Eine Weile stand ich einfach im Hof und überlegte, was ich tun sollte. Da kam Aragorn nach draussen gerannt, direkt auf mich zu. Seltsamerweise rannte ich von ihm weg, schon wieder. Nur dass er mich dieses Mal einholen konnte.
"Warte doch. Was dieser Mann gesagt hat, geht keinesfalls in Ordnung, aber du kannst jetzt nicht einfach davonrennen"
"Doch, er hat ja eben recht. Ich bin wirklich ein uneheliches Kind und die Manieren der Zwerge färbten bereits auf mich ab und Fíli..." Mein Bruder zögerte keine Sekunde und nahm mich in die Arme. "Das ist ja das Schlimme für mich"
"Na los, komm, wir gehen wieder rein" Auch wenn ich das nicht wollte, nickte ich, vermeiden könnte ich es wohl sowieso nicht. "Danke" Kaum wieder im Saal, warf ich dem Mann, der diese schlimmen Worte sagte, einen vernichtenden Blick zu.
"Ich möchte mich für meine Worte vorhin entschuldigen, es steht mir nicht zu, so über Euch zu sprechen", meinte dieser beschämt, ob ihn wohl jemand zurecht gewiesen hatte? "Auch diese Sache mit der Wette, sie ist überhaupt nicht zustande gekommen, das müsst Ihr wissen" Auch wenn er sich entschuldigt hatte wusste ich, dass ich ihm nicht so leicht verzeihen konnte und würde, deshalb wandte ich meinen Blick ab. Besonders als der Mann noch vor sich hinmurmelte, dass er froh über das Ausbleiben der Wette war, da er sonst verloren hätte, hoffte ich auf eine Gelegenheit, ihm das Ganze heimzuzahlen.
"Ein weiteres Mal möchte ich betonen, dass die die Regierung meinem Bruder überlasse. Es ist klar, falls Fíli nicht... überlebt, dann bin ich nicht weiter an den Erebor gebunden, aber in der Verfassung kann und will ich kein Königreich regieren, in diesem Falle würde ich verschwinden und wieder in der Wildnis leben."
"Wenn dies nun Eure Entscheidung ist, Lhindril, dann müssen wir das akzeptieren", bestand einer der älteren Anwesenden. Erleichtert atmete ich aus und warf meinen Bruder einen freudigen Blick zu.
"Ein Hoch auf Aragorn, unseren König", begann einer zu johlen, die anderen stimmten mit ein. Lächelnd machte ich mich auf den Weg zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. Mir war klar, dass ich mich damit von einer grossen Last und Bürde befreit hatte, diese aber dafür meinem Bruder auferlegte, der auch nicht besonders erfreut war, König zu werden. Jemand fragte, ob man gleich Weiteres besprechen solle, doch zu meiner Verwunderung lehnte Aragorn ab.
"Ich habe meiner Schwester versprochen, etwas zu erledigen, es tut mir leid" Er griff sachte nach meinem Unterarm und führte mich aus dem Saal.
"Danke", flüsterte ich, als er auf das Lazarett zusteuerte. Aragorn nickte bloss, hielt aber kurz vor dem Raum der Kranken an.
"Vielleicht ist es besser, wenn du dich einmal hinlegst und schlafen gehst, ja? Wenn du wieder bei ihm bist, wirst du ohnehin nicht mehr weggehen, also geh besser nun"
"Ja, ich weiss.", murmelte ich. Zwar hatte ich keine Lust, dass mich irgendwer aufhielt, zu Fíli zu gehen, aber trotzdem merkte ich auf einmal wie müde ich wirklich war. Das realisierte ich erst, als mein Bruder es erwähnte. Also nickte ich und machte mich auf den Weg in das Zimmer, dass man bei der Ankunft Fíli und mir zugeteilt hatte. Alsbald ich im Bett lag war ich bereits eingeschlafen.
Seltsamerweise gelang es den anderen am nächsten Tag, mich dazu zu überreden, mit ihnen zusammen zu frühstücken. Es freute mich, dort auch Frodo wohlauf zu finden und liess mir von ihm versichern, dass es ihm wieder gut ging. Als ich aber genug gegessen hatte, wollte ich gerade wieder zu meinem Mann gehen, jedoch hielt man mich auf.
"Warte... Ich... w-wir müssen dir etwas sagen", stammelte Kíli. Noch ehe er weitersprach, breitete sich ein seltsames Gefühl in meinem Bauch aus, es klang nach nichts Gutem. Kíli stand ebenfalls auf und griff meine Arme, zog mich wieder auf einen Stuhl, liess mich aber nicht los. "Es geht um Fíli...", setzte er an und verstummte gleich wieder. Das schlechte Gefühl wurde immer heftiger und ich fürchtete, von Stuhl zu fallen, würde ich nicht gestützt werden.

DU LIEST GERADE
Durins Erbe
Hayran KurguÄnderungen geschehen, ob man es will oder nicht. Doch auch Schlechtes kann schlussendlich Gutes hervorbringen. Als Kind hätte ich es nie geglaubt, erst Jahre später begriff ich. Ein einziges, zunächst unglaublich schreckliches, Ereignis veränderte...