10 | Cameron

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Mir blieb für den Moment nichts anderes übrig, als sie zu uns nach Hause zu bringen. Die Jungs waren eh nicht da und somit konnte ich weitere Dramen verhindern. Allein die Vorstellung, dass Damian sich auch noch einmischt - lieber nicht. Ich liebe meine Freunde wie Brüder. Doch manchmal kann ich ihre Ansichten und ihre Vorgehensweisen nicht teilen. So wie heute.

Auf dem Weg nach Hause, versucht eich für mich selbst einen Plan zu erstellen, wie es weiter gehen könnte. Cruz wollte zwar, dass ich mich jetzt um sie kümmere, doch damit hatte er bestimmt nicht gemeint, sie mit zu uns zu nehmen. So ist das eben, wenn man sich nicht selbst um seine Angelegenheiten kümmert. Die Fahrt dauerte nicht lang und wir schwiegen uns an, bis Savannah die Stille durchbrach.

>>Erzählst du mir, wo genau wir hinfahren?<< , sprach sie aus dem Fenster blickend. Es war auch für mich eine neue Situation. Wie sollte ich sie wie alle anderen behandeln, wenn ich genau wusste, dass Cruz mit seiner Wahl einen riesigen Fehler macht.

>>Du bleibst heute Nacht bei uns. Die anderen sind eh im Club. Das ist die beste Lösung, bis Cruz sich um den weiteren Verlauf kümmert<<

Offensichtlich überraschten sie meine Worte, denn kaum hatte ich ausgesprochen, musterte sie mich von der Seite. >>Ihr wohnt alle zusammen?<<

Ich gab ihr keine weitere Antwort. Je weniger ich mich in diese Sache einmische, desto weniger habe ich am Ende mit diesem Drama zu tun. Ihr passte es augenscheinlich nicht, dass ich nicht auf ihre Frage einging. Sie verschränkte wie ein kleines, trotziges Mädchen ihre Arme und richtete ihren Blick wieder in das Dunkle der Nacht. Viel Zeit blieb ihr allerdings nicht, denn wir hatten unser Ziel erreicht. >>Wir sind da.<<

Ich stieg aus dem Wagen und lief geradewegs zum Haus. Als ich aber hinter mir keine Schritte hörte, drehte ich mich um und sah sie noch immer im Auto sitzend aus dem Fenster starren. Ihr Blick verriet mir, dass sie sich sonst nicht in Gegenden wie dieser bewegte.

>>Braucht die Prinzessin jetzt auch noch eine persönliche Einladung? Steig aus!<<, wies ich sie an.

>>Na ja. Bei euch weiß man eben nicht, ob man noch eine verpasst bekommt.<<  Ich mochte es nicht, mit anderen verglichen zu werden. Schon gar nicht, wenn sie etwas wie Cruz getan hatten. Doch auch jetzt würde ich ihm loyal zur Seite stehen und nicht zulassen, dass sie in meiner Anwesenheit schlecht über ihn redet. Ich ging einen Schritt auf sie zu und lehnte mich zu ihr herunter. Ich versuchte wirklich meine Wut über ihre Worte zu kontrollieren.

>> Vorsicht! Überlege dir gut, was du sagen willst<<, warnte er mich. >>Du kennst uns nicht. Ich weiß nicht, was bei euch abgeht. Was ich aber weiß ist, dass Cruz nie zuvor einer Frau weh getan hat.<<

Darauf konnte sie mir nichts mehr erwidern und es war für mich ein Zeichen, dass sie meine Warnung verstanden hatte. Ich richtete mich erneut auf und lief erneut zum Haus. Diesmal folgte sie mir mit langsamen Schritten. Als ich die Tür öffnete und zu ihr herüber sah, begutachtete sie alles um sich herum. Doch schnell löste sich ihr Blick von der Fassade und sie lief an mir vorbei ins Haus. Ich bemerkte sofort, wie sie nur noch Augen für die große Fensterfront hatte.

>>Nicht schlecht für eine Art Gefängnis, hm?<<,  unterbrach ich ihre Gedanken. >>Ich besorge dir was zum Anziehen und ein paar Handtücher. Oben die zweite Tür rechts. Da ist das Bad. <<

Ich wartete gar nicht erst auf eine Reaktion, sondern lief gleich die Treppe nach oben, um die Sachen rauszulegen. Wer hätte gedacht, dass ich mal den Butler für eines von Cruz Mädchen spielen würde. Als ich alles ins Bad gelegt hatte, lief ich wieder zur Treppe. Ich hielt mich am Geländer fest und beobachtete sie einen kurzen Moment. Sie hatte sich kein Stück gerührt und starrte noch immer zum Fenster.

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