Kapitel 52

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Während sich Mediziner um Kíli kümmerten, warteten Fíli und ich schweigend vor dem Raum, keiner traute sich etwas zu sagen. Ich war der festen Überzeugung, dass er den ersten Schritt machen müsse, immerhin ist es sein Verdienst. Aber ohne ein Wort zu sagen, griff er auf einmal nach meiner Hand, doch ich entriss sie nach kurzem Überlegen wieder und verschränkte die Arme. Das brachte ihn hoffentlich zum Nachdenken und schlussendlich zur Vernunft. Er schien gerade ansetzen zu wollen, als Kíli wieder hinaustrat.

"Sie ist nicht gebrochen, zum Glück" Wir beide atmeten erleichtert aus, bevor Fíli das Wort ergriff.

"Hört mir bitte zu, ja? Ich wollte euch sagen, dass es mir unglaublich leidtut, wie ich mich aufführte. Ihr habt Recht, die Drachenkrankheit hat Besitz von mir ergriffen"

"Und wie meinst du, ist es jetzt?"

"Besser. Viel besser, aber ich glaube ganz weg ist es noch nicht. Vorher einmal kam Dwalin und wollte wissen, ob wir den Feinden eventuell eine Prämie als Entschädigung zahlen sollten. Offenbar habe ich ihn ziemlich angeschrien und war dagegen, es schien ein Test zu sein, ob ich wirklich die Drachenkrankheit habe. Bei Dwalin muss ich mich auch entschuldigen... ich habe gedroht, ihn umzubringen lassen, wenn er noch ein Wort sage."

"Nicht schon wieder", murmelte ich leise.

"Armer Dwalin", grinste Kíli, "ihm wurde zwei Mal von Freunden gedroht, dass er umgebracht werde."

"Das ist wirklich nicht witzig, Kíli", mahnte ich, worauf der Zwerg sich entschuldigte. Was hingegen ich machen sollte wegen Fíli, wusste ich nicht. Doch ein weiteres Mal war meine Zunge schneller als die Gedanken. "Weisst du, was es war, dass dich den Wahnsinn besiegen liess?"

"Nicht genau. Vielleicht Kílis Schrei und dass du darauf im Raum warst oder als wir merkten, dass es Kíli wirklich nicht gut ging. Es tut mir leid, ich weiss nicht, was in mich gefahren war."

"Du warst das nicht wirklich, es war die Krankheit die Besitz ergriff von dir."

"Und ich muss sagen, auch wenn die Nase gebrochen wäre, es war es mir wert, wenn ich dafür meinen grossen Bruder wiederhabe. Auch wenn der manchmal verrückt und nervig ist." Als Fíli ihn spielerisch zur Seite schubste, konnte ich nicht anders als ebenfalls zu lächeln, offenbar ging es ihm wieder besser, das erleichterte mich nicht nur, es machte mich glücklich. Eine Seite wollte ihm alles verzeihen, aber irgendwie fand ich, dass ich ihm das dieses Mal nicht so leicht durchgehen lassen dürfte. Schliesslich nahm Fíli mir die Entscheidung ab, indem er fragte, wie es mir ginge.

"Es tut mir so leid, ich fürchte... ich habe dich wirklich geschlagen, oder?" Der Blick, den er beim Sprechen hatte, war so reuevoll und entschuldigend, dass ich es im ersten Moment nicht über das Herz brachte zuzustimmen, ich wollte nicht, dass er sich noch mehr Vorwürfe machte, vielleicht konnte ich es ihm zu einem späteren Zeitpunkt sagen. Doch leider mischte sich Kíli ein.

"Ja, hast du. Siehst du, wie sehr sie das verstört hat, sie kann nicht einmal mehr antworten. Das hast du wirklich toll hinbekommen" Meinen vernichtenden Blick, den ich ihm daraufhin zuwarf, sah er nicht oder er ignorierte ihn. Dafür konnte ich erkennen, wie Fíli mental regelrecht zusammenbrach, offenbar verzieh er sich selber weniger als ich ihm. Ihn so zu sehen, trieb mir regelrecht Tränen in die Augen, riss mich aber zusammen, dass sie nicht auch noch überliefen, das hätte meinem Mann den Rest gegeben, er glaubte sowieso schon, ich weinte, weil er mich schlug. So griff ich rasch seine Hand und versuchte ihm klar zu machen, dass mich das zwar enttäuscht hatte, aber alles wieder gut sei.

"Nein ist es nicht, das wird es auch nie wieder sein. Das ist ein Fehler, den du mir nie verzeihen kannst, auch nicht darfst. Weisst du, wie sehr ich mich dafür hasse? Das hätte ich einfach nicht tun dürfen. Nicht nur weil ich dir versprach, immer auf dich aufzupassen, sondern weil es sich einfach schon nicht gehört Freunde oder Familienmitglieder zu schlagen. Frauen generell schon gar nicht."

Durins ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt