51 | Du wirst mich nicht brechen

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Die nächsten Stunden vergingen in einer bedrückenden Stille. Der Raum, in den sie mich gebracht hatten, war überraschend gemütlich eingerichtet – zumindest auf den ersten Blick. Ein kleines Bett stand an der Wand, daneben ein Nachttisch mit einer Lampe. Ein kleiner Schrank, ein Stuhl und ein schlichter Tisch vervollständigten die Einrichtung. Es war sauber, fast heimelig, doch die beklemmende Atmosphäre ließ mich das alles nicht wirklich genießen. Dieser Ort war ein Gefängnis, ganz egal, wie nett er aussah.

Seitdem mich dieser Typ hierhergebracht hatte, war niemand mehr gekommen. Zu meinem Glück hatten sie mir wenigstens eine Flasche Wasser auf den Tisch gestellt. Ich hatte erst gezögert, aber der Durst wurde zu stark. Als ich die Flasche aufschraubte und einen Schluck trank, spürte ich, wie trocken mein Hals war. Der kalte Schluck fühlte sich für einen Moment erleichternd an, aber die Beklemmung in meiner Brust ließ nicht nach.

Ich ging zum Fenster, zog die schlichte Gardine zur Seite und schaute hinaus. Es gab nichts zu sehen – nur Bäume, die sich im Wind wiegten. Keine Straßen, keine Häuser, kein Hinweis darauf, wo ich überhaupt war.

>>Wo zur Hölle bin ich?<<, murmelte ich zu mir selbst, während ich mit der Hand über das Fensterbrett fuhr. Die Hoffnung, dass Cruz, Cameron oder einer der anderen mich hier finden würden, schwand mit jeder verstreichenden Minute. Ich war hier allein, ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt. Es fühlte sich so an, als hätte mich die Welt vergessen.

Ich versuchte meine Emotionen zurückzuhalten, aber es wurde immer schwieriger. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um die letzten Tage, um Cruz, Cameron und die Katastrophe, die sich entfaltet hatte. War das der Preis für meine Entscheidungen? Hätte ich mich anders verhalten sollen? Doch es war zu spät, um darüber nachzudenken.

>>Reiß dich zusammen, Savannah<<, flüsterte ich zu mir selbst. >>Du musst einen kühlen Kopf bewahren.<<

Aber je mehr Zeit verging, desto mehr kroch die Angst in mir hoch. Was, wenn sie mich nicht finden? Was, wenn ich für immer hierbleibe, gefangen in diesem perfiden Plan der Großmutter und Cesar? Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran dachte, wie er mich zuvor bedroht hatte. Diese kalte, berechnende Art. Und dann die Großmutter, die mich wie ein Bauernopfer in ihrem Spiel behandelte, ohne auch nur einen Funken Menschlichkeit.

Ich setzte mich auf das Bett und legte den Kopf in die Hände. Es fühlte sich an, als würde die Welt um mich herum kleiner werden, als würde der Raum enger und enger. Ich atmete tief ein, versuchte den aufkommende Panikattacke zu unterdrücken. Doch die Einsamkeit, die Stille – sie waren überwältigend.

Jedes kleine Geräusch ließ mich zusammenzucken. Der Wind draußen, das Knarren der Möbel, meine eigenen Atemzüge – alles schien lauter, intensiver. Ich musste hier raus, aber wie?

>>Cruz... Cameron...<<, flüsterte ich leise, als ob die Worte sie herbeirufen könnten. Aber es kam keine Antwort, nur die erdrückende Stille.

Die Stunden zogen sich quälend in die Länge, und je länger ich wartete, desto tiefer sank meine Hoffnung.

Es war still, abgesehen vom leisen Ticken einer Uhr, die irgendwo im Raum hing. Plötzlich hörte ich Stimmen vor der Tür. Dumpf und unverständlich, aber sie waren da. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich stand langsam auf, bewegte mich vorsichtig zur Tür, um zu lauschen. Doch selbst, als ich mein Ohr direkt an die Tür hielt, konnte ich nicht klar verstehen, was gesagt wurde. Nur Fetzen, ein Lachen, tiefe Stimmen, die diskutierten.

Dann hörte ich, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Instinktiv wich ich zurück, mein Atem beschleunigte sich, und mein Magen zog sich vor Angst zusammen. Die Tür öffnete sich, und Cesar trat mit zwei seiner Männer ein. Sein Blick war ernst, durchdringend, aber undurchschaubar. Ich konnte nicht sagen, was er dachte, doch es war klar, dass nichts Gutes bevorstand.

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