Für mich war es das erste Mal, mit zwei Schwertern zeitgleich zu kämpfen, zum Glück hatten beide etwa dasselbe Gewicht, ansonsten wäre das schnell schiefgegangen. Warum ich überhaupt beidhändig kämpfte, wusste ich nicht, sicherlich sah es nicht elegant aus wie bei Fíli, dennoch war diese Technik effektiv. Mit der Zeit gelang es uns, die Feinde aufzuteilen, eine Gruppe wurde nach Westen gedrängt, eine nach Osten, in Richtung Thals. Wenigstens wusste ich, dass in der Stadt keine Menschen mehr waren, vor allem keine wehrlosen Unbewaffneten wie Verletzte, Frauen oder Kinder. Die ganze Zeit über hielt Fíli sich immer in meine Nähe auf, er liess es nicht zu, dass ich mich auch nur zehn Meter entfernte. Auch Kíli sah wohl immer zu, dass er uns im Blickfeld hatte und nie zu weit weg war. Irgendwie berührte es mich, dass sie sich so sehr um mich sorgten, aber es nervte fast auch, ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Auf einmal kam Kíli zu uns herüber und deutete auf etwas über Thal, ich erkannte einige Orks, die dort über die Dächer streiften, hauptsächlich Bogenschützen, aber auch der Anführer, mit dem wir am Vortag und am Morgen sprachen. Da wusste ich, was ich tun wollte; mir diesen vornehmen, dann würden die restlichen Truppen ohnehin abziehen.
"Fíli?", rief ich deshalb. Als er sich zu mir wandte, zeigte ich auf den Orkanführer. "Ich werde mich auf die Dächer begeben und uns diesen Kerl ein für alle Mal von Halse schaffen." Sofort meldete sich Kíli.
"Gut, ich komme mit, werde aber unten bleiben, ja?" Rasch nickte ich, wollte ihm hinterher, aber Fíli packte meinen Arm.
"Bist du verrückt?"
"Bitte Fíli, Kíli wird auch auf mich aufpassen und dort hat es viel weniger Feinde als auf dem offenen Feld, es ist also sicherer. Sammel du einige andere und vernichte indessen den Anführer der Ostlinge, das dürfte unser Sieg sein." Er wollte widersprechen, aber ich hielt ihn zurück. "Bitte. Es wird alles gut, das verspreche ich!" Langsam nickte mein Angetrauter.
"Einverstanden, aber pass auf dich auf, Kleines. Ich liebe dich."
"Freilich. Ich dich auch"
"Keine Sorge Bruder, ich werde gut auf sie Acht geben, versprochen.", verteidigte Kíli uns. Nickend zog Fíli mich näher, küsste mich.
"Einfach nur verrückt", meinte er dann kopfschüttelnd, als er meinen Arm losliess, sich von uns abwandte, um sich wie vorgeschlagen mit Leuten zu den Ostlingen hinzukämpfen. Offenbar musste ich ihm eine Weile lang nachgesehen haben, denn Kíli war wieder neben mir.
"Kommst du?", wollte er leicht besorgt wissen. Stumm nickend setzte auch ich mich in Bewegung, am schwersten fiel es mir, meinen Blick von meinem Mann zu lösen. Plötzlich verstand ich seine Sorgen, als er das letzte Mal in einer Schlacht war, wäre er fast umgekommen, es war die vor dem schwarzen Tor. Ich könnte dieses Mal also auch Angst gehabt haben, ihn in die Schlacht ziehen zu lassen. Daher war ich froh, dass Kíli bei mir war und nicht bei Fíli. Kaum in der Stadt angekommen, die durch die Kämpfe der vorhergehenden Tage offenbar wieder gelitten hatte, nutzte ich die erstbeste Möglichkeit, um auf ein Dach zu klettern. "Geht es da oben?", rief mein Schwager von unten hinauf und ich stimmte zu. "Lauf einfach los, ich folge dir irgendwie, ich werde in der Nähe sein, ruf einfach, wenn du mich brauchst. Und sei bitte vorsichtig."
"Ist gut, danke" Darauf rannte ich über die Steine und sprang von Haus zu Haus, dafür dass ich es nie gemacht hatte, ging es recht gut, aber zum Glück waren die Dächer nicht so weit von einander entfernt. Auch ein Glücksfall war es, dass mir der Orkanführer den Rücken zukehrte, so wollte ich mich leise heranschleichen. Unten erblickte ich Kíli, der mit dem Bogen unterwegs bereits einige andere Orks erschossen hatte. Der Anführer der Orks war offenbar irgendetwas am Beobachten. Doch plötzlich wandte er sich mir ruckartig zu, er wusste scheinbar schon, dass ich hier war. Ehe ich etwas tun konnte, hatte er mir so schon ein Schwert aus der Hand geschlagen, dass ich Gildin, welches mir noch blieb, mit beiden Händen umklammerte.
DU LIEST GERADE
Durins Erbe
FanficÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...