Ich lauschte den leisen Atemzügen von Samantha, die tief und ruhig schlief. Doch ich hielt es nicht mehr aus, hier rumzuliegen und in die Dunkelheit zu starren. Vorsichtig, um Samantha nicht zu wecken, schlich ich mich aus dem Bett. Jeder Schritt auf dem kühlen Holzboden klang für mich wie ein Donnerschlag, doch sie rührte sich nicht.
Als ich die Tür öffnete, schien die Dunkelheit des Flurs mich zu verschlingen. Das Haus war still, die Stille fast beunruhigend. Keine Geräusche, kein Knarren, nur die drückende Stille der Nacht. Ich hielt kurz inne, lauschte, als könnte ich etwas hören, doch es war nichts. Dann bemerkte ich das schwache Licht, das unter der Tür von Cruz' Zimmer hervordrang. Er war noch wach.
Mein Herz machte einen kleinen Sprung bei dem Gedanken, zu ihm zu gehen. Heute Abend hatte er mir wieder einmal geholfen, mich irgendwie gerettet, als alles andere zusammenzubrechen drohte. Ich dachte darüber nach, ob ich an seine Tür klopfen sollte, vielleicht nur um ihm zu danken, um seine Gegenwart zu spüren. Doch sobald der Gedanke in mir aufkeimte, spürte ich, wie sich mein Magen verkrampfte. Die Erinnerungen an das, was zuletzt in seinem Zimmer geschehen war, flackerten vor meinem inneren Auge auf, als wäre es erst wenige Sekunden her.
Ich zwang mich, den Blick von seiner Tür abzuwenden, den Gedanken an ihn abzuschütteln, und richtete meine Aufmerksamkeit auf die Treppe vor mir. Langsam stieg ich hinab, Schritt für Schritt, bis ich endlich die Küche erreichte.
Als ich in diesem großen Raum stand, war alles in tiefe Dunkelheit gehüllt. Ich wollte kein Licht einschalten, aus Angst, jemanden zu wecken. Die Stille im Haus war greifbar, fast erdrückend, und ich wollte auf keinen Fall den Frieden stören. In dieser fremden Küche war alles unbekannt. Ich tastete mich langsam voran, öffnete einen Schrank nach dem anderen, während meine Finger über die kalten Holzgriffe glitten.
Endlich, nach ein paar vergeblichen Versuchen, fand ich den richtigen Schrank. Mit einem leisen Seufzen der Erleichterung griff ich nach einem der Gläser, aber in der Dunkelheit bemerkte ich nicht, dass ein weiteres Glas danebenstand. Plötzlich, wie in Zeitlupe, rutschte es vom Rand des Regals und fiel mit einem klirrenden Geräusch auf die Marmor Arbeitsplatte. Die Stille wurde zerrissen, als das Glas in tausend Scherben zerbarst.
Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Oberschenkel, und ein unterdrückter Schrei entfuhr mir. Eine der Scherben hatte mich getroffen, und ich spürte, wie das Blut warm und klebrig an meinem Bein hinunterlief. Die Splitter lagen überall verstreut auf dem Boden, und für einen Moment war ich wie gelähmt, unfähig zu reagieren, das pulsierende Brennen in meinem Bein war alles, was ich spürte.
Plötzlich hörte ich ein leises Klicken, und das grelle Licht der Küchenlampen durchflutete den Raum. Auf der Treppe stand Cruz, nur in einer Jogginghose, mit einer geladenen Waffe in der Hand. Sein Blick war alarmiert und wachsam.
>>Was ist hier los?<< Seine Stimme war rau, noch von der plötzlichen Aufregung gezeichnet.
>>Mir ist nur ein Glas runtergefallen.<<, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Er ließ seinen Blick durch die Küche schweifen, bis er schließlich auf mir ruhte und bemerkte, dass ich an meinem Bein hinuntersah, wo das Blut bereits eine kleine Pfütze auf dem Boden bildete.
Er kam sofort auf mich zu, legte die Waffe auf die Kücheninsel und machte Anstalten, mir zu helfen. >>Du blutest<<, sagte er eindringlich, seine Stimme jetzt weich und besorgt.
>>Nein, warte!<< rief ich und hob die Hand, um ihn aufzuhalten. Er erstarrte, verwirrt und besorgt. >>Überall liegen Scherben<<, erklärte ich mit einem Blick auf den Boden, wo die Splitter des Glases sich ausgebreitet hatten.
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Eyes on you - Ich sehe dich
RomanceSavannah Campbell ist Medizinstudentin in Chicago. Für ihr Studium hat sie ihre Heimat New York verlassen. Während einer Charity-Veranstaltung arbeitet sie als freiwillige Helferin und wird Zeugin einer Schießerei. Ihre Aussage bei der Polizei führt...