auch Kinder wünschst?"

"Natürlich, aber momentan bin ich fast befreiter, dass es nicht so ist, denn es wäre so viel passiert, das überhaupt nicht gut wäre für das Kind. Ausserdem wäre es viel zu gefährlich hier für dich."

"Das stimmt, aber dennoch bin ich traurig"

"Ich weiss" Sanft strich er mir einige Haare aus dem Gesicht und küsste meine Stirn. Dann kamen die beiden anderen Zwerge, sowie mein Bruder zu uns angelaufen.

"Ist etwas passiert? Wo habt ihr gesteckt?", tadelte Kíli, verstummte allerdings, als meine Melancholie bemerkte. "Du... es hat nicht geklappt?", fragte er dann. Es war mir peinlich, dass in Isengard jeder davon erfahren hatte und ich ihnen eine enttäuschende Antwort geben musste. Aus Anstand verabschiedete Gimli sich und liess uns alleine.

"Nein, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, Onkel zu werden", antwortete ich, zu meiner Überraschung sogar leicht lächelnd, zu Aragorn und Kíli.

"Schade irgendwie", murmelte Kíli. Aragorn trat neben mich und legte mir eine Hand auf die Schulter, Kíli tat dasselbe bei seinem Bruder. Auf einmal wurde mir etwas bewusst; das war meine Familie. Alle, die mir noch geblieben waren. Da konnte ich einfach nicht anders, als meinen Bruder und Kíli ebenfalls in meine Arme zu ziehen, was diese sofort erwiderten. Sogar Aragorn schien sich richtig wohl zu fühlen, auch wenn er sich vielleicht ein wenig fremd vorkam, immerhin kannte er die beiden Zwerge kaum. Mich eigentlich auch, schoss es mir durch den Kopf, die ersten zwei Jahre seines Lebens, als ich wirklich noch ich selber war, waren zu weit weg, als dass er sich erinnern könnte, danach hatte ich mich durch den Tod meines Vaters verändert, dann bin ich für über siebzig Jahre verschwunden. Traurig darüber liefen mir doch noch einige Tränen über meine Wange.

"Ich habe euch alle so lieb, ihr seid meine Familie", flüsterte ich leise, "Ihr seid alles was ich noch habe, auf keinen Fall will ich irgendeinen von euch verlieren" Ziemlich verwirrt sah Fíli mich daraufhin an.

"Aber was ist mit eurer Mutter?" Sofort wurde ich vom schlechten Gewissen gepackt, das hatte ich bisher gar noch nicht erzählt. Glücklicherweise antwortete Aragorn für mich, es war zwar schon schlimm, es wieder zu hören, aber besser als selber sagen zu müssen. "Das tut mir wirklich leid" Für eine Weile schwiegen wir wieder, aber Fíli zog mich etwas fester zu sich. "Dennoch bin ich unglaublich froh, ihr begegnet zu sein"

"Du hast sie getroffen?", wollte Aragorn verblüfft wissen. Ich sah auf und erklärte, wie es dazu kam.

"Das muss fast Schicksal gewesen sein, dass wir auf sie trafen, ansonsten stünde ich nicht hier", sprach Fíli, "Hätte sie mich nicht auf meine Gefühle für Lhindril aufmerksam gemacht, dann hätte ich diese ganz sicher nie rechtzeitig anerkannt, bevor es Thorin aufgefallen wäre. Er war von Anfang an dagegen und wäre schneller gewesen uns das auszureden, als dass wir uns unsere Gefühle gestanden hätten. So vieles wäre anders gekommen, ob ich am Leben wäre, weiss ich nicht." Mit seinen letzten Worten überkam mich eine erneue Trauerwelle. Langsam lösten wir uns aus der Umarmung, aber keiner machte Anstalten, wegzugehen, dass alle sich zu Boden setzten.

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt