Kapitel 3

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Früh am nächsten Morgen brachen wir auf, allerdings ohne den Hobbit. Doch ich war froh, dass ich Teil der Gemeinschaft war. Als ich mich daran erinnerte, was ich tat, kam wieder ein Grinsen in mein Gesicht.

Alle sassen zusammen um den Esstisch und Thorin erhielt eine Suppe vom Hobbit, die er ass, während die Zwerge besprachen, wo sie hinwollten. Eigentlich gehörte ich nicht richtig zu der Gruppe, trotzdem hielt ich mich immer in der Nähe der Zwerge auf. Die ganze Zeit schon grinste ich, da ich ahnte, was passieren würde. Schliesslich war es soweit, Gandalf begann in seiner Tasche zu wühlen und wurde ungläubig als er es nicht fand. Genau auf das hatte ich gewartet und zog darauf eine Karte aus meiner eigenen Tasche und trat näher zu Gandalf.

"Sucht Ihr dies?", fragte ich scheinheilig. Alle starrten mich daraufhin überrascht an. Niemand hatte bemerkt wie ich dem Mann die Karte aus dem Beutel stahl, nicht einmal er selbst.

"Woher habt Ihr das?", erkundigten sich Thorin und Gandalf zeitgleich.

Ganz kurz erzählte ich, wieso ich es tat und hoffte, dass das keinen Ärger gab, denn manchmal tat ich Dinge, ohne gross darüber nachzudenken.

"Moment", bat der Hobbit sichtlich verwirrt, "Es ist Euch gelungen, das aus der Tasche eines Zauberers zu stehlen?" Nickend setzte ich wieder ein Lächeln auf. Bei diesem Gandalf schien es sich also um einen Zauberer zu handeln, gut zu wissen.

"Und dies ebenfalls, gerade vorhin, als wir in das Gespräch vertieft waren.", verkündete ich dann und zog einen Schlüssel hervor. Als Gandalf verdutzt erklärt hatte, was es mit diesen Dingen auf sich hatte, wandte Thorin sich an mich und wollte wissen, ob ich nicht doch mitkommen wolle, mein Talent könnte sich noch als nützlich erweisen. Gandalf sah zunächst den Zwerg, dann mich kritisch an, nickte dann aber und meinte ebenfalls, das wäre keine schlechte Idee. Begeistert stimmte ich zu, nicht bedenkend, in welche Gefahr ich mich möglicherweise bringen könnte durch diese Reise. Vielleicht hätte ich sagen sollen, dass ich absolut keine Kampferfahrung hatte, aber dann hätte es sein können, dass ich diese grossartige Möglichkeit nicht hatte.

"Lhindril, bevorzugst du es, bei einem der Zwerge aufs Pony zu steigen, oder willst du ein eigenes?", riss mich Gandalf aus den Gedanken. Letzten Abend hatten wir alle ausgemacht uns nicht mit der Höflichkeitsform anzusprechen und uns gegenseitig das Du angeboten. Damit kam ich eigentlich gut klar, doch ich erfuhr, dass Thorin königlicher Abstammung war, weshalb ich vorhatte, ihn nicht mit Du anzusprechen, zumindest zu Beginn. Etwas neidisch warf ich einen Blick zu Gandalfs Pferd, welches viel zu gross war für mich. Auch wenn ich ein Mensch war, schien mit mir etwas nicht zu stimmen oder es lag an meiner Zeit, die ich in der Wildnis verbrachte, jedenfalls war ich nicht viel grösser als die Zwerge. Um ehrlich zu sein gab es sogar solche, die mich überragten. Schulterzuckend fragte ich Gandalf, ob denn überhaupt noch ein Pony frei wäre.

"Klar", mischte sich stattdessen der Zwerg mit der Kappe, der Bofur hiess, ein. "Wir haben 16 Tiere, selbst wenn Bilbo noch kommen würde, reichte es"

"Also ich wette, er kommt nicht!", rief ein anderer Zwerg von hinten. Lachend wandte sich Bofur zu ihm.

"Ich bin dabei" Das Ganze endete darin, dass Wetten abgeschlossen wurden, ob der Hobbit kam. Die meisten meinten, er verzichte und ich hielt mich raus, einen Wetteinsatz hatte ich ja nicht. Doch hatte ich das Gefühl, dass er wirklich nicht kam, nachdem er am Vorabend in Ohnmacht fiel und sich kurz danach in seinem Gemach verkroch. Aber irgendwie dachte ich auch, dass er seine Meinung vielleicht doch geändert hatte, anderseits, wieso sollte er noch kommen, wenn ich sozusagen seine Arbeit übernahm? Genau, ich wurde ganz offiziell als Meisterdiebin angestellt für die Unternehmung, welche plante, den einsamen Berg, ein altes grosses und mächtiges Zwergenreich, vom Drachen Smaug zurückzuerobern. Es dauerte nicht lange, bis ein weiterer Zwerg mit einem Pony, das für mich war, bei mir aufkreuzte. Ein wenig seltsam war es schon, nach so langem wieder auf einem Tier zu reiten. Das letzte Mal als ich auf einem Pferd sass, geschah etwas Schreckliches, das mein Leben für immer veränderte. Ganz und gar nicht gerne erinnerte ich mich daran. Immerhin sass ich an diesem Tag allein auf einem Pony und nicht hinten bei jemandem drauf, was mich zu sehr an jenen Tag erinnert hätte.

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt