37 | Beschlossene Sache

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Als ich meine Augen öffnete, lag ich allein in diesem riesigen Bett. Die seidigen Laken hatten sich kühl und glatt an meine Haut geschmiegt, aber jetzt, wo ich aufwachte, fühlte ich eine leichte Unruhe. Die leere Hälfte des Bettes war unberührt, als wäre sie nie benutzt worden. Cruz war also schon aufgestanden, und das machte die Situation nicht weniger kompliziert.

Ich setzte mich vorsichtig auf, lauschte nach irgendwelchen Geräuschen aus dem Flur. Von unten drangen Stimmen nach oben in den Flur. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Mit einem schnellen Blick auf den Wecker erkannte ich, dass es noch früh war - vielleicht zu früh, als dass Samantha schon richtig wach wäre. Das war meine Chance.

Behutsam schwang ich die Beine aus dem Bett und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich hoffte inständig, dass ich es zurück in mein Zimmer schaffen würde, ohne jemanden auf dem Flur zu begegnen.

>>Okay, nur ein paar Schritte<<, murmelte ich zu mir selbst, als ich vorsichtig die Tür des Zimmers öffnete. Der Flur war leer, keine Spur von den anderen.

Ich atmete erleichtert auf und machte mich leise auf den Weg. Schritt für Schritt näherte ich mich meinem Zimmer, das am Ende des Ganges lag. Doch plötzlich hörte ich ein leises Geräusch - das Klicken einer Tür, die geöffnet wurde. Mein Herz setzte einen Schlag aus.

>>Wo kommst du denn her?<<

Samanthas Stimme war weich, fast ein wenig belustigt, aber ich spürte den eisigen Unterton. Langsam drehte ich mich um und da stand sie, gelehnt an den Türrahmen unseres Zimmers, die Arme vor der Brust verschränkt. Ihre Augen musterten mich aufmerksam, und ich konnte förmlich sehen, wie die Zahnräder in ihrem Kopf sich drehten.

>>Ich... wollte nur frische Luft schnappen<<, stammelte ich, aber es klang alles andere als überzeugend.

Samantha zog eine Augenbraue hoch und schüttelte leicht den Kopf. >>Frische Luft... im Flur? Die ganze Nacht?<< Sie trat einen Schritt näher, und mein Magen zog sich zusammen. >>Ich glaube, da muss mir jemand einiges erklären.<<

Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Ein Kreuzverhör - genau das, was ich hatte vermeiden wollen. >>Ich... ich weiß nicht, ob das nötig ist<<, versuchte ich es noch einmal, aber Samantha ließ sich nicht beirren. Sie nahm meine Hand und zog mich zurück in das Zimmer.

>>Oh, das ist mehr als nötig<<, sagte sie entschlossen, während sie mich auf das Bett drückte und sich neben mich setzte. Ihre Augen funkelten, als sie mich direkt ansah. >>Fangen wir doch einfach mal damit an<<, sie deutete auf den Verband an meinem Bein.

Ich atmete tief durch und versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren. Samanthas bohrender Blick ließ keinen Zweifel daran, dass sie auf Antworten wartete, und ich wusste, dass ich besser ehrlich sein sollte. Also begann ich zu erzählen.

>>Es war nicht so, wie du denkst.<< Ich setzte mich etwas aufrechter hin und vermied es, ihrem Blick auszuweichen. >>Ich konnte einfach nicht schlafen. Irgendetwas hat mich wachgehalten, also dachte ich, ich gehe runter in die Küche und hole mir etwas zu trinken.<<

Samantha nickte langsam, aber ihre Augen blieben aufmerksam. Ich fuhr fort: >>Als ich dann in der Küche war, ist mir ein Glas aus der Hand gerutscht und zerbrochen. Es war mitten in der Nacht, und das Geräusch war echt laut<< Ich sah, wie sich ihre Miene ein wenig entspannte, aber sie sagte nichts. Ich konnte erkennen, dass sie gespannt darauf wartete, wie die Geschichte weiterging.

>>Eine Scherbe hatte mein Bein erwischt und dann ging das Licht an, als plötzlich Cruz vor mir stand - mit einer Waffe in der Hand.<< Ich spürte, wie Samantha leicht zusammenzuckte, und beeilte mich zu erklären: >>Er dachte, es wäre jemand im Haus, ein Einbrecher oder so.<<

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