Kapitel 14

987 54 18
                                    

Urplötzlich kippte Kíli zur Seite, doch Fíli konnte ihn rechtzeitig stützen.

"Wir brauchen Hilfe", meinte Óin dann. Augenblicklich sprang ich auf.

"Lasst uns wieder zurück zum Bürgermeister gehen, er wird uns ganz sicher helfen!", beschloss ich. "Oder sollen nur Bofur und ich bereits vorausgehen und ihr kommt mit Kíli nach?" Man musste beachten, dass es Kíli wirklich gar nicht gut ging, sein Gesicht war bleich und seine Augen lagen in dunkeln Höhlen.

"Dann geht", bestätigte Óin, worauf Bofur gleich losging und ich ihm hinterhereilte. Erst vor dem Rathaus machten wir Halt. Noch bevor wir bei der Treppe waren, kamen der Bürgermeister und Alfrid heraus, so dass Bofur gleich erzählte, was los war, was diese aber nicht interessierte. Sie wollten sich abwenden und wieder hineingehen als ich sie anbrüllte:

"Ihr habt nichts anderes als Reichtum im Sinn, wenn Profit lockt, helft Ihr uns, sonst nicht. Das könnt Ihr doch nicht machen, wir brauchen dringend Hilfe!" Wütend fuhr Alfrid herum.

"Und wer sagt dir, dass wir helfen sollen? Das ist nicht meine Sache."

"Ihr müsst uns helfen, gestern verstanden wir uns doch auch gut!", beharrte ich.

"Gestern lohnte es ich euch zu helfen, doch was habt ihr nun zu bieten?", fragte er, als er seinen Blick über meinen Körper gleiten liess und ein gieriger Ausdruck in seine Augen trat. Als er merkte, dass ich ihn dabei ertappt hatte, grinste er. "Das würde ich als angemessen betrachten." Es blieb mir keine Zeit, mich darüber aufzuregen, oder sonst etwas zu tun, da Fíli bereits bei ihm war und sich auf ihn stürzte.

"Was fällt dir eigentlich ein, wenn du sie nur schon anrührst, dann schwöre ich dir bei Durin, dass ich dich höchstpersönlich umbringen werde!" Im ersten Moment sah Alfrid erschrocken aus, doch dann fasste er sich wieder.

"Was wenn sie einverstanden ist? Wer weiss, vielleicht ist ihr das Leben deines Bruders mehr wert." Fílis Hände legten sich um seinen Hals und drückten zu.

"Ich an deiner Stelle würde lieber nichts mehr sagen und froh sein, dass der Junge keine Waffen bei sich hat.", mischte sich Bofur ein, der versuchte Fíli von Alfrid zu trennen. Darauf empörte sich Alfrid und riss sich ruckartig von den beiden weg.

"Fasst mich nicht an!" Zunächst glaubte ich, dass Fíli ihn erneut packen würde, zudem wusste ich genau, dass er dennoch Waffen hatte, die wir vom Bürgermeister erhielten, doch stattdessen stellte er sich hinter mich und legte mir die Hände auf die Schultern. Vorwurfsvoll fragte er, ob es mir gutging, worauf ich nur schwach nickte. "Geht, fragt eure Freunde ob ihr Hilfe bekommt. Ausser ihr steigt auf das Geschäft ein.", fuhr Alfrid fort und wandte sich von uns ab, bevor er dem Bürgermeister ins Haus folgte. Hoffentlich tat Fíli nicht wieder etwas Unüberlegtes wie vorhin. Dafür bohrte er seine Finger in meine Schultern, bis ich japste.

"Fíli, du tust mir weh!" Sofort löste er seinen Griff und umarmte mich.

"Verzeih, es tut mir leid.", flüsterte er dann. Eine Weile blieben wir alle so stehen.

"Was sollen wir jetzt tun?", fragte Bofur niedergeschlagen. "Wo können wir sonst noch hin?" Angestrengt dachte ich über die Möglichkeiten nach.

"Sollen wir es bei Bard versuchen?", meinte Fíli hinter mir.

"Wir können, es ist besser als nichts zu tun" Ich begann mich aus der Umarmung zu lösen und wir gingen sogleich los. Erst da bemerkte ich Kíli, der von Óin gestützt wurde, die die ganze Zeit hinter uns standen. Da verstand ich, wieso Thorin dagegen war, dass Kíli nicht mitkam, er hatte grösste Schwierigkeiten zu laufen. Wenn nicht die Zeit das Problem gewesen wäre, hätte Kíli nicht einmal die Kraft gehabt, den Weg zu Fuss zurückzulegen. Es ging eine längere Weile, bis wir bei Bards Wohnort angekommen waren und an die Tür klopften. Genervt meinte er, dass er genug von Zwergen hatte. Erst als wir ihm erklärten, dass Kíli dringend Hilfe brauchte und uns niemand half, stimmte er nach einiger Zeit zu. Vorsichtig betteten wir Kíli auf den Tisch, während Bard sich wieder seinen Kindern widmete. Unterdessen untersuchte Óin Kíli, der von seinem Bruder beruhigt wurde. Etwas unschlüssig stand ich im Raum, was sollte ich tun?

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt