41 | Medical Detectives

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Während ich mich in der Garderobe für die Nacht fertig machte, fiel mein Blick kurz auf den Spiegel. Es war der erste Abend ohne Samantha, da sie ja beim Bürgermeister war. Ein unangenehmes Gefühl kroch in mir hoch, aber ich schüttelte den Gedanken gleich wieder ab. Ich musste mich konzentrieren. Es war schon schwierig genug, in diesem Club den Kopf oben zu behalten, ohne sich auch noch von unnötigen Gefühlen ablenken zu lassen.

Cruz hatte ich seit heute Morgen nicht mehr gesehen, und Cameron war auch wie vom Erdboden verschluckt, seit dem kleinen Vorfall auf dem Dach. Ich versuchte, mir weniger Gedanken über die beiden zu machen. Es brachte ja doch nichts, sich in ihre verworrenen Spiele hineinziehen zu lassen. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, mich auf den Abend vorzubereiten. Der Club war heute wieder besonders voll. Ich glaube, es gab keinen freien Platz mehr. Die Luft vibrierte vor Erwartung, und ich konnte das Summen der Menge schon bis in die Garderobe hören.

Als ich die Garderobe schließlich verließ und auf den langen, von dunklem Holz und tiefroten Samt gesäumten Gang hinaustrat, versperrte mir plötzlich Lexi den Weg. Sie stand da, mit verschränkten Armen und einem Lächeln auf den Lippen, das vor Arroganz und Missgunst nur so strotzte. Ihre Augen funkelten, als sie mich musterte, und ich wusste sofort, was kommen würde.

>>Na, bist du bereit, dich heute Abend wieder lächerlich zu machen?<< fragte sie spöttisch und trat einen Schritt näher. >>Du weißt, dass du gegen mich keine Chance hast. Du bist nur eine billige Kopie.<<

Ich hob eine Augenbraue und ließ meinen Blick absichtlich über sie gleiten, als würde ich ihre ganze Existenz in Frage stellen. Dann schüttelte ich langsam den Kopf und sagte mit einem süffisanten Lächeln: >>Ach Lexi, du gibst dir solche Mühe, aber es wird nie genug sein, oder? Es muss wirklich frustrierend sein, so sehr zu kämpfen und trotzdem nur die Zweitbesetzung zu sein.<<

Ihre Augen verengten sich, und ich konnte sehen, wie mein Stich ins Schwarze getroffen hatte. >>Du denkst, du bist etwas Besonderes, weil Cruz dir Aufmerksamkeit schenkt? Mach dir nichts vor. Männer wie er benutzen Frauen wie dich. Du bist nichts weiter als ein Spielzeug, das er wegwirft, sobald er es satt hat.<<

Ich lachte leise, trat dann einen Schritt näher und ließ meine Stimme leiser, aber schärfer werden. >>Und du glaubst, er würde sich auch nur eine Sekunde mit jemandem wie dir abgeben, wenn er wirklich wählen könnte? Wenn du ihn schon so gut kennst, müsstest du wissen, dass er genau das an Frauen verachtet: Die verzweifelten, billigen Versuche, sich an jemanden wie ihn zu hängen. Du bist nichts weiter als eine gelangweilte Katze, die verzweifelt nach jemandem sucht, der ihr die Aufmerksamkeit schenkt, die sie nicht verdient.<<

Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns. Lexis Gesicht wurde rot vor Zorn, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Doch ich trat an ihr vorbei und lächelte sie dabei kalt an. >>Genieß deinen Abend, Lexi. Du wirst ihn nötig haben.<<

Als ich an ihr vorbeiging, konnte ich spüren, wie ihre Wut förmlich in der Luft brannte, doch ich ließ sie einfach stehen. Es war immer das Gleiche mit ihr – sie konnte es einfach nicht ertragen, dass jemand wie ich besser ankam als sie, dass ich etwas hatte, das sie nie erreichen würde. Aber das war nicht mein Problem. Heute Abend gehörte mir, und ich würde es mir von niemandem, schon gar nicht von Lexi, verderben lassen.

Der Abend verlief überraschend gut. Es war eine dieser Nächte, in denen alles zu funktionieren schien, in denen die Musik und die Atmosphäre perfekt harmonierten und ich die Bühne beherrschte wie selten zuvor. Es war eine erfolgreiche Nacht, keine Frage, und dennoch beschlich mich ein Gefühl, das ich nicht abschütteln konnte.

Ich hatte Cruz den ganzen Abend nicht gesehen. Normalerweise würde er irgendwann in der Dunkelheit der Zuschauer sitzen und mich beobachten, seine Augen mich verfolgen, auch wenn er tat, als würde er sich nicht für mich interessieren. Doch heute Abend war er nirgends zu sehen, und es hinterließ ein merkwürdiges Gefühl, das ich nur schwer einordnen konnte.

Eyes on you - Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt