21 | Cruz

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Der Kuss mit Savannah ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder spielte sich der Moment vor meinen Augen ab - Ihre weichen Lippen auf meinen, der süße Geschmack ihres Atems und das Verlangen sie für mich zu beanspruchen. Ich wollte mehr, so viel mehr, doch ich wusste, es durfte nicht sein. Es wäre unser beider Untergang, und das konnte ich ihr nicht zumuten.

Mir war klar, dass ich sie nie hätte hierherbringen dürfen. Schon von Anfang an wusste ich, dass es eine schlechte Idee war. Doch ich hatte meine Gefühle für sie nicht länger unterdrücken können und den Moment genossen, solange er andauerte. Jetzt, da die Realität mich wieder eingeholt hatte, musste ich mich weiter um mein Geschäft kümmern.

Noch nie hatte eine Frau solche Gefühle in mir ausgelöst. Ich war nie der Typ für die Liebe, geschweige denn für Beziehungen. In meiner Welt kamen und gingen Frauen, wann immer ich es wollte. Die meisten Frauen in meinem Umfeld sahen nur den Status und das Geld. Und so behandelte ich sie auch – sie dienten meiner körperlichen Befriedigung, für mehr taugten sie nicht.

Aber Savannah, sie war anders. Gerade einmal 20 Jahre alt, lagen zehn Jahre zwischen uns. Doch was sie in ihrem kurzen Leben schon alles erlebt hatte, übertraf das vieler anderer, die ich kannte. Sie wollte etwas aus ihrem Leben machen, etwas Gutes tun. Sie war das komplette Gegenteil von mir. Ich lebte für mich selbst, ohne Rücksicht auf andere, doch Savannah strebte danach, die Welt zu verbessern.

Diese Begegnung mit ihr veränderte mein Leben auf eine Weise, die ich nie für möglich gehalten hätte. Selbst eine gute Tat kann dein Leben für immer verändern. Savannah, mit ihrem reinen Herzen und ihrem unbeugsamen Willen, löste in mir einen Drang aus, den ich nie zuvor gespürt hatte – den Drang, sie beschützen zu müssen.

Die Schulden, die Jack angeblich bei mir hatte, waren nur ein Vorwand. Wenn sie da draußen alleine wäre und vor Hernandez fliehen müsste, wäre sie vogelfrei und würde nicht lange überleben. Ich konnte das nicht zulassen. Sie bedeutete mir mehr, als ich mir eingestehen wollte. Die Tatsache, dass sie in meinem Leben war, hatte alles verändert. Und jetzt musste ich einen Weg finden, sie zu schützen, ohne uns beide ins Verderben zu stürzen

Plötzlich riss mich Damian aus meinen Gedanken. >>Erde an Cruz. Jemand da?<< Seine Stimme klang amüsiert, aber auch fordernd.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich glatt vergessen hatte, dass die anderen auch da waren.

Mateo und Cameron hatten nichts mitbekommen und sahen mich erwartungsvoll an, während ich ihnen die Situation erklärte.

>>Es gab gestern einen Vorfall. So ein Typ, der Savannah offenbar von früher wiedererkannt hat, hat sie auf der Toilette bedrängt. Wir kamen noch rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhindern. Zumindest was sie betrifft.<< Ich zündete mir eine Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug. Der Rauch meiner Zigarette schlängelte sich in dicken, grauen Wolken zur Decke >>Er hatte nicht so viel Glück<<, ergänzte ich und beobachtete ihre Reaktionen. Cameron runzelte die Stirn, und Mateo lehnte sich zurück, seine Augen weiteten sich.

>>Du hast ihn umgebracht? Seit wann gehst du so vor? Es war nicht das erste Mal, dass so etwas vorgefallen ist.<<, mischte sich Cameron ein.

>>In diesem Club kann nicht jeder Wichser tun und lassen was er will. Hier gelten unsere Regeln. Und niemand fasst die Mädchen gegen ihren Willen an.<<

Die anschließende Stille im Raum wurde drückend. Schließlich war es Damian, der das Schweigen brach.

>>Ich habe mich umgehört. Dieser Mike war in der Stadt als Dealer bekannt, aber er hatte keine wichtigen Verbindungen. Sein Tod wird das Gleichgewicht nicht stören.<<

Eyes on you - Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt