Von allen Seiten redeten meine Gefährten auf mich ein und wollten, dass ich ihnen doch zuhöre, was mich aber fast nur rasend machte.
"Jetzt lasst sie doch in Ruhe, ihr bedrängt sie nur noch mehr", zischte Kíli und trat näher zu meinem Bruder und mir. Wenigstens stoppten alle darauf abrupt, mein Bruder bat Gimli und Legolas schon einmal vorzugehen. "Lhindril, hör mir bitte zu und unterbrich mich nicht, ja?" Mit diesen Worten nahm Kíli mich in seine eigenen Arme und schickte auch Aragorn weg. Nicht einmal ein Nicken brachte ich zustande, aber Kíli fing trotzdem an. "Was wir dir vorhin sagen wollten, Fíli, er lebt... nur ist er sehr schwer verletzt, aber er könnte durchkommen. Hörst du, er lebt!" Sanft wog er mich in seinen Armen und verstärkte den Griff. "Du hättest uns nicht unterbrechen sollen, dann hättest du es von Anfang an gewusst. Aber vielleicht war es besser, wenn du zunächst von Schlimmsten ausgingst, dann ist die Wahrheit mehr eine Erleichterung als eine schlechte Nachricht" Darauf vergrub ich mein Gesicht nur stärker an seinem Oberkörper und weinte noch immer, nur dass die Tränen ab da wohl aus Freude entstanden.
"Wie... Was?", presste ich hervor und zu meiner Überraschung wusste Kíli genau was ich meinte.
"Dieser... Trottel hat sich einfach vor mich geworfen um mir das Leben zu retten. Eigentlich hatte ich mich schon mit meinem Tod abgefunden, dass ich zuerst gar nicht realisierte, was geschah, erst als Fíli vor meinen Füssen zusammenbrach erkannte ich, was er getan hatte. Er konnte von Glück sprechen, dass die Orks ihn für tot hielten. Währenddessen habe ich versucht die Orks, die mich umbringen wollten, zu vernichten, aber sie waren zu viele und warfen mich zu Boden. Meine Rettung war die Zerstörung des Ringes, gefolgt von dem Donnern und die seltsame Druckwelle. Die Orks rannten panisch davon, während der Turm Saurons einstürzte und Mordor zerfiel. Für einen Moment verschwamm meine Sicht und wurde erst wieder klarer, als mein Bruder grob meine Schulter packte und mir auftrug, ihn mitzunehmen und dir zu sagen, dass du ihm alles bedeutest, wie auch ich. Dann wurde er ohnmächtig, als die anderen kamen, dachten sie, es wäre zu spät, ich ehrlich gesagt auch, aber Legolas erkannte, dass er noch lebte. So verluden wir ihn auf das Pferd deines Bruders und machten uns auf den Rückweg. Den Rest hast du ja selber mitbekommen" Erleichtert nickte ich, wurde aber wieder traurig, als ich an meine Worte dachte, die ich zu Faramir sprach. Dass einer der beiden Brüder sich für den anderen opfern würde, es geschah wohl ziemlich zeitgleich, während ich das gerade sagte.
"Ich will zu ihm", flehte ich und Kíli nickte bloss.
"Sicher, er wird aber nicht bei Bewusstsein sein... und erschrick bitte nicht, er sieht schrecklich aus. Die Wunden, meine ich" Mir wurde erneut flau im Magen, konnte mich aber nicht davon abbringen lassen, zu ihm zu gehen. Auch auf dem Weg zum Krankenzimmer wurde das Gefühl nicht besser, eher schlimmer. Als ich Fíli dann aber sah, wurde mir augenblicklich wärmer ums Herz, doch als ich einen Blick auf seinen Oberkörper warf, war sofort das schreckliche Gefühl zurück und ich fühlte mich, wie wenn etwas hochkäme, dass ich stehenblieb. "Geht es?", fragte Kíli erschrocken und wollte wissen, ob ich nicht vielleicht umkehren wollte. Hastig schüttelte ich den Kopf und schritt wieder voran. Um die Trage auf der er lag, drängten sich mehrere Leute, Heiler, die ich in den letzten Tagen öfters im Lazarett entdeckte. Diese waren damit beschäftigt, Fílis Oberkörper zu entkleiden, die Arbeit erschwerte sich, da sein Hemd bloss in kleinen Fetzen vorlag, die ziemlich in den Wunden kleben mussten. Nur stückweise konnten blutgetränkte Streifen entfernt werden. Obwohl es unglaublich grausam und schmerzhaft aussah, konnte ich nicht anders als erschüttert dazustehen und meinen Blick nicht abwenden, während Tränen über mein Gesicht strömten. Mittlerweile war ich sogar froh, dass mein Mann nicht bei Bewusstsein war, so bekam er das wenigstens nicht mit. Plötzlich zog Kíli mich wieder fester zu sich und drehte mich so, dass ich Fíli den Rücken zudrehte. "Du solltest dir das nicht ansehen."
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Durins Erbe
FanfictionÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...