Als ich in der Nacht aufwachte, spürte ich Cameron's warmen Körper noch immer dicht an meinem. Wir lagen zusammen auf der Couch, seine Arme fest um mich geschlungen. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, während er tief und friedlich schlief. Das Feuer im Kamin war mittlerweile erloschen, und die einzige Wärme, die noch blieb, war die von unseren Körpern.
Vorsichtig befreite ich mich aus seinem Griff, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Ich stand leise auf und griff nach einer der Decken, die auf der Couch lagen, um meinen Körper zu bedecken. Die Ereignisse der letzten Stunden gingen mir immer noch durch den Kopf, wie ein Film, der sich unaufhörlich abspielte. Die Intensität, die Nähe, die Härte – alles war noch so präsent, dass es sich fast wie ein Traum anfühlte, und doch war es real gewesen.
Ich brauchte frische Luft, etwas, das mich von der Hitze ablenkte, die immer noch unter meiner Haut brodelte. Langsam machte ich mich auf den Weg zur Tür, die ins Freie führte. Als ich die Tür öffnete, schlug mir die kühle Luft der Nacht entgegen, und ich trat auf die Veranda hinaus.
Die Kühle war eine willkommene Erfrischung, ein scharfer Kontrast zu der Hitze, die meinen Körper zuvor beherrscht hatte. Ich zog die Decke enger um mich, während ich mich auf die Holzstufen der Veranda setzte. Mein Blick wanderte in die Dunkelheit des Waldes, der sich wie ein undurchdringliches Meer aus Schatten vor mir ausbreitete.
Die Stille der Nacht umhüllte mich, und nur das leise Rascheln der Blätter in der sanften Brise war zu hören. Kein Geräusch störte diese Ruhe, kein Licht durchbrach die Dunkelheit. Der Wald schien in einem Zustand vollkommener Ruhe zu sein, als ob er tief in der Nacht schlief, genau wie Cameron es drinnen tat.
Ich atmete tief ein und spürte, wie die frische Luft meine Lungen füllte, als ob sie die letzten Überreste der Hitze und des Chaos, das zuvor in mir gewütet hatte, aus mir herausspülte. Es war eine beruhigende, fast meditative Erfahrung, so allein in der Dunkelheit zu sitzen, während die Welt um mich herum still war.
Ich ließ meine Gedanken schweifen, ließ die Ruhe der Nacht in mich eindringen, während ich versuchte, die Ereignisse der letzten Stunden zu verarbeiten. Es war schwer, alles zu begreifen, was passiert war, aber hier draußen, in der Stille der Nacht, fühlte es sich zumindest ein wenig leichter an.
Je länger ich in der kühlen Nachtluft saß, desto mehr Zweifel krochen in meinen Kopf. Die frische Brise schien meine Gedanken klarer werden zu lassen, und mit dieser Klarheit kamen die Fragen, die ich zuvor verdrängt hatte. Was hatte ich getan? Ich hatte mit zwei Männern geschlafen, die ich kaum kannte, und die nicht nur beste Freunde waren, sondern mich beide auf eine Weise wollten, die ich nicht einordnen konnte.
Es war, als hätte ich mich in ein Netz aus Verlangen und Verwirrung verstrickt, aus dem ich keinen Ausweg fand. Der Gedanke, wie es jetzt weitergehen sollte, nagte an mir. Wie konnte ich zurück in eine normale Realität, nachdem all das passiert war? Cruz... Ich wusste, dass er ausrasten würde, wenn er davon erfährt. Er hatte zwar kein Recht, mich zu kontrollieren, doch ich wusste, dass es ihm nicht gefallen würde. Nicht weil wir zusammen wären, sondern weil er offensichtlich mehr für mich empfand, als ich bisher zugeben wollte.
>>Was mache ich hier nur?<<, flüsterte ich leise in die Dunkelheit, als ob der Wald mir eine Antwort geben könnte. Die Wahrheit war, dass ich mit keinem von beiden eine Beziehung führte. Das machte es nicht einfacher. Im Gegenteil, es machte alles nur noch verwirrender. Denn so sehr ich mich in vielen Situationen über ihr Verhalten nur aufregen konnte, fühlte ich mich zu beiden auf eine Art hingezogen, die ich einfach nicht verstand.
Es war, als würde etwas in mir beide Seiten gleichzeitig wollen, obwohl ich wusste, dass es absolut falsch war. Die moralischen Zweifel nagten an mir, doch gleichzeitig spürte ich auch eine gewisse Freiheit. War es so verwerflich, sich einfach dem hinzugeben, was das Leben einem bot?
DU LIEST GERADE
Eyes on you - Ich sehe dich
RomanceSavannah Campbell ist Medizinstudentin in Chicago. Für ihr Studium hat sie ihre Heimat New York verlassen. Während einer Charity-Veranstaltung arbeitet sie als freiwillige Helferin und wird Zeugin einer Schießerei. Ihre Aussage bei der Polizei führt...