27 | Geständnisse

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Kaum hatte ich den Schlüssel aus meiner Tasche gezogen und ihn Richtung Tür bewegt, als diese sich plötzlich aufriss. Samantha stand da, ihre Augen vor Erleichterung und Neugier weit geöffnet.

>>Da bist du ja endlich!<< rief sie, bevor sie mich von Kopf bis Fuß musterte und inne hielt. Ihre Augen verengten sich spöttisch und ein breites Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

>>Du hattest Sex<<, verkündete sie unverblümt.

Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. >>Samantha!<<

>>Was? Es steht dir ins Gesicht geschrieben!<< Sie packte mich am Arm und zog mich in die Wohnung, die Tür hinter mir zuknallend. >>Komm schon, erzähl mir alles! Ich will jedes Detail wissen!<<

>>Es ist nicht so, wie du denkst<<, versuchte ich abzuwehren, während sie mich ins Wohnzimmer schleifte und auf die Couch drückte.

>>Ach komm, das erzählst du deinem Spiegelbild vielleicht<<, entgegnete sie lachend und setzte sich neben mich. >>Raus damit, bevor ich platze.<<

Ich seufzte und wusste, dass es keinen Ausweg gab. >>Okay, okay. Ja, ich habe die Nacht bei jemanden verbracht. Wir haben viel geredet und Zeit verbracht<<

Samantha sah mich mit großen Augen an. >>Gerede und Zeit verbracht? Oh nein, das wird mir nicht reichen! Ich will das volle Programm.<<

Ich versuchte, Samanthas neugierigem Blick auszuweichen. >>Es ist wirklich nichts Besonderes. Nur eine Nacht, die etwas anders verlief als sonst.<<

>>Anders? Was heißt anders? Und bei wem warst du überhaupt?<<, hakte sie nach und ließ nicht locker. Ihre Augen funkelten vor Neugier.

>>Ach, du weißt schon... einfach jemandem, den ich kenne<< antwortete ich ausweichend und versuchte, das Thema zu wechseln. >>Wir haben nur geredet.

>>Jemanden den du kennst? Reden und Zeit verbringen?<< Samantha zog eine Augenbraue hoch. >>Wer war es?<<

Ich biss mir auf die Lippe und versuchte, möglichst unbeteiligt zu klingen. >>Nur jemand aus dem Club. Ist wirklich nicht so wichtig.<<

Samantha ließ nicht locker. >>Nicht wichtig? Wenn es nicht wichtig wäre, würdest du nicht so herumdrucksen. Also, wer war es?<<

Ich seufzte tief und fühlte mich in die Ecke gedrängt. >>Es war... es war Cruz.<<

Für einen Moment schien Samantha geschockt. Ihre Augen weiteten sich und sie starrte mich an, als hätte ich ihr gerade ein Geheimnis von weltbewegender Bedeutung anvertraut.

>>Cruz?<< wiederholte sie ungläubig. >>Der Cruz?<<

Ich nickte zögernd. >>Ja, der Cruz.<<

Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann brach Samantha in ein triumphierendes Lächeln aus. >>Ich wusste es! Du und Cruz! Oh mein Gott, das ist unglaublich!<<

>>Samantha, beruhig dich mal<<, sagte ich und hob die Hände, um ihre Begeisterung etwas zu dämpfen. >>Es war eine einmalige Sache. Cruz hat das sehr deutlich gemacht, als er mich heute Morgen nach Hause gebracht hat. Er war wieder der kalte, emotionslose Cruz, der mich als Tänzerin arbeiten lässt.<<

>>Wirklich?<< fragte Samantha und setzte sich aufrechter hin, ihr Grinsen verschwand kurz.

>>Ja<<, bestätigte ich. >>Er hat mich nur abgesetzt und gesagt, dass er mich heute Abend im Club sehen würde. Es war, als wäre die letzte Nacht nie passiert. Er war wieder der Cruz, den wir alle kennen – distanziert und professionell.<<

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