12 | Club

167 15 1
                                    

Nachdem ich mich umgezogen hatte, begutachtete ich mich im Spiegel. Ich sah furchtbar aus. Cruz wollte mir offensichtlich direkt den Stempel der "billigen Hure" aufdrücken. Dieser viel zu enge Lederrock und ein Oberteil, was kaum mehr als ein BH war - eine einzige Katastrophe.

Innerlich sträubte sich jede Faser meines Körpers nach unten zu gehen. Doch jede Sekunde, die ich es hinauszögerte, machte es wahrscheinlich nur noch schlimmer. Cruz' Verhalten war so oder so schon unerträglich und ich hatte absolut nicht das Verlangen nach weiteren Diskussionen.

Als ich die Treppe nach unten lief, sah ich Cameron, der mit dem Rücken zu mir am Tisch lehnte. Cruz stand einige Meter entfernt und blickte zur durch die große Fensterfront nach Draußen. Im Tageslicht wirkte es hier schon fast idyllisch. Ich blieb am Treppenabsatz stehen und mein Blick wanderte über die Einrichtung der Wohnzimmers. Wie schon in der oberen Etage, war auch hier unten alles sehr modern. Schwarze Möbel kombiniert mit dunklem Holz. Männlich und düster. Es passte absolut zu ihnen. 

"So wohnt man also, wenn man kriminell ist. Scheint gewisse Vorzüge zu haben, seine Seele zu verkaufen. ", sprach ich in die Stille. Die beiden drehten sich zu mir. Ich machte mich bereits auf einen Konter gefasst, doch stattdessen musterten sie mich von oben bis unten. >>Hab dir ja gesagt sie wird zum Club passen<< , sagte Cruz vollkommen emotionslos an Cameron gewandt. Dieser sah mir einen Moment mit ernstem Blick direkt in die Augen, um sich gleich wieder mit zuckenden Schultern von mir abzuwenden. >>Nicht mein Geschmack. Das weißt du ja<<, erwiderte Cameron.

>>Was anderes konntest du nicht finden?<<, blickte ich an mir herab und  verschränkte meine Arme, um zumindest einen kleinen Teil meiner Haut zu bedecken. Ich hatte nichts dagegen, etwas Haut zu zeigen. Das war ich schließlich aus meiner Zeit an der Highschool gewohnt. Als Captain der Cheerleader musste ich den Ansprüchen aller anderen gerecht werden. Besonders denen der Zuschauer. Doch das hier, war einfach nur billig.

>>Du solltest lernen dankbarer zu sein, wenn du in dieser Welt bestehen willst.<< Seine Worte mahnend und überheblich. Er vergisst anscheinend, dass ich mir diese Welt nie für mich ausgesucht hatte. Das war er. >>Du meinst so dankbar, wie für das Veilchen in meinem Gesicht?<< Seine Augen verengten sich zu augenblicklich und seine Lippen presste er zu einer schmalen Linie zusammen. Er wollte etwas antworten, doch er hielt es zurück. War wohl auch besser so.

>>Können wir dann endlich gehen? Je schneller ich mit meinem Arsch für deinen Profit vor dem Gesicht alter Säcke rumwackel, desto schneller bin ich dich los.<<  Ich war so überzeugt von meinen Worten, dass ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht hatte, ob er mich wirklich gehen lassen würde. Was wenn nicht? Dann brauchte ich einen Plan B. 

-----------------------------------

Nachdem wir die Diskussion um meine Kleidung endlich beigelegt hatten, brachte Cruz mich in seinem Wagen zum Club. Anfangs schwiegen wir uns an, doch er sah mich immer wieder an, was mir nicht entging. Ich richtete meine Augen nach draußen und begutachtete die Häuser, die nur so an uns vorbeizogen. Die Sonne hatte sich mittlerweile komplett verabschiedet und ist grauen Wolken und Regen gewichen. Selbst das Wetter wusste, dass dies hier kein Anfang eines schönen Lebens war. 

>>Tut es sehr weh?<< Verwundert über seine Frage drehte ich mein Gesicht zu ihm und schenkte ihm einen skeptischen Blick, um gleich darauf wieder aus dem Fenster zu sehen. Ich antwortete ihm nicht. Erst behandelt er mich scheiße und dann interessiert ihn auf einmal mein Zustand? Wers glaubt. 

Ruckartig wurde ich ich gegen den Gurt gedrückt und der Wagen kam zum stehen. >> Bist du verrückt geworden?<<, brüllte ich fassungslos über sein Verhalten. Er griff nach meinem Kinn und lehnte sich über die Mittelkonsole nach am mich heran. >>Du denkst das Schlechteste von mir. Schon klar. Und das solltest du auch. Doch, wenn ich dich etwas frage, erwarte ich eine Antwort.<<

Eyes on you - Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt